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Zunehmender Trend in Sachsen: Warum entscheiden sich immer mehr Fahrradbegeisterte für ein Gravelbike?

Von Daniel Josling

Leipzig/Dresden – Gravelbikes, also Fahrräder, die speziell für Schotter-, Wald- und Feldwege konzipiert sind, erfreuen sich in Sachsen laut dem Fahrrad-Club ADFC wachsender Beliebtheit. Die Modelle gelten als vielseitige Kombination aus Rennrad und Mountainbike, denn sie sind schnell auf Asphalt und gleichzeitig robust genug für unbefestigte Strecken.

Obwohl der Verkauf aller Fahrradtypen nach der Corona-Pandemie wieder zurückgegangen ist, beobachtet Konrad Krause, Geschäftsführer des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) in Sachsen, „einen stabilen Aufwärtstrend im Bereich sportlicher Fahrräder, besonders bei Rennrädern und Gravelbikes“.

Bemerkenswert sei zudem, dass zunehmend mehr Frauen dieses neue Fahrradsegment für sich entdecken. Laut ADFC werden zahlreiche Touren, die früher mit Trekkingrädern unternommen wurden, inzwischen mit Gravelbikes und Bikepacking-Ausrüstung gefahren.

Die 320 Kilometer lange neue Gravel-Route „Rockhead“ feierte in diesem Jahr ihre erste komplette Saison. Nach Angaben der Marketinggesellschaft Oberlausitz wurden rund 200 Starterpakete verkauft, während die GPS-Daten mehr als 7000 Mal heruntergeladen wurden. Diese Starterpakete enthalten unter anderem Kartenmaterial, ein Logbuch sowie Extras wie eine Trinkflasche und eine Handyhalterung.

Der ADFC hebt die Vielseitigkeit als Hauptgrund für den Erfolg hervor: „Graveln bedeutet, auf überwiegend unbefestigten, nicht zu steilen Wegen mit dem Fahrrad unterwegs zu sein“, erklärt Krause. Gravelbikes seien wahre Allrounder – ideal für Sport und Freizeit, aber ebenso praktisch für den Arbeitsweg und damit alltagstauglicher als klassische Rennräder oder Mountainbikes.

Die typische Nutzergruppe liegt laut ADFC zwischen 20 und 49 Jahren, das durchschnittliche Alter beträgt etwa 37 Jahre. Beliebte Regionen zum Graveln sind die Sächsische Schweiz und das Erzgebirge, die mit abwechslungsreichen Strecken punkten.

Eine vom sächsischen Tourismusministerium in Auftrag gegebene Studie zum Fahrradtourismus im Freistaat ergab: Fast jeder zehnte Radfahrer (9,4 Prozent) nutzte im vergangenen Jahr ein Gravelbike, bei Tagesausflüglern lag der Anteil sogar bei 10,4 Prozent – deutlich über dem Bundesdurchschnitt von 6,8 Prozent.

Laut Studie trägt der Radtourismus jährlich rund 568 Millionen Euro zum Umsatz Sachsens bei, einschließlich Ausgaben für Unterkünfte, Gastronomie und weitere touristische Dienstleistungen.

Die von der Landesregierung präsentierte Untersuchung empfiehlt unter anderem eine verbesserte Vermarktung vorhandener Routen, grenzüberschreitende Zusammenarbeit sowie neue Angebote speziell für Mountainbiker und Gravel-Fans.

In der Sächsischen Schweiz gelten strenge Regeln, wodurch Konflikte, wie sie beim Mountainbiken auf bestimmten Strecken auftreten, beim Graveln bisher kaum vorgekommen sind. Die Nationalparkverwaltung erklärt: „Da die Fahrtrouten ausschließlich über breite Forstwege oder asphaltierte Straßen führen, sind die Auswirkungen durch Gravelbiker vergleichsweise gering.“ Probleme verursachen eher gelegentliche Downhill-Fahrer abseits der offiziellen Wege.

Experten sehen im Graveln langfristig keine kurzlebige Modeerscheinung, sondern eine wertvolle Ergänzung der Fahrradkultur. „Neben Pedelecs wird das Gravelbike künftig immer häufiger bei Freizeittouren anzutreffen sein“, prognostiziert der ADFC.