Innerer Konflikt im Biathlon-Team Norwegen führt zu öffentlichem Disput
Ruhpolding - Das norwegische Biathlon-Team könnte Grund zur Zufriedenheit haben angesichts der beeindruckenden Leistungen: Die Athleten belegen die ersten fünf Ränge des Gesamtweltcups und triumphieren bei allen Staffelrennen der Saison. Dennoch sorgt die überraschende Nicht-Berücksichtigung eines Olympiasiegers in Oberhof für reichlich Spannungen, die nun an die Öffentlichkeit gelangt sind. Vetle Sjåstad Christiansen (31), langjähriges Mitglied des Elite-Teams und drittbester Biathlet des vorigen Winters, musste kurzzeitig seine Position im Weltcup-Kader räumen. Ausschlaggebend war sein siebter Platz in der Gesamtwertung, der innerhalb des norwegischen Teams den schwächsten darstellt. Johan-Olav Botn (24), der im IBU-Cup herausragende Ergebnisse erzielte, trat an seine Stelle. Christiansen zeigte sich verärgert über diese Entscheidung und machte seinen Unmut zum Auftakt der Wettkämpfe in Ruhpolding deutlich, wo er nun wieder an den Start gehen darf. Enttäuscht äußerte er sich gegenüber dem norwegischen Sender NRK über die seiner Meinung nach "inkompetente Entscheidung" der Verantwortlichen und das Gefühl der Ungleichbehandlung. Botn konnte allerdings die ihm gebotene Gelegenheit in Oberhof nicht ergreifen und leistete sich Fehler beim Schießen sowie im Sprint eine unnötige Strafrunde und einen Frühstart in der Verfolgung. Mit Rang 26 und 24 verfehlte er eine baldige Rückkehr in den Weltcup. Christiansen betonte, dass durch diese Situation niemand gewonnen hat: weder Botn, der keine wertvollen Erfahrungen sammeln konnte, noch er selbst, der nicht teilnehmen durfte, noch der Verband, der nun einen unzufriedenen Athleten verkraften muss.
Johan-Olav Botns Fehlschüsse und Strafen dämpfen seine Weltcup-Ambitionen
Siegfried Mazet (46), der Schießtrainer der norwegischen Athleten, reagierte auf Christiansens öffentliche Kritik. Er glaubt, dass durch das vorübergehende Aus des Athleten seine Chancen auf eine WM-Teilnahme gewahrt blieben, da Christiansen in Lenzerheide nicht in seiner besten Verfassung war, wie der Franzose bei Ski Nordique in Ruhpolding betonte. Er kritisierte Christiansens Undankbarkeit angesichts der Tatsache, dass dieser für Ruhpolding eingeplant war und nur die negativen Aspekte der Entscheidung sah. Angesichts des starken Kaders sind Auswahlentscheidungen stets anspruchsvoll und potenziell kritikbelastet. Gäbe es keine Nominierung für Botn, hätten Beschwerden seitens seiner Trainingsgruppe gedroht. Mazet ist zwar über die Äußerungen Christiansens verärgert, strebt aber eine persönliche Klärung an. Er sieht die Meinungsverschiedenheit als erledigt an und möchte sich auf die Zukunft konzentrieren. Trotz der Enttäuschung über die Vorgehensweise des Athleten in den Medien betont er, dass derartige menschliche Reaktionen verständlich seien.