Julian Nagelsmann und die EM-Nominierung: Weniger Spieler aus Angst vor schlechter Stimmung?
Düsseldorf - Bei der anstehenden Fußballeuropameisterschaft steht Bundestrainer Julian Nagelsmann (36) möglicherweise vor der Option, 26 Spieler statt der üblichen 23 zu nominieren, eine Entscheidung, die von der UEFA in Kürze getroffen wird. Doch obwohl dies mehr Spielraum im Kader bedeuten würde, hegt Nagelsmann Bedenken wegen der Gefahr schlechter Stimmung im Team. Für Spieler wie Leon Goretzka (29) könnte eine Kadererweiterung zwar neue Chancen bedeuten, doch der Gedanke an möglichen teaminternen Unmut, besonders bei denen, die nur Ersatz sind, bereitet dem Bundestrainer Sorgen. In einem Workshop mit Vertretern der 24 EM-Teilnehmerländer teilte die UEFA mit, dass sie verschiedene Standpunkte gehört hat und bald eine finale Entscheidung treffen wird. Sollte die Kadergröße tatsächlich erhöht werden, stünde Nagelsmann vor der schwierigen Aufgabe, ein Gleichgewicht zu finden, um nicht zusätzliche Unzufriedenheit unter den Spielern zu riskieren, die nicht oft zum Einsatz kommen. Nagelsmann zog den Vergleich zu einer fiktiven Abteilung, um seine Befürchtungen zu verdeutlichen: "Wenn du eine Abteilung hast, 20 arbeiten und 10 sitzen herum, ist es okay. Aber wenn 10 arbeiten und 20 herumsitzen, wird die Stimmung leiden." Er überlegt daher, ob es sinnvoll ist, mehr Spieler zu nominieren, als unbedingt nötig. Er möchte zwar keine negativen Auswirkungen auf andere Mannschaften haben, schlägt jedoch vor, dass die Entscheidung, ob man die maximale Anzahl Spieler mitnimmt, jedem Nationaltrainer selbst überlassen sein sollte. Sollte die UEFA die Möglichkeit eines 26-Mann-Kaders bestätigen, könnte Nagelsmann eine noch nie da gewesene Entscheidung treffen, indem er bewusst weniger Spieler nominiert als möglich. Dies käme nachdem bei den letzten großen Turnieren, aufgrund von Corona (EM 2021) und der saisonbedingten Belastung (WM 2022), bereits 26 Spieler statt 23 erlaubt waren, eine Option, die bislang von allen Teams voll ausgeschöpft wurde.