"Mindestens die Hälfte des Feldes müsste disqualifiziert werden" – Skisprunglegende warnt
Oslo (Norwegen) – Dass das Körpergewicht beim Skispringen maßgeblich über den sportlichen Erfolg entscheidet, ist bekannt. Dennoch äußert sich die mehrfach ausgezeichnete Weltcup-Siegerin Maren Lundby, die selbst oft mit ihrem Gewicht zu kämpfen hatte, erneut besorgt und drängt auf Reformen.
Die einfache Faustregel lautet: Je weniger wiegt der Athlet, desto weiter kann er fliegen. Aus diesem Grund setzen viele Springer alles daran, ihr Gewicht zu reduzieren.
Als Reaktion darauf hat die FIS eine BMI-Vorgabe eingeführt – alle Sportler müssen mindestens einen BMI von 21 vorweisen, andernfalls sind sie auf kürzeren Skiern antreten.
Lundby empfindet diesen Schritt jedoch als unzureichend.
"Es mag hart klingen, aber das Skispringen ist inzwischen so extrem, dass man die Hälfte des Feldes eigentlich disqualifizieren müsste", kommentierte die 30-Jährige in einer Kolumne bei NRK.
Sie bemängelt, dass die neuen Regelungen diverse Schlupflöcher aufweisen, die von den Athleten selbstverständlich auch ausgenutzt würden.
Skispringen: Lundby fordert harte Maßnahmen gegen zu leichte Athleten
Die Norwegerin führt aus, dass die Körpergröße der Springer gemessen werde, während die Füße 30 Zentimeter auseinanderstehen. Dies führe zu einer künstlich niedrigeren Größenangabe.
"Dadurch wird der BMI der Athleten höher registriert, als er tatsächlich ist, und der realistische Grenzwert liegt deutlich unter 21 – dem niedrigsten zulässigen Wert laut den Vorschriften", erläutert Lundby.
Außerdem sei es für viele Springer ein akzeptierter Kompromiss, mit kürzeren Skiern anzutreten, da ihr geringeres Gewicht ihnen weiterhin Vorteile gegenüber anderen verschaffe – ab einem BMI von 21 würden zusätzliche Kilos nämlich keine positiven Effekte mehr bringen.
Für Lundby ist das Thema Gewicht im Skispringen von zentraler Bedeutung. Sie sprach wiederholt öffentlich über ihre eigenen Schwierigkeiten und unterbrach in der Saison 2021/22 sogar den gesamten Weltcup aufgrund von Gewichtsproblemen. Am Ende ihrer Karriere habe sich der Sport eher wie ein Wettkampf im Gewichtheben angefühlt, so berichtet sie von ihren Erfahrungen.
Aus diesen Gründen fordert die Norwegerin eine Veränderung: "Ich schlage vor, den BMI-Grenzwert auf ein gesundes Niveau anzuheben und zusätzlich einen absoluten Mindestwert festzulegen. Athleten, deren BMI darunter liegt, müssen gesperrt werden – das Springen auf kürzeren Skiern sollte untersagt sein."