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Fortgesetzter Protest trotz neuer Nationaltrainerin: Spaniens Fußballfrauen bleiben im Streik!

Madrid - Der Eklat um den Kuss im spanischen Fußball nimmt kuriose Formen an. Trotz der Ankündigung der neuen Nationaltrainerin Tomé, den Spielerinnen-Streik beenden zu wollen, beharren diese auf ihr Vorhaben.

Der Skandal rund um den mittlerweile zurückgetretenen Verbandspräsidenten Luis Rubiales (46) hat den Frauenfußball Spaniens nach dem jüngsten Weltmeisterschaftstitel endgültig ins Chaos geworfen.

Nach ihrer Berufung für die ersten beiden Spiele der UEFA Nations League erklärten die Nationalspielerinnen um Weltfußballerin Alexia Putellas (29) am Montagabend überraschend, sie würden ihren Streik fortsetzen.

Das Absurde dabei: Nur wenige Stunden zuvor hatte die frisch ernannte Nationaltrainerin Montse Tomé (41) vor Journalisten in Madrid versichert, alle von ihr ausgewählten Spielerinnen hätten sich zur Teilnahme an den bevorstehenden Spielen gegen Schweden und die Schweiz bereit erklärt.

Rubiales hatte bei der Siegesfeier nach dem Triumph der Spanierinnen über England am 20. August in Sydney eine unverhoffte Kontroverse ausgelöst, indem er die Spielerin Jennifer Hermoso (33), ohne ihre Zustimmung, auf den Mund küsste.

Der Weltfußballverband FIFA hat den 46-Jährigen daraufhin für 90 Tage suspendiert und Ermittlungen eingeleitet. Trotz anfänglichem Widerstand trat Rubiales schließlich von seinem Posten als RFEF-Präsident zurück. Auch die spanische Justiz leitete Untersuchungen ein.

Streik hält an trotz Leitungswechsel im spanischen Verband

Doch dies genügte den Fußballerinnen nicht. 21 Mitglieder der Weltmeisterschaftsmannschaft und 18 weitere Spitzen-Spielerinnen forderten unter anderem die Entlassung von RFEF-Interimsleiter Pedro Rocha und weiteren Funktionären, die Rubiales nahestehen. Um ihren Forderungen Nachdruck zu verleihen, erklärten sie einen Länderspiel-Streik.

Nach der Berufung von 15 Weltmeisterinnen und den Äußerungen von Tomé hatte man in Spanien angenommen, der Streik sei beendet.

In einem von der zur besten WM-Spielerin gewählten Aitana Bonmatí (25) auf X, vormals Twitter, kurz vor Mitternacht veröffentlichten Statement hieß es jedoch unter anderem: "(...) unsere feste Absicht, aus triftigen Gründen nicht nominiert zu werden (...) bleibt vollständig bestehen."

Hermoso wurde nicht von Tomé ausgewählt. Als Grund für die Nichtnominierung erklärte die Trainerin, die den nach der WM aufgrund des Skandals gefeuerten Jorge Vilda ersetzt hatte, sie wolle Hermoso so "schützen".

Spaniens Fußballfrauen lehnen Ultimatum ab

Der Verband hatte den streikenden Spielerinnen nach Medienberichten am Sonntag personelle Änderungen in der Organisation angeboten, ihnen jedoch gleichzeitig ein Ultimatum gestellt, das in der Nacht von Sonntag auf Montag um 0 Uhr ablief.

Laut Berichten drohte der RFEF mit Geldbußen und mehrjährigen Sperren für jene Spielerinnen, die sich weigern sollten, für "La Roja" anzutreten. Eine offizielle Bestätigung für diese Informationen fehlt bislang.

Am Montag veröffentlichte der RFEF anlässlich der Mannschaftsnominierung eine Pressemitteilung und betonte: "Wir garantieren den Spielerinnen eine sichere Umgebung und streben ein Klima des gegenseitigen Vertrauens an, um gemeinsam die weitere Entwicklung des Frauenfußballs zu fördern."

Rubiales behauptet bis heute, der Kuss nach dem WM-Sieg sei in beiderseitigem Einvernehmen geschehen. Hermoso widersprach dies und erklärte, sie habe sich "als Opfer einer impulshaften, sexistischen und unangebrachten Handlung, der ich nicht zugestimmt habe", gefühlt.

Sie erstattete Anzeige und ermöglichte so die Einleitung eines Strafantrags der Staatsanwaltschaft beim Gerichtshof. Es liegt nun in der Hand des Ermittlungsrichters, ob Rubiales angeklagt wird. Eine Haftstrafe von bis zu vier Jahren steht im Raum.