Hertha auf dem Vormarsch? "Vermutlich brauchten wir genau so ein bescheidenes Tor"
Berlin - Was für eine Befreiung! Beinahe 300 Minuten warten musste Hertha BSC auf den ersten Treffer der laufenden Spielzeit. Nachdem das Eis endlich gebrochen war, startete die Hertha wie eine Dampfwalze. Die Alte Dame hat den Absturz mit Bravur abgewendet!
Während in Hamburg offensiv wenig gelang, konterte die häufig kritisierte Dardai-Mannschaft auf dem Platz eindrucksvoll. Die Hauptstädter zeigten eine befreite Performance und schickten Greuther Fürth dank den Toren von Haris Tabakovic (23./77. Minute), Marten Winkler, Marten Winkler (31.), Palko Dardai (46.) und Smail Prevljak (66.) mit einer 5:0-Klatsche nach Hause.
"Es ist wichtig für das Team, dieses positive Erlebnis zu spüren, Tore zu erzielen und zu siegen", so der Doppeltorschütze Tabakovic (29).
Doch erst benötigten sie ein Gastgeschenk von Fürth. Jonas Urbig (20), der Keeper der Fürther, leitete mit einem Patzer den ersten Saisontriumph ein. Beim eigenen Freistoß sprang ihm der Ball weg, weil er Schwierigkeiten bei der Ballkontrolle hatte. Beim Versuch zu klären, war Tabakovic zur Stelle.
"Ich sah, dass dem Torwart der Ball abrutschte. Ich dachte, vielleicht ergibt sich hier eine Möglichkeit, zog einfach durch und es glückte", erklärte der zweifache Torschütze.
Die Blockade war gelöst! Und Hertha legte nun erst richtig los. Schossen die Blau-Weißen in den vergangenen Wochen mehr "in Richtung Vögelnester statt aufs Tor" (Pal Dardai), klappte es wohl so.
Herthas frisch ernannter Kapitän Toni Leistner erhält besonderen Beifall
"Wir waren gleich von Beginn an präsent, setzten den Gegner unter Druck, gaben ihm keine Ruhe, denn wir wussten, wie gefährlich sie vor dem Tor sein können. Darum brauchten wir wohl dieses unschöne Tor, um den Knoten endlich zu lösen", fordert der neu ernannte Kapitän Toni Leistner (33) heraus.
Zu Beginn noch kritisch aufgenommen, konnte der Ex-Unioner, der nach einer Nasenbeinfraktur mit Maske spielte, die Hertha-Fans auf seine Seite ziehen - obwohl er sich bei den Feierlichkeiten vor der Ostkurve eher zurückhält. Beachtlich: Vor Spielbeginn erhielt er sogar einen Extra-Applaus aus der Kurve.
"Ich habe immer behauptet, dass ich mit dickem Fell angekommen bin und es auf dem Platz zählt. Ich gebe immer mein Bestes. Vielleicht klappt nicht immer alles, aber ich lege immer mein Herz aufs Feld und das wird scheinbar gewürdigt. Das freut mich natürlich."
Nach der 0:3-Pleite beim HSV, den Wechsel von Marco Richter (25) und Suat Serdar (26), sowie der Demme-Absage hatten wohl nur wenige Hertha-Fans trotz aller Strapazen im Olympiastadion auf einen solchen Gala-Auftritt gehofft. Als die Blockade gelöst war, legte die Alte Dame richtig los. Sie befreite sich durch Tore, von denen einige hervorragend herausgespielt wurden.
Bereits gegen Düsseldorf (0:1) und Wiesbaden (0:1) war Hertha keineswegs die unterlegene Mannschaft, versäumte es jedoch, das Runde ins Eckige zu befördern. Jetzt haben sie endlich ihre Angriffe entschlossen beendet. "Jetzt müssen wir das in Magdeburg bestätigen", sagt Leistner. "Dann können wir uns darüber unterhalten, ob dies jetzt der Wendepunkt war oder nicht."