Hamiltons Kritik an Mercedes: Ist das Verhältnis irreparabel beschädigt?
Brackley (England) - Für viele war es ein Paukenschlag in der Formel 1: Lewis Hamilton (39) kündigte seinen Wechsel von Mercedes zu Ferrari für die kommende Saison an. Aber war dieser Schritt wirklich so unvorhergesehen? In der neuesten Ausgabe der Formel-1-Dokuserie Drive to Survive scheint sich ein tiefer Riss zwischen dem siebenfachen Weltmeister und seinem bisherigen Team abzuzeichnen. Seit 2013 raste Hamilton für Mercedes und erzielte in den ersten acht Jahren mit sechs Weltmeisterschaftstiteln bemerkenswerte Erfolge. Jedoch musste er in jüngster Vergangenheit das Team von Red Bull, und insbesondere Max Verstappen (26), an sich vorbeiziehen lassen. Das Titelduell 2021 zwischen Verstappen und Hamilton wurde zwar erst im letzten Augenblick entschieden, jedoch blieb Hamilton in den beiden darauf folgenden Jahren ohne einen einzigen Sieg – zur großen Enttäuschung des Briten: "Ich kann mich kaum daran erinnern, wie sich ein Sieg anfühlt. Es ist schon eine Weile her, ganz ehrlich", beklagte Hamilton vor der Netflix-Kamera während der Saison 2023. Besonders enttäuschend für ihn war die Tatsache, dass die Ingenieure von Mercedes nicht auf seine Kritik reagierten, als er nach einer sieglosen Saison 2022 auf die Probleme am Auto hinwies. "Letztes Jahr habe ich mich beklagt und gesagt: 'Wir brauchen diese Änderungen, sonst kommen wir von diesem Weg nicht ab. Bitte, bitte handelt'", so Hamilton. Doch offensichtlich teilten die Ingenieure seine Sicht nicht: "Ich erinnere mich gut an den Tag, an dem sie sagten: 'Wir wissen, was wir tun. Du liegst daneben.' Das war zweifellos ein denkwürdiger Augenblick", betonte der 39-Jährige.
Lewis Hamilton: Ohne Chance mit den letzten Mercedes-Wagen
Hamilton zog sich daraufhin zurück, um keine Konflikte zu provozieren, doch als die neue Saison genauso begann, wie die vorherige endete, kamen sie zu einer Aussprache – mit dem Eingeständnis des Teams, dass Hamilton vielleicht doch Recht hatte. Trotz der Hoffnungen, wieder um die Meisterschaft mitzufahren, erinnerte das Auto 2023 zu stark an den unliebsamen Vorgängermodell von 2022, ohne dass die Probleme gelöst wurden. "Ich gebe jedes Wochenende mein Bestes, aber unsere aktuelle Situation lässt nichts Besseres zu", resümierte der enttäuschte Brite. Ob dieses Ereignis letztendlich den Ausschlag für Hamiltons Entscheidung gab, Mercedes nach einem Dutzend Saisons den Rücken zu kehren und sich Ferrari anzuschließen? Fest steht: Ein weiteres Jahr in einem Silberpfeil muss er durchstehen – und die Testfahrten in Bahrain lassen bereits erkennen, dass es auch in dieser Saison herausfordernd wird, die Erinnerung an einen Sieg wachzuhalten.