"Schlechteste Saison" in Sicht: Hannawald vermutet Ursache für Skisprung-Krise
Trondheim (Norwegen) – Die deutschen Skispringer erleben gerade eine Phase intensiver Durststrecke: Dezember-Seriensieger Pius Paschke (34) und seine Teamkollegen haben häufig Schwierigkeiten, überhaupt in den zweiten Durchgang zu gelangen. Der ehemalige Spitzensportler Sven Hannawald (50) hat bereits eine mögliche Erklärung parat.
"Wir befinden uns aktuell an einem Punkt, an dem man darüber sprechen muss, dass dies womöglich die bislang schlechteste Saison wird", klagte der heutige TV-Experte gegenüber web.de.
Für den Absturz könnten laut Hannawald jedoch nur bedingt die DSV-Athleten selbst verantwortlich sein.
"Meiner Ansicht nach liegen die Probleme vor allem am Material: Diese Saison starteten die deutschen Springer erfolgreicher denn je", führte der Vierschanzentournee-Gewinner von 2002 aus. "So viele Fehler könnte man in so kurzer Zeit schlichtweg nicht in einen einzelnen Sprung einbauen."
"Wenn ein gesamtes Team nicht die erhofften Ergebnisse erzielt, liegt es stets am Ausrüstungsgegenstand", ergänzte der 50-Jährige. Obwohl er keine gravierenden Mängel in den Sprüngen von Paschke und Co. erkennt, seien sie materialbedingt schlichtweg überfordert.
Seit Beginn dieser Saison hat der Weltverband FIS eine neue Regelung eingeführt, nach der die Springer im Verlauf der gesamten Saison lediglich zehn verschiedene Anzüge verwenden dürfen – für Hannawald ist dies der kritische Punkt, denn die Athleten können nicht einfach ihre derzeitigen Anzüge austauschen, wenn sie an Leistung verlieren.
Skispringen: Sven Hannawald sieht größte WM-Chance im Mixed-Team
Gleichzeitig eröffnet dies dem DSV bei der WM neue Möglichkeiten, da dort den Springern zwei zusätzliche Anzüge zur Verfügung stehen. Sollte sich damit die Leistung verbessern, sieht Hannawald besonders in Paschke und Andreas Wellinger (29) den Schlüssel zum Erfolg.
Die besten Voraussetzungen zur Medaillenrunde sieht er vor allem auf der Normalschanze, da dort wegen der niedrigeren Anlaufgeschwindigkeit das Material eine geringere Rolle spielt als auf der Großschanze.
"Dort könnten sie durchaus medaillenahe Platzierungen erreichen", erläuterte der Ex-Skispringer.
Besonders hohe Erwartungen an den Gewinn von Wertmetallen hegt Hannawald im Mixed-Wettbewerb: "Durch die Einbindung der Frauen im Mixed-Team entsteht eine positive Dynamik. Dies hat sich bislang als ausgesprochen erfolgreich erwiesen, weil die weiblichen Springer konstant starke Leistungen abrufen."