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„Sie wollten unser Baby im Müll entsorgen“: Skilegende enthüllt Einzelheiten schwieriger Lebensphase

Schönried (Schweiz) - Michael von Grünigen (54), der schweizerische Skirennfahrer, gehörte um die Jahrtausendwende zur Elite der Riesenslalom-Läufer und konnte sich über zwei Siege bei den Weltmeisterschaften freuen. Doch hinter der erfolgreichen Karriere dieses Wintersport-Idols verbirgt sich eine Geschichte voller harter Prüfungen.

Bereits im frühen Alter verlor er beide Elternteile, was ihn frühzeitig zum Waisen machte. Dieser Schicksalsschlag "könnte" laut Grünigen selbst dazu beigetragen haben, dass er später zum Spitzenathleten wurde - etwas, das er in einem Gespräch mit der Schweizer Tageszeitung Blick preisgab.

1997 erklomm Grünigen die Weltspitze auf den Riesenslalom-Pisten im italienischen Sestriere - sein erster WM-Triumph. Das folgende Jahr sicherte er sich bei den Olympischen Winterspielen in Japan eine Bronzemedaille.

Ein weiterer Meilenstein sollte der Erfolg bei der Weltmeisterschaft 2001 sein. Allerdings hätte ihn ein tragischer Moment fast zum Rückzug veranlasst, einige Monate vorher.

„Meine Frau Anna war im sechsten Monat schwanger und bemerkte bei einer Routineuntersuchung eine außergewöhnliche Empfindung im Unterleib“, erinnert sich Grünigen. „Dann haben die Ärzte festgestellt, dass unser Kind tot ist.“

Oft ist ein Kaiserschnitt in solchen Fällen zu riskant, daher mussten die Ärzte die Geburt auf herkömmlichem Wege einleiten. Dadurch kam es zu ernsthaften Komplikationen und Anna verlor viel Blut.

„Irgendwann sagten die Ärzte mir, dass sie nichts mehr für meine Frau tun könnten. Anna wurde schon aufgegeben“, schildert der Skistar die beängstigenden Momente.

Michael von Grünigen musste um das Beerdigungsrecht seines verstorbenen Kindes ringen

Zu diesem erschütternden Zeitpunkt waren er und Anna bereits neun Jahre ein Paar. Sie hatten sich kennengelernt, noch bevor Grünigens eindrucksvolle Siege und der damit verbundene Trubel begannen.

Zu ihrem großen Glück hat Anna überlebt. Jedoch stellte das Ableben ihres Kindes ihre Beziehung auf eine starke Probe. Ihre Stütze in dieser Zeit war die Beerdigung, die allerdings hart erkämpft werden musste.

„Es klingt unglaublich brutal, aber die damalige Regel sah vor, tot geborene Kinder, die kleiner als 30 Zentimeter waren, im Operations-Müll zu entsorgen“, erläutert der ehemalige Sportler.

Grünigen sagt weiter: "Stellen Sie sich das vor: Sie wollten unser Baby in den Müll werfen! Unfassbar! Anna trat damals mit unserem Pfarrer in Kontakt und fragte, ob wir Joan nicht beerdigen dürften. Glücklicherweise waren wir dazu berechtigt."

2003 beendete der Schweizer seine sportliche Laufbahn und arbeitet nun im Tourismussektor. Mit Anna hat er insgesamt drei Söhne, der älteste davon, Noel (29), tritt in die Fußstapfen seines Vaters und ist ebenfalls aktiver Skirennfahrer.