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Abschied von Martina Voss-Tecklenburg: Keine weitere Amtszeit als Bundestrainerin

Frankfurt am Main - Der Deutsche Fußball-Bund hat das Arbeitsverhältnis mit der bisher amtierenden Bundestrainerin Martina Voss-Tecklenburg (55) für aufgelöst erklärt. Ein temporärer Nachfolger muss nun die Nachfolge antreten.

Das Ende der Amtszeit von Martina Voss-Tecklenburg als Bundestrainerin der deutschen Damen Fußball-Nationalmannschaft wurde bekannt gegeben. Der Deutsche Fußball-Bund verkündete am Samstag die sofortige Beendigung der Zusammenarbeit und die Auflösung des Vertrags mit der derzeit pausierenden 55-Jährigen.

In einer gemeinsamen Sitzung mit Voss-Tecklenburg am Freitag war man sich darüber einig, dass "die Mannschaft einen personellen Neustart im sportlichen Führungsbereich braucht." Die vorherige Ausbilderin der Nationalspielerinnen hatte sich nach einem enttäuschenden WM-Vorrundenaus im vergangenen Sommer krank riskieren lassen und genoss zuletzt einen Erholungsurlaub.

"Im Namen des DFB und auch auf einer persönlichen Ebene möchte ich mich bei Martina Voss-Tecklenburg für die Zusammenarbeit in den vergangenen Jahren bedanken", äußerte sich DFB-Präsident Bernd Neuendorf (62). "In dieser Periode wurden im Bereich des Frauenfußballs wesentliche Impulse gesetzt."

Der DFB teilte weiter mit, dass das Treffen am Freitag in einer "vertrauensvollen Umgebung" stattfand.

Voss-Tecklenburg soll dem Verband nach Informationen der dpa entgegengekommen sein, indem sie auf einen Teil ihrer Abfindung verzichtete, was eine schnelle Einigung ermöglichte.

Wirbel beim DFB durch Martina Voss-Tecklenburgs Abwesenheit

Nachdem Martina Voss-Tecklenburg krankheitsbedingt nach der WM zurückgetreten war, übernahm zunächst Co-Trainerin Britta Carlson (45) den Leitungsposition, bevor der Verband Anfang Oktober erneut Horst Hrubesch (72) als temporären Trainer ernannte.

Besonders verwirrend war, dass Voss-Tecklenburg während ihres Erholungsurlaubs öffentliche Vorträge außerhalb des Fußballsportes hielt, anstatt die WM-Analyse zu leiten.

Die Mittelfeldspielerin Lena Oberdorf (21) äußerte Bedenken und sagte: "Es wirft natürlich einige Fragen auf. Ich hätte mir einen anderen Verlauf gewünscht. Man hätte zuerst einmal klären sollen, was bei der WM passiert ist." Keine der Spielerinnen sprach sich öffentlich für eine Rückkehr der Bundestrainerin aus.

2018 folgte Voss-Tecklenburg auf Hrubesch als Trainerin der DFB-Auswahl. Bei der WM 2019 in Frankreich schied ihr deutsches Team im Viertelfinalspiel gegen Schweden aus und verfehlte so auch die Olympia-Teilnahme. Bei der letzten EM führte die ehemalige Nationalspielerin die deutsche Mannschaft ins Finale. Dort unterlagen sie zwar Gastgeber England mit 1:2, dennoch löste das erfolgreiche Turnier in der Heimat Begeisterung aus.

Das erste Ausscheiden in der Vorrunde einer WM in der Geschichte der deutschen Damen Nationalmannschaft war daher umso überraschender - die Aufarbeitung des Debakels blieb jedoch aus. Kurz nach der WM verlautbarte der DFB, dass Voss-Tecklenburg erkrankt und vorerst pausiere. Die nachfolgende Kommunikation verlief jedoch holprig.

Der Eindruck entstand, dass der Verband über die öffentlichen Aktivitäten der Bundestrainerin während ihres Erholungsurlaubs nicht ausreichend informiert war. Eine weitere sportliche Zusammenarbeit, wie von Voss-Tecklenburg ersehnt, ist damit unwahrscheinlich.

Bevorstehende Olympia-Qualifikation für die FIFA-Auswahl der deutschen Frauen

Nach dem vorzeitigen Ausscheiden aus dem Turnier in Australien und Neuseeland hatte Voss-Tecklenburg ihre persönliche Zukunft noch in der Schwebe gelassen.

Eine präzise Aussage zu den Folgen wäre "nicht zutreffend, da sie auch auf Grundlage von Emotionen geschehen würde", hatte Voss-Tecklenburg damals im ZDF erklärt. "Daher versuche ich, sachlich zu bleiben und die Verantwortung zu übernehmen." Dies hat sich nun so weit bewahrheitet, dass die Nationalspielerinnen Gewissheit darüber haben, dass das Kapitel mit dem DFB für sie geschlossen ist.

Für die Qualifikation zu den Olympischen Spielen 2024 wird der temporäre Trainer Hrubesch vom HSV verantwortlich sein. Die europäischen Mannschaften können sich nur über die Nations League die ihnen zugewiesenen zwei Plätze sichern. Das Finalturnier findet im Frühling statt und nur die Gruppenersten qualifizieren sich dafür.

Die größte Herausforderung für die DFB-Auswahl in der Vorrunde ist Dänemark, wo sie im ersten Spiel unter Carlson mit 0:2 verloren haben. Das Rückspiel findet am 1. Dezember in Rostock statt. Mit einem 2:0-Sieg oder einem Sieg mit mehr als drei Toren Unterschied würde Deutschlands DFB-Elf die Tabellenspitze erklimmen.

Das letzte Gruppenspiel wird am 5. Dezember gegen das bislang punktlose Team aus Wales stattfinden.