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„Geschrien und geweint“: Der Magdeburger Anschlag trifft den SCM tief

Von Thomas Flehmer

Magdeburg – Der Terrorakt in Magdeburg hat auch den SCM und seine Handballer nicht unberührt gelassen. Ein Spieler befand sich unmittelbar in der Nähe des Geschehens, und Trainer Wiegert berichtet, dass in seinem Umfeld Verletzte zu beklagen seien.

Bennet Wiegert (43) ist nachhaltig von dem Anschlag geprägt worden. „Dieses Attentat hat mich sehr geerdet. Im Vergleich dazu wirken all die Ärgernisse im Handball wie kleine Kleinigkeiten. Es relativiert sich doch alles“, erklärte der Trainer der „Sport Bild“.

Am 20. Dezember 2024 hatte ein Amokläufer auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt während einer Amokfahrt sechs Menschen das Leben genommen und über 300 weitere verletzt.

Der SCM-Spieler Antonio Serradilla (26) aus Spanien befand sich nur einen Meter vom Fahrzeug des Attentäters entfernt. Unmittelbar darauf kontaktierte Wiegert den Spanier, der ihm berichtete, dass er „nur geschrien und geweint“ habe.

Der Trainer rief zudem in der WhatsApp-Gruppe der Mannschaft dazu auf, dass sich jeder Spieler bei ihm melden solle.

Am Weihnachtsmarkt in Magdeburg: SCM-Spieler Serradilla war in unmittelbarer Nähe!

Trotz des traumatischen Ereignisses beharrte der SCM-Trainer darauf, die geplante Partie gegen den ThSV Eisenach, die zwei Tage später stattfinden sollte, nicht abzusagen.

„Ich wollte mich von einem Anschlag nicht aus der Bahn werfen lassen oder dem Verbrechen zusätzliche Aufmerksamkeit schenken“, stellte Wiegert klar, „das hätte ein Fehler sein können.“

Immer mehr Bilder trafen auf dem Handy des Trainers ein, sodass er schließlich den Eindruck gewann, als hätte er fast selbst am Anschlag teilgenommen – ganz zumal auch Angehörige aus seinem persönlichen Umfeld unter den Verletzten waren.

Auch das Mannschaftstraining am darauffolgenden Tag verlief alles andere als regulär. Bereits nach wenigen Sekunden erkannte Wiegert: „Auf dem Platz fehlte die gewohnte Ruhe. Die Sorgen und die Verunsicherung waren förmlich spürbar.“

Schließlich wurden die beiden anstehenden Spiele verschoben, und die Mannschaft entzündete am 22. Dezember Kerzen an der Johanneskirche. „Dieses Erlebnis hat uns als Team noch enger zusammengeschweißt“, resümierte der Trainer.