Turmoil im Skisprung-Coaching? Setzt der deutsche Verband auf den umstrittenen Coach der Polen?
München – Vor nur wenigen Tagen sorgten schwere Anschuldigungen der polnischen Skispringer gegen ihren ehemaligen Trainer Thomas Thurnbichler (35) für Aufruhr, und nun steht der Österreicher vor einer möglichen neuen Aufgabe – und zwar in Deutschland.
Der Deutsche Ski-Verband (DSV) beabsichtigt demnach, den Coach zu verpflichten, der zweieinhalb Jahre in Polen aktiv war und während dieser Zeit offenbar das Vertrauen seiner Athleten nicht gewinnen konnte.
Laut dem polnischen Nachrichtenportal sport.pl soll er das bestehende Trainerteam rund um Cheftrainer Stefan Horngacher (55) verstärken. Beide Trainer teilen dieselbe Herkunft. "Aus deutscher Perspektive wäre es wirklich großartig, wenn wir ihn an Bord holen könnten. Er zählt zu den exzellenten Trainern, bringt umfangreiche Erfahrung im Jugendbereich sowie im Betreuen der weltbesten Springer mit", so Martin Schmitt (47), ehemaliger Skispringer der DSV-Adler.
Im Gegensatz zu diesen lobenden Worten kommen von Thurnbichlers früheren Schützlingen ganz andere Bewertungen. So berichtete Dawid Kubacki (35), dass der Österreicher ihnen angeblich regelmäßig Hindernisse in den Weg gelegt habe.
Besonders kritisierte Kubacki den Umgang des Trainers mit dem Spitzenspringer Kamil Stoch (37): "Ich will nicht ins Detail gehen, aber das, was er getan hat, um Kamil das Leben schwer zu machen, grenzt an ein Verbrechen", erhob er schwere Vorwürfe.
Martin Schmitt zeigt sich von diesen Anschuldigungen unbeeindruckt und befürwortet ein Engagement Thurnbichlers in Deutschland nachdrücklich.
"Ich bin überzeugt, dass seine jüngsten Schwierigkeiten in Polen auch eine Chance bieten, an Erfahrung zu gewinnen. Nicht nur der Sieg lehrt uns, sondern vor allem auch herausfordernde Momente", so der Olympiasieger von 2002.
Unbestritten bleibt, dass Horngacher mindestens noch ein Jahr in seiner Position als Cheftrainer verbleibt, während der DSV den Fokus auf die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina richtet.
Auch wenn Thurnbichler zunächst lediglich als Ergänzung für das Team vorgesehen sein sollte, kann sich Schmitt gut vorstellen, dass der Österreicher den aktuellen Cheftrainer in rund einem Jahr ablösen könnte. "Ich hoffe, dass er noch länger bei uns bleibt. Aber es bleibt abzuwarten, wie viel Energie ihm nach den Olympischen Spielen im kommenden Jahr noch zur Verfügung steht", meint Schmitt.
Dennoch haben die polnischen Verantwortlichen Thurnbichler trotz der heftigen Kritik auch eine Position im Nachwuchsbereich angeboten – ob er diese Anstellung nach den Vorwürfen annehmen wird, ist noch unklar.