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Norwegischer Betrugsskandal erschüttert das Skispringen

Trondheim (Norwegen) – Die Welt des Skispringens wird derzeit von einem schwerwiegenden Betrugsskandal erschüttert. Nachdem drei norwegische Athleten während der Nordischen Ski-WM in Trondheim disqualifiziert wurden, räumte der Leiter des Nationalteams den Betrug ein.

"Wir haben betrogen und damit nicht nur die begeisterten Fans, sondern auch uns selbst enttäuscht. Ich möchte mich bei allen anderen Mannschaften, den Athleten, Sponsoren und Anhängern entschuldigen. Wir werden der Sache gründlich nachgehen", sagte Jan Erik Aalbu (61) am Sonntag in einer Pressekonferenz.

Bereits am Samstag wurden Marius Lindvik (26) sowie seine Teamkollegen Johan Forfang (29) und Kristoffer Eriksen Sundal (24) kurz nach dem Einzelwettbewerb auf der Großschanze von der FIS ausgeschlossen.

Lindvik, der in seiner Heimat eigentlich die Silbermedaille errungen hatte, verlor das Edelmetall wieder. Wenige Tage zuvor hatte er auf der Normalschanze sogar einen Goldsprung hingelegt.

Als Ursache für die Disqualifikation nannte der internationale Verband "Manipulation des Anzugs". Ein heimlich aufgenommenes Video aus dem Teamhotel zeigte, wie die Athleten nach dem offiziellen Chippen ihre Anzüge umnähten – eine Praxis, die untersagt ist. Daraufhin wurden mehrere Beschwerden von Mitbewerbern eingereicht.

Laut Aalbu sei die Manipulation lediglich bei den zwei Anzügen von Lindvik und Forfang erfolgt. Er betonte zudem, dass er persönlich von diesen Praktiken bislang nichts gewusst habe.

Sven Hannawald: "Das ist eine absolute Tragödie – eine Farce"

Auch das deutsche Team forderte nach der Disqualifikation eine umfassende Aufklärung: "Wir brauchen unbedingt eine unabhängige Untersuchungskommission. Das Ganze erreicht ein ganz anderes Ausmaß als bisher, und deshalb muss alles gründlich untersucht werden", erklärte DSV-Sprecher Ralph Eder gegenüber dem NRK.

Die deutsche Skisprung-Legende Sven Hannawald (50) hatte bereits vor dem Schuldeingeständnis große Befürchtungen hinsichtlich des Images des Sports geäußert: "Wenn es eine Farbe dunkler als Schwarz gäbe, würde ich diese wählen. Für mich ist das eine absolute Tragödie, eine Farce", sagte der Vierschanzentournee-Sieger von 2002 im ARD-Interview, als er gefragt wurde, ob der Tag ein schwarzer Tag für das Skispringen sei.

"Aber gleichzeitig werden jetzt auch längst bestehende Probleme sichtbar, die uns schon lange begleiten", fuhr der 50-Jährige fort.

"Wenn man bedenkt, wie gut unsere Saison für uns Deutsche gestartet ist, kann es nicht sein, dass wir von der besten Saison reden und zwei Monate später an der schlechtesten Saison ansetzen. Das muss sich ändern", warnte Hannawald.

Aus diesem Grund ist er von Beginn an misstrauisch gewesen und fordert nun eine Regeländerung: "Vielleicht sollte die Überwachung der Anzüge so schnell wie möglich automatisiert werden. Wenn es einen Scanner gibt, sollte ein Computerprogramm das übernehmen können."

Erstmeldung um 12:08 Uhr, zuletzt aktualisiert um 16:28 Uhr.