Vorwürfe des großen Betrugs bewegen die Konkurrenten: Haben die deutschen Skispringer geschummelt?
Trondheim (Norwegen) – Sind sie einfach nur schlechte Verlierer – oder steckt etwas Wahres in den Anschuldigungen? Die polnischen Skispringer protestieren lautstark gegen einen vermeintlichen Betrug während der WM in Trondheim.
Im Zentrum der Kritik steht Deutschlands führender Springer Karl Geiger (32), der bei dem Wettkampf überraschend lediglich den vierten Platz auf der Normalschanze belegte.
Der Streitpunkt betrifft das Material des Anzugs, den die Gegner als "Schlafsack" bezeichnen. Laut den Richtlinien darf der Anzug maximal vier Zentimeter vom Körper abstehen – eine Regel, von der man bei Geiger laut Kritikern stark abwich.
Der 32-Jährige hätte demnach eindeutig zu viel Stoff an sich getragen. Kritiker wiesen darauf hin, dass dies besonders bei einer Delle im Sprungabsatz erkennbar gewesen sei. Auch unter den siegreichen Norwegern ging die Kritik in die Runde.
"Ich finde es durchaus verdächtig und ein wenig chaotisch", bemerkte TV-Experte Andreas Steijnen.
Insbesondere Adam Małysz (47), ehemaliger Spitzenspringer und derzeitiger Präsident des polnischen Verbandes, ließ sich nicht besänftigen.
"Offen gestanden ist das ein wenig merkwürdig. Entweder existiert ein Schlupfloch in den Bestimmungen, das jemand gezielt ausnutzt, oder es läuft hier etwas ganz anderes schief. Irgendetwas stimmt gewiss nicht. Das ist doch offensichtlich", so Małysz im Gespräch mit Przegląd Sportowy.
Karl Geiger und der deutsche Verband bestreiten jegliches Fehlverhalten
Sowohl Karl Geiger als auch der deutsche Verband weisen jedwede Schuld von sich. "Ich wurde inspiziert und habe alle Kontrollen bestanden", erklärte der Vierte nach seinem Sprung.
Die FIS-Regularien und Kontrollen sind äußerst streng, sodass der Anzug unbeanstandet zugelassen wurde. Offiziell erscheint das Thema damit als abgeschlossen.
Das Ergebnis der Deutschen sorgte immerhin für Überraschung, da sich das DSV-Team seit der Vierschanzentournee in einer schlechten Verfassung befand und auch keinerlei Erklärungen für die Leistungsschwäche in greifbarer Nähe schienen.
Rechtzeitig zur WM scheinen nun allerdings Bundestrainer Stefan Horngacher die entscheidenden Stellschrauben richtig justiert zu haben.
Am Mittwoch um 16 Uhr findet zudem der Mixed-Wettkampf statt, in dem Deutschland mit der aktuellen Form durchaus medaillenrelevante Chancen hat.