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Deutscher Elite-Sport in Gefahr: Stehen Budgetkürzungen bevor?

Berlin - Gerade nach der enttäuschenden Performance Deutschlands bei der Leichtathletik-WM und Forderungen nach einer höheren Priorität für den Elite-Sport, drohen massive Budgetkürzungen. Beteiligte sind schockiert.

Entschlossen haben sich eine weitreichende Allianz aus Athleten, Akademikern und Politikern, darunter die Institute FES und IAT, gegen angekündigte Millionen-Kürzungen im deutschen Elite-Sport ausgesprochen.

Angeführt von den mehrfachen Olympiasiegern Francesco Friedrich (33, Bob) und Ronald Rauhe (41, Kanu), warnte man am Montag in Berlin am Sitz des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) nicht nur vor einem potenziellen Wettbewerbsverlust deutscher Athleten bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris.

Für den Elite-Sport bedeutet die Streichung von Geldmitteln auch drastische, gesamtgesellschaftliche Auswirkungen.

"Unsere Nation, unsere Jugend braucht Idole. Das sind Sportler, an denen sich die Gesellschaft orientiert", betonte Martin Engelhardt (63), Vorstandsvorsitzender des Vereins IAT/FES.

Als Mediziner sei er sich der Auswirkungen einer Reduzierung sportlicher Aktivität bewusst - besonders durch entstehende Kosten im Gesundheitssystem.

Budgetpläne kündigen Millionenschwere Kürzungen für Elite-Sport und Sportwissenschaft an

Im Bundeshaushalt 2024 von Finanzminister Christian Lindner (44, FDP) sind Kürzungen für den Elite-Sport um zehn Prozent auf circa 276 Millionen Euro von etwa 303 Millionen Euro festgelegt.

Die Instituten für Sport, FES und IAT (Institut für Angewandte Trainingswissenschaft), welche Athleten mit technischer Beratung, etwa bei Trainingsoptimierung oder Geräteentwicklung, unterstützen, sollen mit vier Millionen Euro sogar bis zu 19 Prozent des bisherigen Etats gekürzt werden.

Fachwissen, insbesondere in technisch komplizierten Disziplinen mit Sportgeräten, droht verloren zu gehen. "Ohne die nötigen Finanzen und Mittel wird es schwierig", warnte der viermalige Bob-Olympiasieger Friedrich.

Ohne die Expertise des FES hätte er nicht vier Goldmedaillen erzielen können. "Es regt mich auf, dass der Sport nicht den Stellenwert in der Gesellschaft hat, den er verdient", äußerte der Kanu-Olympiasieger Rauhe.

Der Vorsitzende des Bundestags-Sportausschusses, Frank Ullrich (65), gab Hoffnung auf eine Änderung der Pläne. "Ich werde mich vehement dafür einsetzen, dass wir diese Kürzungen abwenden", versicherte der SPD-Politiker und schilderte bereits laufende Gespräche.

Der gesellschaftliche Wert des Sports sollte wieder stärker in den Fokus rücken, bot der ehemalige Weltklasse-Biathlet Ullrich.