Ärger im Skisprung wegen neuer Regel: Deutsche Sportler unzufrieden
In Lillehammer äußern Markus Eisenbichler (33) sein "Unbehagen", Karl Geiger (31) vergleicht die Situation mit "Dressurreiten", und sogar der gewöhnlich ruhige Bundestrainer Stefan Horngacher (55) zeigt sich irritiert: Eine frisch eingeführte Regel verursacht großen Unmut im Skisprunglager vor Beginn der Saison diesen Freitag.
Die Empörung entstand, weil Sprungrichter nun bei einer unsauberen Landung drei Punkte abziehen sollen, statt wie bisher zwei. Dies sorgt für Aufruhr.
"Ehrlich gesagt, finde ich es absolut idiotisch, was die FIS jetzt wieder beschlossen hat. Ich kann nicht länger schweigen, da ich meine Geduld verliere", erklärt der siebenfache Weltmeister Eisenbichler. Sein Zimmerkollege Geiger war zunächst nicht über die neue Regel informiert. "Das wurde hinter verschlossenen Türen beschlossen. Man steht dann da und ist verwirrt: 'Warum?'".
Im Mai kündigte der Weltverband FIS an, der Telemark-Landung zukünftig mehr Bedeutung beimessen zu wollen. Das bedeutet: Bei einer missglückten Landung ist der Punktabzug von der Maximalnote 20,0 künftig größer als bisher.
Dies überraschte, da der Stil in der Vergangenheit eine immer geringere Rolle gespielt hatte. Einige Stimmen hatten sogar vorgeschlagen, nur noch die Sprungweite zu bewerten. Die FIS entschied sich jedoch für einen anderen Weg und prüft nun die Landung genauer.
Markus Eisenbichler hält die Folgen der neuen Regel für ungerecht
Die Regel wird erstmals diesen Freitag (16.15 Uhr/ARD und Eurosport) beim Mixed-Wettbewerb in Lillehammer angewendet.
Eisenbichler befürchtet, dass gute Springer ihre Leistung nicht voll ausschöpfen, da ein verpatzter Telemark sie vom Podium fernhalten könnte. "Das ist schlicht ungerecht", so der Athlet aus Bayern.
Horngacher äußerte sich etwas diplomatischer. Er fand die alte Regel "okay", sieht die neue jedoch als "sehr, sehr streng" an. Horst Hüttel, Sportdirektor im Deutschen Skiverband, schließt sich der Kritik an: "Man möchte weite Sprünge sehen. Aber es wird irgendwann verdammt schwierig, einen Telemark zu machen." Seiner Meinung nach war die neue Regel unnötig.
Geiger sieht außerdem ein Problem in der zu großen Freiheit bei der Punktevergabe. "Wir sind nicht beim Eiskunstlauf oder Dressurreiten, sondern wollen, dass der weiteste und beste Sprung gewinnt", erklärt der Bronzemedaillengewinner der Olympischen Spiele 2022. Zwar sei "Stil ein Teil des Skispringens", doch die neue Gewichtung sei übertrieben.
Andreas Wellinger (29), der derzeit wahrscheinlich beste deutsche Skispringer, sieht in der neuen Regelung auch Vorteile. "Das Gute wird mehr belohnt, das Schlechte härter bestraft. Das finde ich gut", so der Bayer, bekannt für seine stilistisch sauberen Sprünge.
Diese Änderung könnte vor allem Wellinger zugutekommen. DSV-Coach Horngacher fügte daher vielleicht halb scherzend hinzu: "Vielleicht können wir so die Tournee gewinnen – durch die Landung."