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Könnte Dynamos Missverhältnis zwischen Chancen und Toren zu einer mentalen Hürde werden?

Dresden - Der verweigerte Handstrafstoß in der 25. Minute, die nicht gezogene Rote Karte gegen Vinko Šapina in der 28. und 41. Minute, und das eindeutige Abseitstor zum 0:2 (80.) - Alle diese Unglücksmomente hätten von Dynamos Trainer Markus Anfang dem Schiedsrichter Tobias Reichel zugeschrieben werden können.

Dennoch hat der 49-Jährige dies nicht getan und Sportlichkeit bewiesen. Für ihn lag die Hauptursache für die 1:3-Niederlage in Essen bei der Chancenverwertung seines Teams.

Anfang sprach zwar die Fehlentscheidungen des Schiedsrichters an, doch er machte sie nicht für die Niederlage verantwortlich. "Es war sicher nicht Absicht, aber diese Aktion hätte eine Rote Karte verdient. Ich bin froh, dass 'Zimme' da unverletzt herauskam. Die Folgen hätten schlimm sein können", kommentierte er jene Spielszene, in der Šapina im Mittelkreis Tom Zimmerschied (25) angefahren hatte.

"Der Linienrichter hat sich quasi bei mir entschuldigt", erklärte er die Entstehung des 0:2, als der Passgeber Ron Berlinski (29) deutlich im Abseitsstand: "Er ist in dieser Szene umgeknickt und hatte dadurch keine gute Sicht. Das macht das Ganze menschlicher, bringt uns aber nichts."

Wiederholtes Problem war die ineffiziente Chancenverwertung. "Wir haben ein starkes Spiel abgeliefert. Wir hätten hier nicht nur einen, sondern alle Punkte mitnehmen sollen. Mir fehlen die Worte, wie viele Möglichkeiten wir hatten.", ärgerte sich der Trainer. Dann fing er an zu zählen und es wurde eine lange Liste.

Dynamo jagt die Gegner über das Feld, doch die Tore lassen auf sich warten

Es ist beeindruckend, wie Dynamo die gegnerischen Teams vor sich herscheucht und die Partien mit einer gewissen Leichtigkeit dominiert.

Es ist wie Sahne, wie die Torchancen kreiert werden. Aber Sahne wird ranzig, wenn sie zu lange unberührt bleibt, sprich, wenn die Chancen nicht genutzt werden.

Acht Großchancen, 15 Ecken und zahlreiche Freistöße nahe des Strafraums gab es in Essen. Vor dem Tor fehlte es jedoch an Leichtigkeit und dem entscheidenden Druck. Lange hielt dieser Zustand in der noch jungen Saison an. Doch man hatte die Befürchtung, dass es nicht ewig gut gehen würde.

Ein Problem: Die ungenutzten Chancen setzen sich in den Köpfen der Spieler fest. Trainer Anfang muss hier ansetzen. Aber wie? "Einfach nur die Bälle reinmachen. Außer gegen Sandhausen haben wir immer Tore erzielt. Wir müssen weiter dranbleiben.", sagte er.

Vielleicht seinen Berater Ulf Kirsten um einen Rat bitten? "Auch er hatte sicher Zeiten, in denen er lange nicht getroffen hat. Wir sollten das nicht zu sehr aufwerten. Es ist aber richtig, dass wir definitiv zu wenig Tore erzielen. In Essen war das entscheidend, wir müssen uns das eingestehen. Die Jungs sollten nicht an unserem Stil zweifeln, wir müssen nur konsequenter mit unseren Chancen umgehen."

Am besten schon am nächsten Mittwoch gegen Halle. Es muss nicht unbedingt wieder ein 7:1 Sieg wie im letzten Frühjahr werden.