Skisport in Aufruhr: Häufung von Stürzen entfacht Debatte über Rennkalender
In Wengen, inmitten der Schweizer Alpen, überschattet eine Welle von Absagen und Verletzungen die laufende Ski-Alpin-Saison. Das Wochenende im Zeichen des Weltcups ruft angesichts der prall gefüllten Termine und einer Reihe schwerer Stürze hitzige Diskussionen hervor. Nicht weniger als drei Rennen fanden dort statt, begleitet von ebenso vielen dramatischen Zwischenfällen: Im verkürzten Abfahrtslauf stürzte der Lokalmatador Marco Kohler (26), wobei er sich gravierende Knieverletzungen zuzog. Der darauffolgende Tag sah Alexis Pinturault (32) aus Frankreich im Super-G kämpfen, jedoch riss er sich das Kreuzband – was seinen Wettkampf vorzeitig beendete. Am Samstag ereilte dann Aleksander Aamodt Kilde (31) ein ähnliches Schicksal; er verfing sich in der Abfahrt in den Schutznetzen, doch widerlegte das norwegische Ski-Team den anfänglichen Verdacht einer schweren Unterschenkelverletzung und bestätigte lediglich eine Schulterluxation, eine Schnittwunde in der Wade sowie diverse Prellungen. Allerdings ließ der Sturz des kraftstrotzenden Norwegers, der kurz vor der Ziellinie seine Energie verlor, die Sportwelt aufschrecken – ein Zeichen von Erschöpfung nach drei anstrengenden Speedrennen auf der anspruchsvollen Strecke. "Dreitägige Rennserien auf dem längsten Weltcup-Parcours sind eindeutig zu viel", warnt Cyprien Sarrazin (29), der Super-G-Sieger, und führt im ORF weiter aus, dass es sich hierbei um keine Alltäglichkeit handele und selbst der weltbeste Skirennfahrer vor dem Ziel gefallen sei.
Zu viel des Guten? Bedenken nach Kildes Unglück
Die Verdichtung der Speedrennen ist der Ersatz für abgesagte Abfahrten in Beaver Creek. "Es besteht natürlich die Notwendigkeit, die Rennen nachzuholen, und wir begrüßen das", erklärt der Drittplatzierte in der Abfahrt, Dominik Paris (34). Er hinterfragt jedoch die Vernunft einer solchen Häufung an einem einzigen Wochenende und gibt zu verstehen, dass er kein Befürworter von Doppelabfahrten ist – ein Format, das bereits am nächsten Wochenende in Kitzbühel wieder auf dem Plan steht. Gesamtweltcup-Champion Marco Odermatt (26) betrachtet dies ebenfalls kritisch und appelliert an jeden Veranstalter, jeden Verband und an die FIS selbst: Mehr sei nicht immer besser. Zu viele Rennen seien im Weltcup angesetzt, was auch der norwegische Sportdirektor Claus Ryste (49) bestätigt: Angesichts der aktuellen Verletzungen gibt er zu bedenken, dass die Grenzen möglicherweise überschritten wurden und fordert, alles zu tun, um weitere Verletzungen zu verhindern.
Fehlende Ski-Größen durch Verletzungen im Alpin-Sport
Die Zukunft wird zeigen, ob der Weltcup-Zirkus die warnenden Worte der Athleten und Sportverantwortlichen ernst nimmt. Denn nicht nur die schockierenden Bilder der Stürze besorgen die Organisatoren, sondern auch das Fehlen prominenter Sportler wie Kilde und Pinturault, das die Attraktivität der Rennen schmälert. Betroffen von Verletzungen sind ebenfalls der Lehrbuchfahrer Marco Schwarz (28), die amtierende Parallel-Weltmeisterin Maria Therese Tviberg (29) und viele weitere Weltcup-Gewinner und Medaillenträger. Der Trend zu immer mehr Wettkämpfen scheint sich zwar in vielen Sportarten abzuzeichnen, doch bleibt fraglich, ob der Skisport hier eine gegenläufige Entwicklung einleitet.