Enttäuschung für Stefan Kuntz: Vom DFB-Länderspielorganisator zum Trainer ohne Amt
Frankfurt am Main - Für Sport-Funktionäre kann sich schnell das Blatt wenden, eine Erfahrung, die der ehemalige türkische Nationalcoach Stefan Kuntz (61) aktuell macht. Mit gemischten Gefühlen dürfte er das Länderspiel zwischen Deutschland und der Türkei betrachten, das er einst mitinitiierte. Das freundschaftliche Kräftemessen am Samstagabend (20.45 Uhr/RTL) ist eine Begegnung, welche die Fußballstrategen Hansi Flick (58) und Kuntz gemeinsam ins Leben riefen. "Es war meine Initiative. Nach unserem Telefonat stand Hansis Zustimmung fest", erinnert sich Kuntz im Gespräch mit den Funke-Mediengruppen. Er selbst wurde allerdings im September als türkischer Nationaltrainer abberufen – kurz vor Flicks Demission beim DFB. Julian Nagelsmann (36) und Vincenzo Montella (49) werden nun im Berliner Olympiastadion die Mannschaften führen. "Das Ziel war, sich mit einem starken Team zu messen. Das Spiel in Deutschland hat im Kontext der EM eine spezielle Bedeutung", so Kuntz über seine Vision, die nun andere verwirklichen. "Wir planten, mehrere Tage im Voraus nach Berlin zu kommen und uns mit den begeisterten, treuen türkischen Fans in Stimmung zu bringen. Die Idee empfand ich als besonders reizvoll."
Stefan Kuntz und seine zweijährige Periode als türkischer Nationaltrainer - ein Kapitel, das Ende September endete
Als ehemaliger deutscher Nationalspieler und erfolgreicher Trainer der U21 erachtet Kuntz die politische Lage als herausfordernd für einen Nationaltrainer, die adäquaten Worte zu wählen. Er betont jedoch: "Ein Fußballtrainer bleibt ein Fußballtrainer. Man kann eine politische Ansicht haben, doch sollten wir Trainer nicht zu Protagonisten politischer Erklärungen werden." Laut Kuntz schaffen es sich die Deutschen teilweise selbst schwierig, indem sie meinen, zu jeder Gelegenheit Stellung beziehen zu müssen, im Gegensatz zur Situation in der Türkei. "Dort herrscht diesbezüglich eine totale Neutralität. Kein einziges Mal wurde ich aufgefordert, mich politisch zu positionieren", stellt er fest.