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Emotionale Reaktionen auf Siegesgruß und Pfiffe: Türkei-Fans fordern deutsche Integrationspolitik heraus

Berlin - Die deutsche Nationalmannschaft erlebte im Olympiastadion Berlin eine Niederlage mit einem bitteren 2:3 gegen die Türkei, wobei das Auswärtsspiel-Feeling durch das Gästefanverhalten für Irritation sorgte. Politikvertreter äußern sich kritisch zu den Vorfällen. "Dass in Deutschland aufgewachsene Menschen das DFB-Team ausbuhen, sollte uns alarmieren", so FDP-Generalsekretär Bijan Djir-Sarai, 47, gegenüber der Bild-Zeitung. In einem mit 72.592 Besuchern ausgebuchten Olympiastadion begannen die Buhrufe bereits beim Aufwärmen um Ilkay Gündogan, 33. Das türkische Publikum schaffte es, dem Spiel durch ihre Unterstützung beim 3:2-Sieg den Flair eines Heimspiels zu verleihen. Djir-Sarai sieht darin "deutliche Versäumnisse in der Integrationspolitik". Auch aus der nordrhein-westfälischen CDU wurde Kritik laut.

Die Polizei musste mit 92 Festnahmen und 71 Ermittlungsverfahren eingreifen, während am Spielrand und im Stadion vereinzeltes Abbrennen von Pyrotechnik stattfand. Dabei wurden zwei Polizeibeamte verletzt.

Spürbare Frustration im DFB-Team: Rufe nach "Auswärtssieg" von den Rängen

Die Aggression ging bis zu Faustschlägen gegen einen Polizisten und dem Zeigen der Graue Wölfe-Geste seitens einiger Fans. Es kam zu einigen Handgemengen unter den Zuschauern im Stadion. Nationalspieler Thomas Müller, 34, gab zu, dass die Pfiffe der türkischen Anhänger das Team sehr gestört haben. "Man will beweisen, dass man trotz allem gewinnen kann, oder ihnen den Triumph eines Sieges ihrer Mannschaft in Berlin nicht gönnen", erklärte Müller. Das deutsche Team versuchte zu demonstrieren, dass die türkischen Fans "die falsche Flagge" unterstützten, so der Bayern München-Profi. Nach Kais Havertz' Tor, 24, stimmten die eher verhaltenen deutschen Fans ironisch "Auswärtssieg, Auswärtssieg" an.

Am Ende musste sich die DFB-Elf bei Julian Nagelsmanns, 36, Heimdebüt geschlagen geben, während der Triumph der Türkei auf den Rängen stürmisch gefeiert wurde. "Wir wollten ein Zeichen setzen: 'So nicht!', aber manchmal nimmt das Leben und der Sport eben eine andere Wendung", resümierte Müller, der nicht auf dem Spielfeld stand.