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Deutsche Turnerinnen verpassen Olympia-Einzug knapp: Nur 0,17 Punkte fehlten!

Antwerpen (Belgien) - Schwermut erfüllt das deutsche Turn-Lager. Das weibliche Team kann sich nicht für Olympia qualifizieren. Eine Ex-Weltmeisterin hat allerdings ihren Platz in Paris sicher.

"Brutal", "herzzerreißend", "Schock": Das Team der deutschen Turnerinnen erlitt durch das unvorhersehbare und knappe Olympia-Aus eine massive Enttäuschung. Um 0,169 Punkte verfehlte die Gruppe, deprimiert durch Verletzungsausfälle, bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen das dringend erhoffte Olympia-Ticket für das kommende Jahr in Paris.

"Wir sind alle sehr enttäuscht. Unsere Erwartung war, mindestens einen Rang besser zu sein, als wir es letztendlich sind. Das ist wirklich hart", äußert sich Thomas Gutekunst, Sportdirektor des Deutschen Turner-Bundes (DTB), niedergeschlagen.

Den nur geringen Rückstand auf die siegreichen Südkoreanerinnen bezeichnet er als "brutal". Mit einem 13. Platz in der Qualifikation hat der DTB lediglich einen Quotenplatz für Paris erreicht.

Eine positive Nachricht gibt es allerdings: Pauline Schäfer-Betz konnte sich als beste deutsche Mehrkämpferin bei den Weltmeisterschaften in Antwerpen einen persönlichen Startplatz für Paris sichern. Sie qualifizierte sich zudem für die WM-Finale im Vierkampf und am Schwebebalken.

Jedoch ging es Pauline Schäfer-Betz, ähnlich wie den ebenfalls für das Mehrkampf-Finale qualifizierten Sarah Voss (23, Köln) sowie Meolie Jauch (16, Stuttgart), Karina Schönmaier und Lea Marie Quaas (beide 18, Chemnitz), nach dem verpassten Olympia-Einzug nicht gut und sie mussten sich erstmal sortieren.

Pauline Schäfer-Betz hat gemischte Gefühle

"Ich muss erst meine Gedanken und Emotionen in Ordnung bringen, denn das war eine wahre Gefühlsachterbahn", erzählt die Schwebebalken-Weltmeisterin von 2017.

Als das Endresultat von 157,128 Punkten auf der Anzeigetafel erschien, erlebte sie "einen kleinen Schockmoment, weil man unsicher ist, wie die angemessene Reaktion oder das passende Gefühl sein sollte."

Sie hat sich einerseits darüber gefreut, eine "tolle Balken-Übung" absolviert zu haben und im Vierkampf-Finale zu sein, so Schäfer-Betz. "Andererseits war es offensichtlich, dass es möglicherweise nicht für die Olympia-Qualifizierung reicht. Das war wie Heiterkeit und Trübsal zugleich", gibt sie zu.

Bundestrainer Gerben Wiersma (46) wirkte ausgelaugt und niedergeschlagen, als er den Wettkampf Revue passieren ließ . "Zwei Zehntelpunkte, zwei Zehntelpunkte - das ist unfassbar. Wir hatten Rückschläge. Das war das Maximum, das wir geben konnten", äußerte sich der Niederländer zerknirscht, er zollte jedoch auch seinem Team Respekt.

"Ich bin wirklich stolz auf die Mädels. Wir haben keine großen Fehler gemacht. Wir haben für jedes Zehntelpunkt gekämpft. Der Wettkampf war großartig, aber zwei Zehntelpunkte - das ist so wenig."

Trotz der Unterstützung der verletzten Teammitglieder konnten die Turnerinnen nicht gewinnen

Von der Tribüne aus drückten die verletzten Ex-Europameisterinnen Elisabeth Seitz (29, Stuttgart) und Emma Malewski (19, Chemnitz) ihrem Team die Daumen und feuerten sie an.

"Es war extrem eng. Die Mädels haben wirklich gut geturnt, aber es hat leider nicht ausgereicht", berichtet die enttäuschte deutsche Rekordmeisterin Seitz und fügt hinzu: "Zuerst die Verletzung, dann dieser Schock".

Die 29-Jährige hatte sich Anfang September die rechte Achillessehne gerissen, Malewski zog sich kurz vor der Abreise zur WM einen Riss des Syndesmosebandes im rechten Fuß zu.

Sowohl Seitz als auch Malewski saßen im Sportpaleis Seite an Seite. Im kommenden Jahr werden sie um denselben freien Olympia-Startplatz konkurrieren.

"Ich muss jetzt um den nicht namentlichen Platz kämpfen. Aktuell ist das eine sehr bittere Pille – das muss ich erstmal verdauen", äußerte sich Seitz.