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Sportarzt warnt: "Es gibt unterernährte Athleten"

München - Vor dem Start der WM am Dienstag fordert Sportmediziner Volker Schöffl den Kletter-Weltverband IFSC auf, strengere Regeln gegen Essstörungen einzuführen.

"Klettern hat ein Gewichtsproblem. Es gibt unter- und fehlernährte Athleten, die massiv gefährdet sind", sagte der deutsche Teamarzt der Sportkletterer der Deutschen Presse-Agentur.

"Man muss diese Athleten identifizieren und zum Selbstschutz mit einer Sperre belegen", forderte der Experte weiter.

Schöffl ist Leiter des Zentrums für interdisziplinäre Sportmedizin am Klinikum Bamberg. Seit 2009 war er Mitglied der medizinischen Kommission im Weltverband - einem beratenden Gremium ohne Entscheidungsgewalt.

Anfang Juli trat Schöffl aus Protest zurück. Sein Vorwurf: Der IFSC habe nicht genug Ehrgeiz, strengere Zugangsregeln zu Weltcups einzuführen und damit wirkungsvolle Maßnahmen gegen Essstörungen zu ergreifen.

Nach Schöffls Einschätzung hat sich der Trend unter den Kletterern verstärkt, dünner sein zu wollen.

Ist die Gesundheit der Kletterer dem IFSC egal?

"Es ist im Klettersport vorteilhaft, wenn man leichter ist. Wenn ich mit derselben Kraft weniger Gewicht heben muss, kann ich mich länger festhalten und weiterklettern", sagte der Sportmediziner. In der Weltspitze gibt es einige Athleten mit einer Essstörung. "Eigentlich sollten sie nicht antreten dürfen."

Was den Mediziner besonders ärgert: Der IFSC hätte eine gute Datengrundlage, um strengere Regeln durchzusetzen. Bei jedem Weltcup im Jahr 2022 haben die Ärzte Gesundheitswerte der Athleten gesammelt.

"Wir verwenden immer noch den Body-Mass-Index (BMI) bzw. den Massenindex. Der Massenindex ist eine Variation des BMI, der dünnere Sportler bevorzugt, damit sie nicht auffallen", erklärte Schöffl.

Auf Anfrage der dpa teilte der IFSC mit, dass man sich des Problems bewusst sei. Derzeit wird an einer neuen Methode zur Bewertung des Schwellenwerts geforscht.

"Es mag den Anschein erwecken, dass das Verbot von Athleten, die als zu dünn oder zu leicht gelten, eine einfache Lösung ist. Aber für den IFSC kann das Gewicht allein oder ein einfacher BMI-Parameter nicht die tatsächliche Gesundheit definieren", hieß es.