Betrugsaffäre erschüttert das Skispringen – Deutschland verlangt Aufklärung
Trondheim (Norwegen) – Ein gravierender Betrugsfall hat die internationale Skisprungszene ins Wanken gebracht. Nachdem drei norwegische Athleten bei der Nordischen Ski-WM in Trondheim disqualifiziert wurden, beteiligt sich nun auch das deutsche Team an den Forderungen nach einer Aufklärung.
"Wir brauchen unbedingt eine unabhängige Untersuchungskommission. Das Geschehen erreichte ein ganz anderes Ausmaß als bisher, weshalb wir der Sache unbedingt auf den Grund gehen müssen", sagte Ralph Eder, Sprecher des Deutschen Skiverbands, gegenüber NRK.
Am vergangenen Samstag wurden Marius Lindvik (26) und seine Teamkollegen Johan Forfang (29) sowie Kristoffer Eriksen Sundal (24) kurz nach dem Einzelwettbewerb auf der Großschanze von der FIS ausgeschlossen.
Lindvik, der ursprünglich die Silbermedaille für sich gewinnen konnte, verlor diese Entscheidung bedauerlicherweise wieder – wenige Tage zuvor war er auf der Normalschanze noch Sieger geworden.
Als Ursache nannte der Weltverband eine „Manipulation des Anzugs“. Ein heimlich aufgenommenes Video aus dem Teamhotel zeigte, wie die Norweger nach dem offiziellen Chippen an ihren Anzügen herumpfuschten – ein inakzeptables Verhalten. Mehrere Mitbewerber reichten daraufhin offizielle Beschwerden ein.
"Es ist zwingend erforderlich, dass wir klären, was genau im norwegischen Team vorgefallen ist", forderte Eder nun.
Sven Hannawald: "Das ist zweifellos eine absolute Katastrophe, beinahe eine Farce"
Die norwegische Delegation räumte mittlerweile einige Fehler ein, betonte jedoch, dass es sich nicht um eine bewusste Betrugsabsicht gehandelt habe. Vielmehr sei der Wechsel der Anzüge bereits als Vorbereitung auf den bevorstehenden Weltcup im Heimatland vorgesehen gewesen.
Die deutsche Skisprungikone Sven Hannawald (50) sieht jedoch bereits jetzt einen immensen Imageschaden für den Sport, solange die Hintergründe nicht vollständig geklärt werden können.
"Falls es eine dunklere Farbe als Schwarz gäbe, würde ich sie wählen. Das Ganze ist schlichtweg eine absolute Katastrophe, fast schon eine Farce", meinte der Vierschanzentournee-Gewinner von 2002 in der ARD, als er gefragt wurde, ob dieser Vorfall einen schwärzlichen Tag für das Skispringen darstelle.
"Gleichzeitig treten in diesem Moment all die bereits seit Langem bestehenden Probleme zutage", fügte der 50-Jährige hinzu.
"Wenn man sieht, wie erfolgreich unsere Saison für die Deutsche Mannschaft gestartet ist und sich dann innerhalb von zwei Monaten alles ins Gegenteil verkehrt, ist das völlig inakzeptabel", beklagte Hannawald.
Er bewertete das Geschehen von Anfang an mit Argwohn und fordert nun eine Änderung der Regularien: "Vielleicht sollte die Überwachung der Anzüge so schnell wie möglich an eine Maschine übergeben werden. Ähnlich wie ein Scanner könnte ein Computerprogramm diese Kontrolle übernehmen."