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Nach Gewalt im Trainingslager: Hertha suspendiert Torwart Gersbeck "bis auf Weiteres"

Berlin/Zell am See - Infolge eines nächtlichen Streits in Österreich wird Marius Gersbeck (28), der Hoffnungsträger von Hertha BSC, zum Problemfall. Der Fußball-Zweitligist hat seinen Torwart "bis auf Weiteres" suspendiert.

Das hat der Krisenclub am Montagabend bekannt gegeben. Dies ist die Reaktion der Berliner auf die Vorfälle im Trainingslager in Zell am See, Österreich, am Wochenende.

"Aufgrund der polizeilichen Untersuchungen gegen unseren Spieler Marius Gersbeck haben wir beschlossen, Marius vorerst vom Mannschaftstraining auszuschließen. Darüber hinaus hat er unerlaubt das Team-Hotel verlassen", sagte Geschäftsführer Thomas Herrich (59) in einer Mitteilung des Vereins.

Diese Entscheidung wurde von Herrich und Sportdirektor Benjamin Weber getroffen. "Der Grund für die Suspendierung liegt in den vorgeworfenen Vorfällen im Rahmen des Trainingslagers in Zell am See, Österreich", teilte Hertha weiter mit. Gersbeck muss vorerst individuell fit bleiben.

Bisher haben sich weder der Torwart selbst noch sein Management zu den Ereignissen geäußert.

Gegen Gersbeck wird ermittelt

Die Landespolizeidirektion Salzburg hat am Sonntag von einer gewalttätigen Auseinandersetzung in Zell am See in den frühen Morgenstunden berichtet. Ein 28-Jähriger soll einem 22-Jährigen Verletzungen zugefügt haben, die im Krankenhaus behandelt werden mussten.

Der 28-Jährige wurde anschließend von der Polizei befragt, hat jedoch zu den Vorfällen keine Angaben gemacht, wie ein Sprecher der Polizeidirektion Salzburg der Deutschen Presse-Agentur bestätigt hat. Hertha hatte zuvor die polizeilichen Ermittlungen gegen einen Spieler bestätigt, jedoch den Namen Gersbeck noch nicht genannt.

Gersbeck wurde in diesem Sommer für 300.000 Euro vom Karlsruher SC zu seinem Jugendverein zurückgeholt. Aufgrund seiner engen Verbindungen zur Fan-Szene galt er als mögliche Identifikationsfigur für den sogenannten Hertha-Weg, mit dem der Bundesliga-Absteiger aus der sportlichen und wirtschaftlichen Krise kommen will.

In Testspielen war Gersbeck, der als Jugendlicher regelmäßig als Fan in der Ostkurve des Olympiastadions stand, teilweise Kapitän. Er wurde auch als potenzieller Nummer eins für die anstehende Saison in der 2. Liga gehandelt.

Im Trainingslager musste er zuletzt aufgrund einer Fingerverletzung pausieren.

Die Torwart-Besetzung muss neu organisiert werden

Die Suspendierung hat auch sportliche Auswirkungen für Trainer Pal Dardai (47). Knapp zwei Wochen vor dem Saisonstart mit dem schweren Auswärtsspiel bei Fortuna Düsseldorf am 29. Juli (20.30 Uhr/Sky/Sport1) muss die Torwart-Hierarchie neu geordnet werden. Tjark Ernst könnte davon profitieren, da eine schnelle Rückkehr von Gersbeck derzeit undenkbar erscheint.

Es besteht auch die Möglichkeit, dass Hertha von einem Transfer des bisherigen Nummer-eins-Torwarts Oliver Christensen (24) Abstand nimmt, was ursprünglich aus wirtschaftlichen Gründen angestrebt wurde.

Am Montag hat Dardai noch Gelassenheit gezeigt. Die Profis sind mit dem Fahrrad zum Alois Latini Stadion in Zell am See zur Regenerationseinheit gekommen. Die Idylle der österreichischen Berge ließ keinen Ärger vermuten.

Unter der Leitung des entspannt wirkenden Trainers wurde die Einheit routiniert über eine Stunde lang durchgeführt, dann wurde den Spielern ein freier Nachmittag im Trainingslager gewährt. Das erneute Gerede hinter den Kulissen war nicht spürbar, aber letztendlich nicht zu verbergen.

Das wird durch die Suspendierung von Gersbeck am Abend deutlich.