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Deutscher Champion empört: Ironman-Weltmeisterschaft erstmals nicht auf Hawaii ist "wie Wimbledon in Monaco"

Nizza - Erstmalig in der Geschichte des Ironman wird der Titel für den besten Triathleten weltweit am kommenden Sonntag nicht auf Hawaii verliehen. Diese Neuerung bricht mit einer lange gepflegten Tradition und stößt auf breite Kritik.

Thomas Hellriegel, der erste Deutsche, der einen Triumph in Hawaii errungen hat, empfindet die anstehende erste Ironman-Weltmeisterschaft in Nizza als "absolutes Unding".

Im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur äußerte der heute 51-jährige ehemalige Weltklasse-Triathlet aus Bruchsal seine Meinung zur Premiere an der Côte d'Azur und über den besonderen Charakter, den Hawaii als Geburtsort des Ironman vermittelt:

"Es ist, als ob du Wimbledon nach Monaco verlegst. Monaco mag zwar schöne Tennisplätze haben, aber es ist eben nicht Wimbledon. Das ist schlicht und ergreifend nicht möglich."

Am kommenden Sonntag wird erstmals der Titel außerhalb der USA vergeben. Doch in Südfrankreich werden nur die Männer antreten. Die Frauen starten Mitte Oktober auf Hawaii. Ein Wechsel wird ab sofort jährlich stattfinden.

Die Entscheidung hat auch unter aktiven Sportlern und Sportlerinnen Unverständnis hervorgerufen und massive Kritik ausgelöst.

Die Ironman-WM der Männer findet 2023 erstmalig in Nizza statt, während die Frauen in Hawaii starten

"Ehrlich gesagt, bin ich froh, dass ich meine Karriere beendet habe und das nicht mehr erleben muss", kommentiert Hellriegel, der 1997 in Kailua-Kona nach 3,86 Kilometern Schwimmen, 180,2 Kilometern Radfahren und 42,2 Kilometern Laufen als erster Deutscher siegte.

Aufgrund seiner Stärke vor allem beim Radfahren bekam er den Spitznamen "Hell on wheels" (Hölle auf Rädern). "Ich bin 16 Mal in Folge auf Hawaii angetreten, ohne Absage, Unterbrechung oder Umverlegung. Und darüber bin ich sehr froh", fügt Hellriegel hinzu.

Vor der Entscheidung von Ironman, die WM räumlich und zeitlich nach Geschlecht zu teilen, hatte die Corona-Pandemie bereits zweimal zur Absage der WM auf Hawaii geführt. 2020 und 2021 fand dort kein Ironman statt.

Die WM von 2021 wurde im Mai 2022 in St. George, Utah, nachgeholt, wobei im Oktober desselben Jahres die Profi-Männer und -Frauen erstmals an unterschiedlichen Tagen antraten.

Der Grund hierfür war die große Anzahl an qualifizierten Altersklassen-Athleten und -Athletinnen, welche die Gästezahl vor Ort nahezu verdoppelte und dadurch Probleme verursachte. Die Verantwortlichen von Kailua-Kona bestanden darauf, nur noch ein Rennen an einem Tag auszutragen.

Aufgrund des Wunsches, die Starterzahlen nicht zu reduzieren, musste eine alternative Lösung gefunden werden. "Letztendlich geht es ums Geld", meint Hellriegel.