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Homosexualität und Fußball: St. Pauli-Trainer Hürzelers Meinung

Hamburg - Thomas Hitzlsperger ist als einziger deutscher Fußballspieler mit einem Coming-out in der Öffentlichkeit bekannt. Warum ist das so, und welche Position nimmt St. Pauli-Cheftrainer Fabian Hürzeler (31) zum Thema Outing im Profisport ein? In einer aktuellen ARD-Dokumentation zum Thema Homosexualität im Profifußball gibt der ehemalige Nationalspieler und jetzige Funktionär Thomas Hitzlsperger Einblicke in seine Erfahrungen und die gegenwärtige Situation in Deutschland, ein Jahrzehnt nach seinem eigenen Coming-out. Sein Anliegen war es damals, sowohl das Profisportumfeld als auch die Gesellschaft für den Umgang mit Homosexualität zu sensibilisieren. "Heute blicke ich zurück und finde, dass ich meinen Teil dazu beigetragen habe. Es gibt immer noch Herausforderungen, aber auch viele positive Entwicklungen", erklärt der einstige Mittelfeldspieler. Trotz seines mutigen Schrittes ist in der Bundesrepublik bis dato kein aktiver Fußballprofi seinem Beispiel gefolgt, anders als in anderen Ländern.

Jüngst gingen der Australier Josh Cavallo (24), der englische Stürmer Jake Daniels (19) und der tschechische Spieler Jakub Jankto (28) mit ihrer Homosexualität an die Öffentlichkeit. Sie erhielten viel Zuspruch, mussten jedoch auch Ablehnung und Beleidigungen erfahren. Im Millerntor-Stadion des FC St. Pauli, das für seine Vielfalt und Offenheit bekannt ist, ist für derartige Beschimpfungen kein Platz.

St. Pauli-Coach Hürzeler unterstützt Spieler bei einem Outing

Fabian Hürzeler, derzeit Deutschlands jüngster Profi-Fußballtrainer, vertritt die Werte Offenheit und Toleranz, für die sein Club bekannt ist. Über einen hypothetischen Fall, dass ein Spieler sich als homosexuell outen möchte, äußerte er sich konkret: "Bei St. Pauli repräsentieren wir bestimmte Grundsätze. Der Fußball ist immer das, was uns verbindet", unterstreicht der 31-Jährige und bekräftigt, dass das Teammanagement eine Umgebung schaffen würde, die es einem Spieler erlaubt, ohne Ängste offen zu seiner Sexualität zu stehen. Den Spielern aktiv zum Coming-out zu raten, sieht er allerdings nicht als seine Aufgabe, da die Entscheidung aufgrund des sportlichen und gesellschaftlichen Drucks eine höchst individuelle sein muss.

Dennoch bleibt Hürzeler optimistisch und hofft auf eine Zeit, in der auch aktive deutsche Fußballspieler offen zu ihrer sexuellen Orientierung stehen können. "Mein Wunsch ist, dass es eines Tages normal sein wird, die sexuelle Identität frei auszuleben, ohne Versteckspiel. Ich weiß nicht, wann dieser Tag kommt, doch ich werde ihn definitiv unterstützen", so Hürzeler. Wie die Reaktionen auf ein Coming-out innerhalb der Fan-Gemeinde, unter Spielerkollegen, bei Trainern und der Öffentlichkeit tatsächlich ausfallen würden, bleibt aktuell jedoch spekulativ, bei St. Pauli ebenso wie bei anderen deutschen Vereinen. Hitzlsperger selbst hofft auf mehr Courage und Akzeptanz für dieses gesellschaftlich relevante Thema, und das selbst in Zeiten politischer Verhärtungen.

FC St. Pauli unterstützt "regenbogenfarbenes" Projekt für Outing im Fußball:

Marcus Urban plant Unterstützungsplattform für homosexuelle Sportler

Ein besonderes Ereignis wird am 17. Mai erwartet, dem internationalen Aktionstag gegen Homophobie. Dann wird eine neuartige Onlineplattform eingeführt, auf der homosexuelle Profifußballer und andere Athleten, anonym oder öffentlich, ihre Geschichten teilen können. Initiator Marcus Urban, ein ehemaliger Jugendnationalspieler, der selbst vor dem Sprung in die Profikarriere aufgrund seiner Homosexualität einen anderen Weg einschlug, will mit dieser Webseite eine unterstützende Gemeinschaft fördern. "Wir bauen ihnen ein Haus, aber durch die Tür gehen müssen sie selbst", erklärt Urban zu seiner Intention hinter dem Projekt.