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Olympia-Experte: Deutsche Mannschaft sollte Top 5 nicht anvisieren

Leipzig - Ein Platz unter den ersten zehn im Medaillenspiegel dürfte das höchste der Gefühle für die deutsche Olympia-Mannschaft in Paris sein, so Marc-Oliver Löw, Leiter des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft in Leipzig, basierend auf der Analyse der Weltmeisterschaftsergebnisse 2023. "Eine Top-Fünf-Platzierung anzustreben, erscheint deutlich unrealistisch, obgleich dies langfristig ein Ziel der Leistungssportreform darstellt", erklärte Löw gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Er betonte weiter: "Sich auf dem neunten Platz zu halten oder idealerweise leicht zu verbessern, wäre aus sportwissenschaftlicher Perspektive bereits das Optimum. Es wäre übertrieben anzunehmen, wir könnten momentan bedeutend weiter vorstoßen." Bei den Sommerolympiaden 2021 in Tokio erzielte Deutschland den neunten Platz im Ländervergleich mit einem Ertrag von 10 Gold-, 11 Silber- und 16 Bronzemedaillen. Trotz der Einordnung als Weltklasse-Nation sei dies nicht über alle Sportarten hinweg der Fall, so Löw. Dennoch bestehen ausgezeichnete Rahmenbedingungen für den Hochleistungssport. "Wir verfügen generell über Spitzenbedingungen in vielen Sektoren, doch gelingt es uns nicht durchweg, daraus Spitzenleistungen zu erbringen. Meiner Meinung nach schöpfen wir die vorhandenen systemischen Möglichkeiten nicht vollständig aus, um das erreichbare Maximum zu erzielen", erklärt der 44-Jährige offen.

Experte sieht Defizite in der Sportförderung

Löw identifiziert vor allem in der Sportförderung ein grundlegendes Problem. Die aktuelle breite Förderungsstruktur seines Erachtens nach müsse überdacht werden, um im Medaillenspiegel oder beim Abschneiden allgemein besser zu werden. Eine konzentrierte Förderung entweder in vielen Disziplinen für breite Teilnahme oder eine Fokussierung auf Leistungsträger in Kernsportarten sei nötig. Dabei müssten auch harte Entscheidungen getroffen und klar kommuniziert werden, um Verständnis für jene zu schaffen, die in der Förderung zurückgestuft werden. "Dieser Weg mag schwierig sein, doch sehe ich ihn als alternativlos an, um die gewünschten Leistungssteigerungen zu erreichen", schließt Löw.