Olympische Spiele als Kostenrisiko? Wirtschaftsexperten zeigen sich beim Sportgroßereignis zurückhaltend
Von Christof Rührmair
München – Befürworter einer Bewerbung für die Olympischen Spiele heben häufig die positiven wirtschaftlichen Auswirkungen hervor. Doch entspricht das der Realität? Wirtschaftswissenschaftler erkennen bei der Ausrichtung des Events meist kein erhebliches ökonomisches Potenzial.
Dies geht aus den Stellungnahmen der Institute Ifo, IWH, RWI und DIW hervor, die auf eine Umfrage der dpa reagierten. Bei den vier renommierten Forschungseinrichtungen, die auch bei der regelmäßigen Gemeinschaftsdiagnose zur wirtschaftlichen Lage mitwirken, überwiegt vielmehr eine kritische Haltung.
Momentan gibt es in Berlin, München, Hamburg sowie im Ballungsraum Rhein-Ruhr Überlegungen, sich um die Ausrichtung der Sommerspiele zu bewerben.
Ein deutlicher wirtschaftlicher Auftrieb wird davon allerdings kaum erwartet. So betont beispielsweise das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) in Berlin: „Die gesamtwirtschaftlichen Effekte sind zumeist begrenzt und werden häufig überschätzt.“ Zudem sei eine nachhaltige Wirkung selten zu beobachten.
Auch die Frage, ob die Ausgaben für die öffentliche Hand gerechtfertigt sind und insbesondere, ob die aktuell verbreiteten Kostenschätzungen realistisch eingehalten werden können, wird von den Experten eher skeptisch beurteilt.
„In den meisten Fällen übersteigen die Kosten die erzielten Mehrerlöse“, erläutert das IWH. Klaus Wohlrabe vom Münchner Ifo-Institut ergänzt: „Realistisch betrachtet werden die Olympischen Spiele auch heute meist deutlich teurer als ursprünglich geplant.“
Zum einen würden die vorläufigen Schätzungen oft vorsätzlich niedrig angesetzt, um politische Zustimmung und öffentliche Unterstützung nicht zu gefährden. Zudem sei es grundsätzlich schwierig, Ausgaben für ein Ereignis in ferner Zukunft präzise zu kalkulieren.
Darüber hinaus halten einige Wissenschaftler auch unerwünschte Nebeneffekte für möglich, wie vorübergehend steigende Preise, eine Verknappung von Wohnraum oder zunehmende Mietkosten.
Ein rein negatives Fazit aus wirtschaftlicher Sicht ziehen die Forscher jedoch nicht. So stellt etwa das RWI Essen ein „deutliches Potenzial für Impulse“ fest.
Zusätzliche Investitionen in die Infrastruktur könnten wachstumsfördernd wirken, besonders wenn dadurch zentrale Herausforderungen angegangen werden, die ohne die Olympischen Spiele unbeachtet blieben. Entscheidend sei letztlich die konkrete Umsetzung.