Sicherheitsrisiken während der Fußball-EM: Unzureichender Schutz für Frauen und Queer-Menschen?
Hamburg wird ab der zweiten Junihälfte als eine von zehn Spielorten die Männer-Fußball-Europameisterschaft ausrichten. Im Hamburger Volksparkstadion finden fünf der insgesamt 51 Spiele statt, für welche bei erwarteten Menschenmassen im Zuge der restlos verkauften Partien die Sicherheitsvorkehrungen in der Kritik stehen, insbesondere in Bezug auf den Schutz von Frauen und Queers, so die Hamburger Linke. Sie kritisiert die mangelnde Vorbereitung der Stadt auf potenziell alkoholisierte Menschengruppen und sieht erhebliche Sicherheitsdefizite.Die Grundlage für diese Kritik bildet eine Menschenrechtsanalyse der UEFA, die Fußballevents als potenzielles Risiko für sexuelle Übergriffe und Gewaltakte ausweist. Dennoch hat sich Hamburg bislang nur oberflächlich mit dem Schutz vor geschlechtsspezifischer Gewalt auseinandergesetzt, äußerte Ralf Dorschel, Sprecher der Links-Fraktion, nach Rücksprache mit dem Hamburger Senat. Die von der Stadt geplanten Maßnahmen, wie Awareness-Teams, aufklärende Polizeikommunikation, Informationsplakate und lediglich eine Anlaufstelle für Betroffene, bewertet die Linke als unzureichend, um Konflikte zu deeskalieren und umfassende Sicherheit zu gewährleisten. "Trotz der langfristig bekannten Ausrichtung der EM in Hamburg, begann der Dialog mit Fachberatungsstellen zu Awareness-Konzepten erst spät und online finden sich noch keine Informationen dazu", bemängelt Cansu Özdemir, gleichstellungspolitische Sprecherin der Fraktion "Die Linke". "Die Verantwortlichen scheinen keine technischen Lösungen wie Notfall-Apps, sichere Raumgestaltung oder Crowd-Control Maßnahmen in Erwägung zu ziehen und der Schutz von Frauen, Mädchen und Queers ist offenbar kein Thema für sie", fügt sie hinzu.
Maßnahmen der Sozialbehörde zur Fußball-EM in Hamburg
Ein Sprecher der für das Sicherheitskonzept zuständigen Behörde hob gegenüber TAG24 hervor, dass der Hamburger Senat großen Wert darauf lege, dass sich alle Menschen in der Stadt sicher fühlen, was selbstverständlich auch für die Fußball-EM gelte. Der Fokus läge besonders auf präventiven Maßnahmen direkt am Veranstaltungsort – im Stadion und in der geplanten Fanzone auf dem Heiligengeistfeld ebenso wie auf der Unterstützung von Menschen, die bereits von Übergriffen betroffen waren. Die Linke bemängelt jedoch, dass Männer als die statistisch häufigste Tätergruppe nicht präventiv angesprochen werden, wie es die von den Linken initiierte und durch die Bürgerschaft beschlossene Kampagne "Don‘t be that guy" vorsieht. Auch in Gesprächen mit TAG24 wurden keine derartigen Maßnahmen erwähnt. Stattdessen sind die von der Linken bereits kritisierten Awareness-Konzepte sowohl für das Volksparkstadion als auch für die Fanzone geplant, wobei für das Stadion primär die "EURO 2024 GmbH" verantwortlich ist. Für die Fanzone sind unterschiedliche Ansätze geplant, um sexuellen Übergriffen, Rassismus und gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit vorzubeugen und betroffenen Menschen Unterstützung anzubieten, inklusive geschulter Awareness-Teams, einer Anlaufstelle sowie Informationsplakaten und einem Kommunikationsteam der Polizei, das über die Angebote und Konzepte informiert, so der Sprecher der Sozialbehörde.