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England auf der Suche nach einem VAR-Experten nach Serie von Pannen

In England entfacht der Videoassistenzschiedsrichter (VAR) nicht weniger Kontroversen als in Deutschland und durchlebt momentan seine wohl größte Krise seit dem Debüt in der Spielzeit 2019/20. Inmitten dieser Schwierigkeiten rekrutiert der englische Schiedsrichterverband nun Personal für die Überwachung des Videobeweises. Die Anforderungen an die Kandidaten bieten dabei so manche Überraschung. Die britische Boulevardzeitung The Sun berichtet, dass eine Stellenausschreibung unter den etwa 75 Top-Schiedsrichtern des Männer- und Frauenfußballs in Umlauf ist, in der nach "VAR-Experten" gesucht wird. Howard Webb (52), Chef der Schiedsrichter-Organisation PGMOL, lässt überraschenderweise erkennen, dass keine vorherige Erfahrung mit dem umstrittenen System, bekannt als der "Kölner Keller" auf der Insel, nötig ist. Stattdessen wird von den Kandidaten verlangt, dass sie über "klare Kommunikation in Stresssituationen" verfügen und ihre eigene Leistung kritisch beurteilen können. Idealerweise sollte der passende Anwärter intuitiv erkennen, wann es eines Eingreifens durch den Videoassistenten bedarf und die Fähigkeit besitzen, sich zu konzentrieren. Unklar bleibt, wie man derartige Kompetenzen ohne praktische Erfahrung am Bildschirm aufweisen soll und weshalb die derzeitigen VAR-Schiedsrichter noch nicht in diese Richtung trainiert wurden. Nichtsdestotrotz scheint es eine direkte Reaktion auf zahlreiche fragwürdige Entscheidungen und heftige Kritik der letzten Monate zu sein.

Vorfälle mit dem VAR überschatten die aktuelle Premier-League-Saison

Ein spektakulärer Vorfall ereignete sich Ende September, als im Spitzenspiel der Premier League zwischen FC Liverpool und Tottenham Hotspur ein Tor von Luis Díaz (26) aufgrund einer kontroversen Abseitsposition aberkannt wurde. TV-Aufnahmen und eine später veröffentlichte Audioaufzeichnung aus dem Videoraum enthüllten schwere Fehler und herrschendes Wirrwarr. Der VAR-Assistent ging irrtümlich von einem gültigen Tor aus und ratifizierte kurzum die Entscheidung. Ein anschließendes falsches Offside-Pfiff führt zur Korrekturverzögerung. Jürgen Klopp (56), Trainer der "Reds", war nach dem Spielende so verärgert, dass er sogar ein Wiederholungsspiel forderte. Die PGMOL entschuldigte sich und versprach Verbesserungen. Doch die VAR-Probleme setzten sich fort. Jüngst trafen die Missstände den FC Arsenal im Spiel gegen Newcastle United, das durch ein höchst umstrittenes Tor verloren ging. "Gunners"-Coach Mikel Arteta (41) beschrieb die Schiedsrichterleistung daraufhin als "beschämend" und "skandalös". Am Montag folgte dann ein weiteres ernüchterndes Kapitel, als bei der Partie zwischen Tottenham und Chelsea mehrere Szenen einer zeitaufwendigen VAR-Überprüfung unterzogen wurden, eine davon nahm sogar mehr als sieben Minuten in Anspruch, wodurch sich die Nachspielzeit auf fast 22 Minuten summierte.