"Ich bin die Nummer eins": Ter Stegen verschickt Herausforderung an verletzten Neuer!
Wolfsburg - Marc-André ter Stegen (31) hat seit über einem Jahrzehnt auf die Chance im DFB-Tor bei einem großen Turnier gewartet. Immer wurde er von Manuel Neuer (37) übertrumpft. Bei der Eröffnung der EM-Saison spricht er von einer "veränderten Situation".
Jetzt oder niemals? Nach elf Jahren als Fußball-Nationalspieler erachtet Marc-André ter Stegen nun die ideale Zeit für seine Präsenz im DFB-Tor gekommen - speziell bei einem großen Turnier. Mit 31 Jahren, in seiner Blütezeit beim FC Barcelona, sieht er sich erstmals zu Beginn einer Länderspielsaison als DFB-Spitzenreiter.
"Ja, ich bin derzeit die Nummer eins. Ich habe lange auf diesen Augenblick hingefiebert und bin überzeugt, dass ich ihn ausnutzen kann", äußerte der ehemalige Gladbacher am Donnerstag in Wolfsburg, wo er sich mit der Nationalmannschaft auf seinen gerade mal 35. Einsatz im Nationaltrikot am Samstag (20.45 Uhr/RTL) gegen die Herausforderung Japan vorbereitet.
Während sich Manuel Neuer in München nach seinem schweren Beinbruch vor zehn Monaten dem erwarteten Comeback im Bayern-Tor nähert, beabsichtigt ter Stegen, seine DFB-Stellung in den entscheidenden Spielen gegen die Japaner und insbesondere drei Tage später in Dortmund gegen den WM-Zweiten Frankreich mit Topstürmer Kylian Mbappé (24) zu festigen.
"Ich werde alles unternehmen, um mein Ansehen zu wahren", verkündete ter Stegen.
Marc-André ter Stegen erblickt neue Gegebenheit im Duell um das DFB-Tor
Der ständige Neuer-Konkurrent, der im Mai 2012 im DFB-Team debütierte, jedoch bisher bei keinem WM- oder EM-Turnier im deutschen Tor war, erkennt für sich vor dem Heimturnier kommenden Sommer eine favorisierte Lage im Gegensatz zur Vergangenheit.
"Die Gegebenheiten haben sich definitiv gewandelt. Damals war Manu die eindeutige Nummer eins", gab ter Stegen zur Frage vor der Weltmeisterschaft 2018. Neuer fiel auch damals monatelang mit einem Mittelfußbruch aus, kehrte allerdings selbstverständlich für das Turnier in Russland ins Tor zurück.
Der damalige Bundestrainer Joachim Löw (63) störte sich nicht an der Hierarchie, obwohl ter Stegen stetig gute Resultate erzielte.
Ter Stegen erwartet vom aktuellen Chefcoach Hansi Flick (58) keineswegs, dass dieser bereits jetzt den EM-Torhüter ausrufen oder ihm gegenüber Kontrahent Neuer einen Vorsprung bestätigt. "Der Trainer hat absolut keine Verpflichtung zu irgendetwas", konstatierte ter Stegen. Kevin Trapp (33) aus Frankfurt und Oliver Baumann (33) von Hoffenheim ergänzen das gegenwärtige DFB-Torwart-Trio.
Es bleibt spannend für ter Stegen, wenn Neuer wirklich in alter Stärke zurückkehren sollte. Vor allem weil Flick ein erklärter Neuer-Befürworter ist. "Ich kenne Manus aktuellen Zustand nicht", sagte ter Stegen: "Ich wünsche ihm, dass er wieder seinen Standard erreicht."
Hansi Flick ist entschlossen, Experimente zu stoppen: ein Vorzug für Marc-André ter Stegen?
Er will jedoch "keine Energie in Unwägbarkeiten investieren", indem er sich Gedanken über die Folgen eines Neuer-Comebacks macht. Ter Stegen schätzt den aktuellen Stand der Dinge, das gilt für den ewigen Neuer-Herausforderer. "Ich befinde mich in der Situation, dass ich meine Spiele bestreiten kann. Ich möchte meine Leistung präsentieren."
Der Nationaltrainer verfolgt die Lage gelassen. "Keine Position ist unproblematischer als die des Torwarts", betonte Flick kürzlich. Er steht im Dialog mit Neuer: "Ich hoffe für mich sowie ganz Fußball-Deutschland, dass Manuel in der Form zurückkehrt, die wir alle kennen und schätzen. Vor allem wünsche ich es ihm."
Flicks Absicht, eine "Stamm-Mannschaft" für die EM frühzeitig zu finden und zu formen, könnte ter Stegen zugutekommen. Positive Resultate und eine endlich stabile Verteidigung vor ihm könnten sein Gefühl als Nummer eins verstärken.
"Wir sind bestrebt, so schnell wie möglich auf Erfolgskurs zu kommen", sagte er zur dringend benötigten Stimmungsänderung nach den Juni-Versagen. Er will sich als Rückhalt im Tor unter Beweis stellen: "Es geht darum, dass man Feinabstimmungen vornimmt."