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"Arbeitet dieser für einen Geheimdienst?" Russischer Eishockey-Held kritisiert den Kreml öffentlich

Calgary (Alberta/Kanada) - NHL-Spieler und Eishockey-Ikone aus Russland, Nikita Zadorov (28), der seit 2021 bei den Calgary Flames in Kanada aktiv ist, äußerte sich in einem Gespräch mit dem YouTube-Persönlichkeit und Kreml-Kritiker Juriy Dud (36) gegen den Konflikt in der Ukraine.

In dem ausführlichen Interview, das am Donnerstag veröffentlicht wurde, erklärte der 28-jährige Eishockeyprofi, dass der Konflikt die russische Eishockey-Community spaltet.

Er teilte sein Verständnis darüber, dass einige komplett auf der Seite des propagandistischen Regimes stehen, während andere, wie er selbst, sich dagegen wehren.

Eishockey ist eine der populärsten Sportarten in Russland und das russische Nationalteam ist weltweit hoch angesehen.

Allerdings gelangen nicht alle russischen Eishockey-Stars in die amerikanische Profiliga NHL und spielen stattdessen in der KHL, auch bekannt als "Kontinentale Hockey-Liga", der höchsten Eishockey-Spielklasse in Russland.

"Ich habe Mitleid mit denjenigen, die ihre Familien durchspielen müssen. Die Jungs, die in der KHL spielen und 'Z'-Trikots tragen, denken hauptsächlich an ihre Familien. Leider sind die Menschen gezwungen, ihre moralischen Werte zu opfern, wenn sie für ihre Familien sorgen müssen", vermutet der 28-jährige Sportler, der es absurd findet, dass russische Teams manchmal mit Bannern, die "Putin ist unser Präsident" verkünden, neben dem Eis spielen.

Seit Beginn des Konflikts hat Zadorov sein Heimatland nicht mehr besucht und kann sich derzeit nicht vorstellen, dorthin zurückzukehren: "Es ist abscheulich. Wie kann ich in einem Restaurant essen gehen, während Menschen bombardiert werden? Nur 1000 Kilometer entfernt?"

Ein sofortiges Feedback zur klaren Positionierung von Nikita Zadorov wurde laut The Hockey News ohne Verzögerung gegeben.

Alexander Koschewnikow ist überzeugt, dass Nikita Zadorov für einen Geheimdienst arbeitet

Die russische Eishockey-Ikone Alexander Koschewnikow (65) gab ein Interview an "Komsomolskaya Pravda", die meistgelesene Zeitung in Russland, und fragte sich, "für welchen Außenposten er (Zadorov, d. Red.) tätig sein könnte", während er behauptet, dass sein Landsmann lediglich "Nonsens und Unsinn" von sich gibt.

Mit dieser Haltung steht der 65-jährige voll und ganz hinter Wladimir Putin (70), der ebenfalls dazu neigt, die Machenschaften ausländischer Geheimdienste zu vermuten, wenn er widersprochen wird.

Die gesellschaftliche Situation in Russland ist belastet. Das öffentliche Kritisieren des Konflikts in der Ukraine ohne Konsequenzen zu befürchten, ist in Russland nicht realisierbar. Der beinahe anderthalb Jahre andauernde Angriff der russischen Armee in der Ukraine darf in Russland nicht einmal als Konflikt bezeichnet werden.

Deswegen sind hohe Zustimmungswerte in Umfragen für Putin mit Skepsis zu betrachten, ebenso wie Zustimmungen zum Konflikt.