Risiken in der Nacht, Öl-Attacke und Reißnägel: Spaniens Etappenrennen neigt zum Farce
Barcelona (Spanien) - Die aktuelle Ausgabe der Spanien-RundfahrtLa Vuelta findet kein Ende des Tumults. Nach den bereits chaotischen und dramatischen Starttagen gab die Polizei am Dienstag bekannt, einen Öl-Angriff auf die Radler verhindert zu haben.
Im Rahmen der Operation gegen diese Sabotage wurden laut der Deutschen Presse-Agentur vier Menschen verhaftet, die zwei umfangreiche Behälter mit einer Substanz ähnlichem Öl auf einem Teilstück der Strecke in Katalonien platziert hatten.
Die Behälter waren unter Pflanzen versteckt und sollten mit einem Schlauch verbunden sein, durch den das Öl auf die Straße geleitet werden sollte. Die Freisetzung sollte durch ein elektronisch gesteuertes Ventil erfolgen, das mit einem Zeitschalter verbunden war.
Die Polizei schließt nicht aus, dass die Täter Teil der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung sein könnten.
Die erst vier Tage alte La Vuelta, die bis zum 8. September dauern wird, musste bereits einen anderen Anschlag verkraften: Berichten der spanischen Zeitung Marca zufolge streuten am Sonntag einige "Fans" Reißnägel auf den Asphalt, was zu etlichen Plattfüßen unter den Fahrern führte.
Demonstrationen bei der La Vuelta sind kein seltenes Phänomen
Der spanische Radsportler Juan Ayuso (20, UAE Team Emirates) kommentierte nach der Etappe: "Jemand hat entschieden, Nägel vor einer Kurve zu streuen. Ich möchte dieser Person sagen, dass sie unverantwortlich ist und ich ihr das Gleiche wünsche, was sie uns wünscht. Ich wünsche ihr das Schlechteste."
Auch diese Etappe ging durch Katalonien, daher könnte es eine Protestaktion von Anhängern der katalanischen Unabhängigkeitsbewegung gewesen sein.
Reißnägel sorgten bereits bei der diesjährigen Tour de France für negative Schlagzeilen.
Die ersten Etappen verliefen durch das Baskenland, das Teil von Spanien ist, aber eine autonome Region darstellt. Trotzdem gibt es dort eine aktive Unabhängigkeitsbewegung, deren Mitglieder für den Anschlag mit den Reißnägeln verantwortlich gemacht wurden. Die Tour de France war davon nur bei ihrer Gastspielphase in Spanien betroffen.
Bei der La Vuelta sind Proteste hingegen nichts Neues. Wiederholt kommt es zu Demonstrationen von Basken oder Katalanen, wenn ihre Regionen durchfahren werden. 2019 musste das Rennen sogar für einige Zeit pausiert werden, weil Demonstranten die Straße blockierten.
Wann rückt bei der La Vuelta der Radsport endlich wieder in den Vordergrund?
Bei der diesjährigen La Vuelta liegt der Schwerpunkt weniger auf dem Sport. Andere Themen dominieren die Schlagzeilen.
Auf der ersten Etappe am Samstag starteten einige Teams während des Mannschaftszeitfahrens im Dunkeln. Das war weitaus gefährlicher. Am Sonntag folgte der Anschlag mit den Reißnägeln. Am Montag krachte Remco Evenepoel (23, Soudal Quick-Step) direkt nach seinem Sieg in eine Journalistin, weil die Strecke kurz nach der Zielgerade abrupt endete.
Dennoch ist Evenepoel der Gesamtführende. Bester deutscher Fahrer ist nach vier von 21 Etappen Lennard Kämna (26, BORA-hansgrohe) auf Rang 31, mit einem Rückstand von 2:48 Minuten.