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Trauriges WM-Drama um Deutschlands Gold-Kandidat: Julian Weber ohne Medaille trotz Krankheit

Tokio (Japan) – Julian Weber (31), Deutschlands größte Hoffnung auf Gold bei der Leichtathletik-WM im Speerwurf, erlebte ein persönliches Drama und belegte mit 86,11 Metern am Ende nur den fünften Rang. „Der fünfte Platz ist zwar respektabel, aber nicht das Ziel, das wir uns gesetzt hatten“, gab sein Trainer Burkhard Looks (67) noch vor dem letzten Versuch offen zu.

Weltmeister wurde Keshorn Walcott mit einer Weite von 88,16 Metern, dicht gefolgt von Anderson Peters aus Grenada (87,38 m) und Curtis Thompson aus den USA (86,67 m).

„Jetzt ist es vorbei. Diese Medaille, die ich mir hätte verdienen können, sie wäre absolut drin gewesen – ich bin einfach nur enttäuscht und leer. Es ist schwer zu akzeptieren, dass es erneut nicht gereicht hat. Heute war es extrem schwierig, die Kraft und das richtige Gefühl zu finden. Ich lag eine Woche lang mit Fieber danieder; die Qualifikation gestern hat zu viel Kraft gekostet. Die Form war da, aber sie wurde mir durch die Erkrankung genommen“, erklärte ein sichtlich niedergeschlagener Weber im Interview mit dem ZDF. Er ergänzte: „Ich werde mich nicht zurückziehen, aber es ist verdammt schade. Ich komme stärker zurück.“

Weber war als derzeitiger Weltranglistenerster mit seiner Bestleistung von 91,51 Metern angereist und hatte bei seinem vierten WM-Anlauf endlich auf eine Medaille gehofft. In den Jahren 2022 und 2023 hatte er jeweils den vierten Platz belegt, 2019 reichte es nur zum sechsten Rang.

Auch bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris war er Sechster. Bei den Spielen 2021 in Tokio belegte er auf derselben Anlage ebenfalls einen enttäuschenden vierten Platz.

Bereits im Trainingslager hatte Weber einen Virus eingefangen, lag mit Fieber flach und musste während des Finales am Donnerstag mehrmals heftig husten.

Im Wettkampf suchte er immer wieder den Austausch mit seinem Coach, der von der Tribüne aus versuchte, entscheidende Hinweise für einen möglichen Medaillenwurf zu geben.

Am ZDF-Mikrofon zeigte sich sein Trainer kämpferisch: „Eine Infektion dauert bei einem normalen Menschen sieben Tage, für Sportler gilt das genauso. Aber er ist ein Kämpfer, ein Stehaufmännchen – wir schaffen das“, motivierte Looks noch vor Webers drittem Versuch.

Er riet Weber, sich zwischendurch ruhig hinzusetzen und die Nervosität abzubauen. Doch auch der vierte Versuch landete zu früh auf dem Tokio-Rasen, während Keshorn Walcott aus Trinidad und Tobago den Speer auf beeindruckende 88,16 Meter in den Abendhimmel schleuderte.

Vor dem fünften Wurf warf Weber frustriert seine Trainingsjacke zu Boden. Auch dieser Wurf gelang nicht perfekt. Sein Trainer versuchte ihn daraufhin für den letzten Versuch noch einmal aufzubauen: „Mach es nochmal wie in Zürich“, erinnerte Looks an Webers starke Leistung Ende August in der Schweiz, als er zweimal über 91 Meter warf und seine persönliche Bestweite von 91,95 Metern aufstellte.

„Er ist ratlos. Seine Beinarbeit stimmt nicht, er schafft es nicht, den Dreierrhythmus richtig zu treffen, die Abwurfgeschwindigkeit fehlt, und der Speer landet bei 80, 81 Metern“, musste auch Looks vor dem letzten Versuch zugestehen.

Der finale Wurf war zwar etwas besser, aber mit 84,67 Metern reichte es am Ende nicht mehr als für den fünften Platz.