Nach dem Anzugskandal: Skisprung-Kontrolleur gibt Rücktritt bekannt und fordert strengere Sanktionen
Poggersdorf (Österreich) – Vor etwa einer Woche überraschte der Skisprung-Kontrolleur Christian Kathol (59) mit seinem Rückzug aus dem Amt. Trotz seines Rücktritts beschäftigt sich der Österreicher weiterhin intensiv mit der Verbesserung der Anzugkontrollen und spricht sich für verschärfte Strafmaßnahmen bei Betrugsfällen aus.
In einem Interview mit der Kleinen Zeitung berichtete Kathol, dass der Weltverband FIS nach dem Manipulationsvorfall bei den norwegischen Athleten derzeit intensiv nach Lösungen sucht, um die Kontrolle der Anzüge effektiver zu gestalten.
Das im vergangenen Winter eingeführte Verfahren, bei dem die Springer ihre Anzüge 30 Minuten nach einem Wettbewerb abgeben müssen und diese erst 30 Minuten vor dem nächsten Sprung zurückerhalten, hält Kathol jedoch für wenig sinnvoll.
„Diese Regelung bringt eine große Verantwortung mit sich. Was passiert, wenn während des Transports ein Unfall eintritt, die Anzüge nass werden oder verloren gehen? Zudem reicht eine halbe Stunde vollkommen aus, um einen Anzug zu manipulieren“, erläuterte Kathol.
Als konkretes Beispiel führte er das Skifliegen in Planica an, bei dem ein slowenischer Athlet disqualifiziert wurde: „Im Nachhinein gab er zu, seinen Anzug vor dem Sprung gedehnt zu haben. Das dauert nicht länger als ein bis zwei Minuten.“
Besonders am Herzen liegt Kathol die Forderung nach höheren Strafen bei absichtlichem Betrug.
„Wer betrügt, muss mit deutlich strengeren Konsequenzen rechnen als nur einer Disqualifikation für einen Wettbewerb“, betonte der Kontrolleur. Seine Tätigkeit sehe er ohnehin als Kampf gegen Windmühlen: „Das ist für die FIS vergleichbar mit dem Dopingproblem, bei dem die Kontrollstellen ständig hinterherlaufen.“
Dass sich der 59-Jährige im Kampf gegen Betrüger teilweise machtlos fühlte, war jedoch nicht der Auslöser für seinen Rücktritt.
Auch der Skandal um die norwegische Anzugmanipulation habe keine Rolle bei seiner Entscheidung gespielt, stellte Kathol klar. Er habe bereits im Februar zurücktreten wollen, also lange vor der Enthüllung des Vorfalls.
„Der Rücktritt hat rein familiäre Gründe“, erklärte der Österreicher: Während der Saison sei er kaum zu Hause gewesen, doch nun benötige seine 87-jährige Mutter seine Unterstützung.
Dennoch wird er dem Skisprungsport nicht vollständig den Rücken kehren, denn seine Leidenschaft für den Sport bleibt ungebrochen.
„Man hat mich gefragt, ob ich nicht in irgendeiner Form weiterhin mitwirken möchte. Deshalb werde ich in der kommenden Saison bei den Kontrollen noch aushelfen“, kündigte Kathol an – und hofft, dabei bald neue Regeln mitgestalten zu können.