Unwissend über Betrug? DSV-Star misstraut den Aussagen der norwegischen Skispringer
Trondheim (Norwegen) – Obwohl der Betrugsskandal um Norwegens Skispringer bereits zu ersten personalen Maßnahmen geführt hat, ist er noch längst nicht vollständig aufgearbeitet. Die involvierten Athleten bestreiten, jemals Kenntnis von der Manipulation ihrer Anzüge gehabt zu haben – was für den deutschen Top-Springer Andreas Wellinger (29) höchst zweifelhaft erscheint.
"So etwas kann ich mir nur schwer vorstellen", bemerkte der Vize-Weltmeister bei der Normalschanze in der TV-Sendung "Sport und Talk aus dem Hangar-7".
"Meine zwölfjährige Erfahrung zeigt mir, dass ich Veränderungen am Anzug sofort bemerke – wenn an meinem Anzug irgendetwas geändert wird, stelle ich Fragen, um herauszufinden, was modifiziert wurde."
Zwar weiß er nicht, wie die Abläufe in anderen Ländern sind, doch in Deutschland wechselt jeder Athlet seinen Anzug, sobald dieser von der FIS überprüft und mit einem Chip versehen wurde.
Demnach müsste man jede Veränderung feststellen – und auch wenn dies nicht der Fall sein sollte, trägt der Athlet weiterhin die Verantwortung für seinen Anzug.
Abgesehen von der Disqualifikation beim WM-Großschanzen-Wettbewerb, wo sie mit den manipulierten Anzügen auffielen, wurden bislang jedoch keine weiteren Maßnahmen gegen die norwegischen Skispringer ergriffen.
Skispringen: Andreas Wellinger hat keine Freude daran, gegen Norweger anzutreten
Neben dem Normalschanzen-Weltmeister Marius Lindvik (26) zählen auch Johann André Forfang (29) sowie Kristoffer Eriksen Sundal (24) zu den Nominierten für die Raw Air, die am Donnerstag in Oslo beginnt. Aufgrund der Heimvorteile sind insgesamt zehn norwegische Athleten startberechtigt.
Wellinger zeigt sich darüber alles andere als begeistert.
"Eigentlich habe ich keine große Lust, auf der Schanze einem Norweger gegenüberzutreten", erklärte der 29-Jährige. "Nicht, weil hier jemand persönlich schuld an der Situation sei, sondern weil diese Manipulation von Anfang bis Ende völlig aus dem Ruder gelaufen ist."
Ob ihm infolge des Betrugs von Lindvik vielleicht doch noch die Goldmedaille auf der Normalschanze zusteht, wollte er sich nicht ausmalen. Selbst wenn ihm der Titel zugesprochen würde, blieben die Siegerehrung, das Hören der Nationalhymne und die damit verbundenen Emotionen fern.
"Eigentlich ist das alles, wofür wir leben und warum wir diesen Sport machen – das kann mir niemand mehr zurückgeben", resümierte Wellinger.