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"Es gibt Wichtigeres im Leben" - Das Kongo-Abenteuer des Ex-Presseleiters von Dynamo

Dresden - Henry Buschmann (40) hat sein verlorenes Reisegepäck endlich zurückerhalten. Bei seiner Abreise zur Republik Kongo am 15. Mai ging eines seiner Gepäckstücke verloren. Bei seiner Rückkehr Mitte Juli bekam er kurze Zeit später einen Anruf aus der Hauptstadt Brazzaville, dass sein Koffer nun da sei. Diese Erfahrung spiegelt gut das Abenteuer wider, das er erlebte.

Brazzaville - Dresden's Partnerstadt: "Laut, chaotisch, dennoch absolut liebenswert. Es bietet eine völlig andersartige Welt. Wenn man bereit ist, seine deutschen Vorurteile abzulegen, wird das Reisen mit einem echten Perspektivwechsel für jeden zu einer wertvollen und erfüllenden Erfahrung", erklärt der ehemalige Pressesprecher von Dynamo Dresden zu seiner Zeit in dem afrikanischen Äquatorland.

Während seiner Weiterbildung im Bereich Entwicklungszusammenarbeit absolvierte er ein Praktikum bei einer Non-Profit-Organisation (NGO), die sich in sozialen Projekten für Bildung, Umwelt und Naturschutz einsetzt.

Seine Projekte hatten also nichts mit Fußball zu tun. "Egal wo auf dem Planeten, Fußball vermag auf spielerische Weise erdachte Grenzen zu überwinden. Wenn Kinder auf einem unebenen Feld spielen, habe ich spontan mitgespielt", sagt er lächelnd.

"Nein, es hatte nichts mit professionellem Fußball zu tun. Ich benötigte tatsächlich eine Pause davon", berichtet Buschmann. Wenn er über Fußball spricht, denkt er natürlich an Dynamo. Für mehr als zehn Jahre war er das Aushängeschild des Vereins als Pressesprecher, bis zu seinem unfreiwilligen und plötzlichen Abschied im September 2021.

"Dynamo war mein Dasein"

Ein Schlag, den er nicht loswerden konnte und den er bewältigen musste.

"Geordneter Tagesablauf, Disziplin, totale Identifikation und ständige Bereitschaft, 24 Stunden am Tag erreichbar und oft in Hektik. Das war mein Dasein, Dynamo war rund um die Uhr mein Leben", so beschreibt der Dresdner seine Zeit mit der SGD.

"Vielleicht war ich öfter zu verbissen oder zu penibel, wollte alles zu perfekt machen", reflektiert er zurück.

Doch er hat in Afrika gelernt, dass es auch auf andere Art und Weise funktioniert.

"Ich wunderte mich oft bei offiziellen Anlässen warum es später begann als geplant. Aber es wurde umso herzlicher. Alles wurde mit Ruhe, Gelassenheit, Freundlichkeit und einer Prise Demut geregelt. Es gibt Wichtigeres im Leben. Die Leute bewältigen täglich Herausforderungen, die wir nicht kennen. Daher müssen sie zusammen improvisieren und füreinander einstehen", erläutert Buschmann.

In den acht Wochen hat er neue Erfahrungen gesammelt und mehr erlebt als in vielen Jahren zuvor. Weil er es so wollte, weil er sich darauf eingelassen hat, seine innere Anspannung losgelassen hat.

Mittlerweile arbeitet Buschmann für OB Hilbert

"Das Loslassen hat mir gutgetan, die Herzlichkeit der Menschen dort, die überwältigende Natur, all diese abenteuerlichen Erfahrungen. Der Kongo hat mich persönlich weitergebracht und hat mir dabei geholfen, meine Heimat mit anderen Augen zu sehen."

Nun ist Buschmann zurück und beginnt von Neuem. Seinem alten Verein Dynamo drückt er für die kommende Saison und den Kampf um den Aufstieg in die zweite Liga die Daumen, aber momentan ist das nicht mehr sein Themengebiet. "Mit Freude und Motivation starte ich in meine neue Aufgabe", sagt Buschmann.

Seit dem 1. August ist er persönlicher Referent bei Dresdens OB Dirk Hilbert. Ein Pluspunkt: Er muss nicht mehr aus dem Koffer leben, obwohl dieser nun wieder bei ihm in Dresden ist.