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Die Stärkung der Monarchs beginnt im Kopf - Eine Frau macht es möglich

Dresden - Nach der Sommerpause gab es neun Neuzugänge bei den Dresden Monarchs, jedoch wurden nur acht offiziell bekannt gegeben. Denn der neunte Neuzugang steht nicht auf dem Spielfeld: Seit einem Monat unterstützt die 24-jährige Melanie Reiser das Team als Sportpsychologin. Sie hat in Padua, Italien, ihren Psychologie-Bachelor erworben und arbeitet gerade an ihrem Masterabschluss in Berlin. Für das Pflichtpraktikum ihrer Studienlaufbahn entschied sie sich für Dresden und die Monarchs - wegen ihrer Liebe zur Stadt und zum Sport. Ein Gespräch mit ihr konnte TAG24 führen.

TAG24: Melanie, wie würden Sie Ihre Arbeit bei den Monarchs beschreiben

Reiser: "Meine Tätigkeit umfasst Unterstützung, Stabilisierung und vorsorgliche Arbeit. Es muss nicht immer ein bestehendes Problem geben. Es geht auch darum, die letzten zehn Prozent Hingabe und Bereitschaft zu mobilisieren und auf jede Situation vorbereitet zu sein."

TAG24: Warum ausgerechnet American Football?

Reiser: "Dieser Sport ist stark von Strategie geprägt. Er hat viele verschiedene Positionen, die unterschiedlichen Persönlichkeiten entsprechen. Ein Quarterback benötigt andere Fähigkeiten als ein O-Liner. Für mich spiegelt das auch ein Stück weit die Gesellschaft wider. Jeder hat seine Stärken und Schwächen. Sobald man sich dessen bewusst wird, zusammen arbeitet und einander schützt, dann kann man seine Ziele erreichen."

Die Niederlage gegen die Potsdam Royals als Chance nutzen

TAG24: Als junge Frau im Team von etwa 60 Männern, müssen Sie auch mal Grenzen setzen?

Reiser: "Das ist überall im Leben notwendig. Man sollte sich gut genug kennen, um zu wissen, wie man behandelt werden möchte. Wenn man Dinge nicht ausspricht, kann man nicht erwarten, dass andere sie verstehen."

TAG24: Würden Sie sagen, Sie haben die Aufgabe bewusst als Herausforderung gewählt?

Reiser: "Es ist kein Zufall, dass ich mir als junge Frau eine solche Herausforderung gesucht habe. Ich möchte helfen und gleichzeitig wachsen. Ohne seine Komfortzone zu verlassen, kann man sich nicht weiterentwickeln. Doch ich fühle mich äusserst wohl und bis jetzt gab es keine Komplikationen. Trotzdem sind Grenzen wichtig."

TAG24: Wie gehen Sie mit den Spielern um? War nach der Niederlage gegen Potsdam ein erhöhter Gesprächsbedarf?

Reiser: "Ich fokussiere mich eher auf Einzel-Coaching, welches bisher gut angenommen wurde. Zunächst muss man eine Bindung und Vertrauen aufbauen. Natürlich fällt es nicht leicht, sich jemandem zu öffnen, der plötzlich da ist. Mit der Zeit ändern sich die Themen. Wie man mit einer Niederlage umgeht, unterscheidet sich jedoch. Natürlich sind Niederlagen präsent, und das ist auch gut so. Sie müssen reflektiert werden und daran erinnern, dass es Anstrengung und Arbeit braucht, um zu gewinnen."

Melanie Reiser möchte die Dresden Monarchs mental stärker machen

TAG24: Wie sollte man eine Niederlage verarbeiten?

Reiser: "Das lässt sich nicht pauschal beantworten. Jeder verarbeitet solche Situationen anders, und jede Reaktion braucht einen individuellen Ansatz. In jeder Situation hilft Reden und Reflektieren. Eignerschaft macht keinen Sinn. Es gibt verschiedene Strategien, um die Energie umzuleiten. Die entstandene 'Wunde' sollte nicht nur vernarben. Sie sollte mit Stolz getragen werden, um zu zeigen, was man durchgestanden hat."

TAG24: Kann der momentane Leistungseinbruch psychologisch erläutert werden?

Reiser: "Da ich erst zur zweiten Hälfte der Saison dazu kam, fehlt mir der Einblick in die Hinrunde. Ich kann nur Vermutungen anstellen und weiß, dass die Sommerpause immer eine heikle Phase ist. Sie bringt einen oft aus dem Flow. Aber ich sehe darin auch eine Chance. Wir sind weiterhin gut und wollen uns verbessern. Eine Niederlage kann uns daran erinnern, dass wir hart arbeiten müssen. Ich betrachte das als Teil eines normalen Prozesses."

TAG24: Gibt es Punkte, die Sie besonders jetzt im Saisonendspurt angehen möchten?

Reiser: "Feuer und Flamme sein! Ich möchte verdeutlichen, dass es ernst wird und alle noch einmal wachrütteln. Ich mache nur Angebote, bin aber immer erreichbar. Die Spieler sollen sich auf dem Spielfeld voll und ganz auf das Spiel konzentrieren, idealerweise 120 Prozent geben und Höchstleistungen vollbringen. Alle Hindernisse wie ein Bulldozer beiseite räumen. Dies ist mein Ziel, immer individuell angepasst an die einzelnen Personen!"