Jan Ullrich gibt Doping zu: Ein öffentliches Geständnis mit Schuldeingeständnis
München: In einem bemerkenswerten Schritt hat Jan Ullrich, der Radsportler, der 1997 die Tour de France gewann, zugegeben, während seiner aktiven Karriere gedopt zu haben. Bei der Premiere der Amazon-Dokumentation „Jan Ullrich - Der Gejagte“, welches in München stattfand, sprach er zum ersten Mal offen darüber. "Ja, ich habe gedopt, das geht aus der Dokumentation hervor", erklärte Ullrich und bekannte sich schuldig, ein Gefühl, das ihn begleitet. Bisher hatte Ullrich Vorwürfe stets verneint und beteuert, er habe niemanden betrogen. Die Werke "Ich habe niemanden betrogen" waren lange Zeit seine Antwort auf Doping-Fragen. Jetzt scheint er jedoch bereit zu sein, mit seiner Vergangenheit ins Reine zu kommen. „Ich wollte wirklich niemanden betrügen. Ich wollte mir keinen Vorsprung verschaffen. Der Radsport hatte zu der Zeit ein System, das ich für Chancengleichheit hielt", offenbarte Ullrich.
Jan Ullrichs Geständnis vor Vertrauten und Weggefährten
Viele Menschen aus Ullrichs Radsportzeit, darunter Olaf Ludwig, Rudy Pevenage, Ivan Basso, Jens Heppner, Danilo Hondo, Jugendtrainer Peter Sager und sogar die Mutter von Marco Pantani, waren zur Veranstaltung in München erschienen. Der einstige Radstar, gepriesen als "Boris Becker des Radsports", löste mit seinem Tour-de-France-Sieg einen ungeheuren Radsport-Boom aus. Neben dem Sieg 1997 erreichte Ullrich fünfmal den zweiten Platz bei der Tour, wurde Weltmeister sowie Olympiasieger. Er hatte in der Vergangenheit über Doping in seinem Team Telekom gesprochen und verglich das Fehlen von Doping damals mit dem Aussichtslosen, „zu einer Schießerei nur mit einem Messer bewaffnet zu gehen“. Es habe eine weitverbreitete Wahrnehmung bestanden, dass ohne Doping der Wettbewerb nicht fair sei.
Andere Radprofis hatten früher Doping eingestanden
Im Jahr 2006 wurde Ullrich im Rahmen der "Operacion Puerto" als Kunde des Doping-Arztes Eufemiano Fuentes entlarvt, woraufhin er seine Karriere ungewollt beendete. 2012 verhängte der Internationale Sportgerichtshof Cas eine zweijährige Sperre gegen ihn und erkannte diverse Siege ab. Obwohl er Behandlungen bei Fuentes zugab, verweigerte Ullrich lange ein Doping-Geständnis. Dies stand im Gegensatz zu ehemaligen Kollegen wie Erik Zabel oder Rolf Aldag, die ihr Doping eingestanden hatten. Die Konsequenzen seiner Offenbarungen für seine Erfolge, insbesondere den Tour-Sieg von 1997, bleiben ungewiss. Während Lance Armstrong alle sieben Tour-Siege aberkannt wurden, wird Bjarne Riis weiterhin als Tour-Gewinner geführt. Dank der zehnjährigen Verjährungsfrist des IOC scheint Ullrichs Olympia-Gold von 2000 sicher.
Jan Ullrichs Comeback nach persönlichem Tiefpunkt
Nach seinem Karriereende machte Ullrich auch außerhalb des Sports negative Schlagzeilen. Der „Stern“ berichtete von einem „Totalabsturz“, in welchem er sich exzessiv dem Alkohol und Kokain hingab. Ein Streit mit Til Schweiger und ein darauffolgender Gefängnisaufenthalt führten dazu, dass er in einer Suchtklinik Hilfe suchte. Lance Armstrong war einer der ersten Unterstützer, der ihm zur Seite stand und riet, eine Entziehungskur zu machen, um ein ähnliches Schicksal wie das von Marco Pantani zu vermeiden, der 2004 an einer Überdosis starb. Armstrong betonte in einem Interview mit der "Zeit", wie wichtig es ihm war, keinen weiteren Freund zu verlieren.