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Fast 1000 Spielabbrüche: Gewaltproblem im deutschen Amateurfußball

Frankfurt am Main - Der DFB hat den aktuellen Bericht über den Amateurfußball vorgestellt. Die statistischen Daten bleiben auf einem hohen Level, sehr zum Ärger von Vizepräsident Ronny Zimmermann (62).

In der vergangenen Spielzeit wurden im Amateurbereich allein 961 Spiele aufgrund von Gewalt und Diskriminierung nicht beendet, wie der DFB am Montag mitteilte.

Zimmermann hält diese Zahlen für unbefriedigend: "Wir müssen unsere Anstrengungen intensivieren. Wir haben es zwar geschafft, den Trend zu stoppen, aber die Zahlen bleiben auf einem hohen Niveau", sagte er. Es gäbe "noch immer zu viele Opfer. Das ist ein Zustand, den der Fußball nicht akzeptieren kann."

Erschreckend ist, dass 126 Partien mit F-, E- und D-Jugendlichen vorzeitig wegen Gewalt und Diskriminierung gestoppt wurden.

Die Quote aller Spielabbrüche bleibt bei 0,08%, obwohl mehr Spiele ausgetragen wurden.

Nach Angaben des DFB ereigneten sich auf den Amateurfeldern in der letzten Saison 6224 Vorfälle, was 0,5% aller Spiele mit abgeschlossenem Spielbericht entspricht.

4116 Mal war ein Spieler der Beschuldigte. Bei 1191 Spielen wurde ein Betreuer beschuldigt und in 2200 Fällen ein Zuschauer.

Der tragische Tod eines 15-jährigen Spielers überschattet die vergangene Saison

Schiedsrichter sind in der Gruppe der Geschädigten oftmals überproportional vertreten, da sie in den unteren Ligen für die Spielleitung verantwortlich sind.

Nachdem ein 15-jähriger Berliner nach einem brutalen Angriff durch einen Gegenspieler bei einem Jugendturnier in Frankfurt am Main verstarb, wird Zimmermann die letzte Spielzeit jedoch ohnehin negativ in Erinnerung bleiben.

"Jenseits aller Statistiken müssen wir klarstellen, dass in der vergangenen Saison ein Mensch sein Leben verloren hat. Dies muss endgültig ein Warnsignal sein, unabhängig von der jeweiligen Rolle im Sport", sagte er.

Für die Prävention von Gewalt und Diskriminierung auf dem Fußballplatz setzt Zimmermann auf proaktive Maßnahmen. Neben zahlreichen Projekten wurden in allen 21 Landesverbänden zusätzlich Kontaktstellen eingerichtet.

"Es geht darum, das Bewusstsein zu schärfen", sagte Zimmermann. "Es kann täglich und überall ein schlimmes Ereignis passieren, daher müssen wir alle wachsam sein und negativen Entwicklungen frühzeitig entgegenwirken."