Teamwettbewerb führte zu Essstörung: Biathlon-Star Elisa Gasparin öffnet sich über Magersucht
In der Schweiz hat die Biathlon-Expertin Elisa Gasparin, 32, erstmals ihre Erfahrungen mit einer Essstörung, die sie während ihrer aktiven Zeit entwickelte, geteilt. Jahrelang litt sie unter Magersucht. Der Leidensweg begann im Zuge der Vorbereitungen auf die Olympischen Spiele 2014, wie sie der Aargauer Zeitung offenbarte. Innerhalb des Schweizer Biathlon-Teams entstand ein ungesunder Wettbewerb darum, wer am wenigsten Essen zu sich nahm. Elisa Gasparin beschreibt, wie alle ständig die Teller der Anderen beobachteten, ein regelrechter Konkurrenzkampf um die geringste Nahrungsaufnahme. Nach und nach nahm das Essen ihre Gedanken vollends ein, es drehte sich alles darum, wie sie ihren Verzehr weiter reduzieren könnte. "Wenn ich im Training Hunger verspürte, dachte ich, ich müsste jetzt eigentlich essen, wollte es aber nicht", erzählt die erfahrene Weltcup-Athletin. Trotz ihrer Essstörung erzielte sie bei den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi mit einem achten Platz im Sprint ihr bisher bestes Einzelergebnis.
Magersucht zwingt Elisa Gasparin zur Wettkampfpause in der Saison 2015/16
2015 konnte Elisa Gasparin diesen Zustand allerdings nicht beibehalten und musste aufgrund von völliger Erschöpfung ein Trainingslager frühzeitig beenden und später die gesamte Saison pausieren. Sie schildert, wie sie am Tiefpunkt für einfache Tätigkeiten, wie den Gang ins Badezimmer, eine Stunde Überwindung benötigte. Der Durchbruch in ihrer Genesung kam durch einen studienbedingten Aufenthalt in Mexiko und den anschließenden Besuch im Schweizer Institut für Ernährungsdiagnostik. Bald darauf gelang es ihr, einen Alltag zu führen, in dem sie abends nicht einmal mehr wusste, was sie morgens gegessen hatte. Im Winter 2016/17 kehrte sie über den IBU-Cup erfolgreich in den Weltcup zurück.
Lena Häcki-Groß, 28, eine Teamkollegin von Gasparin, hat ebenfalls über ihre Essstörung gesprochen. Bei ihr wurde eine Binge-Eating-Störung diagnostiziert, geprägt von unkontrollierten Essattacken. Inzwischen haben beide Sportlerinnen ihr Essverhalten reguliert und möchten ihre Erfahrungen nutzen, um auf die Risiken von Essstörungen im Profisport aufmerksam zu machen.