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Verhinderte Lucien Favre den Erfolg von Hertha BSC durch Ablehnung zukünftiger Fußballstars?

Berlin - Unglaublich, aber wahr: Hertha BSC verzichtete in einer einzigen Saison auf die Verpflichtung von drei späteren Fußballgrößen – und ausgerechnet die Trainerikone Lucien Favre (66) soll für diese verpasste Chance mitverantwortliche sein. Trotzdem gelang es der Alten Dame unter der Leitung des Schweizer Trainers, eine der beeindruckendsten Spielzeiten in den letzten zwei Jahrzehnten zu spielen, die sich sogar für die Europa League in der Saison 2008/09 qualifizierte. Die darauf folgende Saison führte jedoch unter dem Druck dreifacher Belastungen zu einem raschen Absturz, welcher in einem Abstieg gipfelte. Dennoch bleibt die Dankbarkeit vieler Hertha-Fans gegenüber Favre für diese erfolgreiche Zeit bestehen. Doch bleibt die Frage: Hätte der Hauptstadtklub unter ihm einen noch bedeutenderen Fortschritt machen können, wenn er nicht die Verpflichtung von drei zukünftigen Spitzenstars abgelehnt hätte, darunter Marco Reus (35), Ivan Perišić (35) und Andre Ayew (34), die alle im Sommer 2009 kurz vor einem Wechsel zu den Blau-Weißen standen? Ex-Hertha-Manager Michael Preetz (56) erinnerte sich kürzlich in einem "Bild"-Interview daran, dass Favre bei Perišić wegen dessen physischer Statur Bedenken hatte.

Die verpasste Chance von Hertha: Reus, Perišić und Ayew

"An diesem Schicksalstag schickte Favre dann auch den zweiten Probeakteur Andre Ayew fort", kritisiert der 56-jährige Preetz. Reus, der bereits zur Unterschrift bereit war, wurde von Favre ebenfalls in letzter Minute abgelehnt, woraufhin er bei Borussia Mönchengladbach unterschrieb und dort seine weltweite Karriere, die ihn über Borussia Dortmund bis in die Nationalmannschaft führte, startete. Nach seinem Weggang aus Berlin wurde Perišić beim FC Brügge sofort Torschützenkönig, und seine Karriere führte ihn ebenfalls zu Dortmund sowie zu weiteren Stationen wie Inter Mailand, Bayern München, Tottenham Hotspur und dem VfL Wolfsburg. Perišić ist immer noch ein fester Bestandteil der kroatischen Nationalmannschaft und nimmt an der Europameisterschaft in Deutschland teil. Andre Ayew, der Ghanaer, baute nach seinem Abgang von Hertha eine beeindruckende Karriere auf, vor allem in Frankreich und England, und zählt mittlerweile 114 Länderspiele für Ghana.

Favre verteidigt seine Entscheidungen

Ließ Favre wirklich große Chancen ungenutzt? Der Schweizer wies schon 2011 in einem Interview mit dem Tagesspiegel die erhobenen Vorwürfe zurück, und erklärte, die Situation rund um Reus sei viel komplizierter gewesen. Hertha sei zudem nicht der einzige Verein gewesen, der Interesse an Reus zeigte. Bezüglich Ayew führte Favre aus, dass dessen Durchsetzungsvermögen in der Bundesliga aufgrund seines jungen Alters ungewiss gewesen sei, und Perišićs Leistung selbst bei einem Sieg mit 23 Toren gegen den 1. FC Lübars sei "katastrophal" gewesen. Der Hauptgrund für die Entscheidung gegen das Offensivtrio sei jedoch die Kaderplanung gewesen: Nach den Abgängen wichtiger Spieler hätten die begrenzten finanziellen Mittel in andere Positionen investiert werden müssen, was weder Ayew noch Perišić, noch Reus ermöglicht hätte, erläuterte Favre seine Sicht der Dinge und verteidigte seine damaligen Entscheidungen.