Nachbarschaftlicher Mordauftrag: Schwere Beschuldigungen gegen Radsport-Ikone
Kolumbien – Die Vorwürfe wiegen schwer. Der ehemalige Spitzenradrennfahrer Lucho Herrera (63) soll angeblich Auftragskiller engagiert haben, um seine Nachbarn brutal ermorden zu lassen. Der Sieger der "Vuelta a España" von 1987 weist diese Anschuldigungen entschieden zurück.
Während Kolumbien unter der Schreckensherrschaft des Drogenbarons Pablo Escobar zu leiden hatte, war Lucho Herrera eine Quelle der Hoffnung für die Bevölkerung. Als erster Nicht-Europäer gewann er die Spanien-Rundfahrt "Vuelta a España", errang Etappensiege bei der "Tour de France" und galt in den späten 1980er Jahren als einer der besten Bergspezialisten im Radsport.
Mittlerweile 63 Jahre alt, wird Herrera nun jedoch möglicherweise in schwere kriminelle Aktivitäten verwickelt, wie ein Bericht der Nachrichtensendung "Noticias Uno" nahelegt.
Demnach soll Herrera im Jahr 2002 drei paramilitärische Kämpfer angeheuert haben, um seine Nachbarn gewaltsam zum Verschwinden zu bringen. In seiner Villa übergab er den Männern Fotos der Betroffenen sowie eine Summe von 40.000 US-Dollar. Herrera soll behauptet haben, die Männer seien Angehörige der linksgerichteten Guerillagruppe FARC gewesen und hätten ihn entführen wollen.
Die unschuldigen Nachbarn wurden am Abend des 23. Februar 2002 unter Waffengewalt aus ihren Häusern gezerrt und sind seitdem spurlos verschwunden.
Nach Angaben der Täter durchtrennten sie den Opfern die Kehle, zerstückelten die Leichen mit Macheten und begruben die Überreste auf einem Grundstück, das im Besitz Herreras ist.
Die Nachbarn waren keine Guerillakämpfer, sondern einfache Landwirte. Offenbar hatte Herrera es auf ihre Grundstücke abgesehen, berichten die Mörder, die inzwischen zu Haftstrafen von bis zu 22,5 Jahren verurteilt wurden.
„Später stellte sich heraus, dass es sich bei den Opfern nicht um Mitglieder der Guerilla handelte, sondern um Menschen, die sich geweigert hatten, ihr Land an Lucho Herrera zu verkaufen. Deshalb ließ er sie ‚abholen‘. Die Familien der Vermissten betonen, dass diese niemals der Guerilla angehörten“, heißt es in dem erschütternden Protokoll, das auch dem Radiosender „WRadio“ vorliegt.
Lucho Herrera bestreitet die gravierenden Anschuldigungen vehement. Über seinen Rechtsbeistand ließ der Ex-Champion mitteilen, dass er mit den geschilderten Ereignissen nichts zu tun habe. Die Staatsanwaltschaft führt derzeit Untersuchungen durch.
Von 1964 bis 2016 führte die linksgerichtete Guerillaorganisation FARC einen brutalen Bürgerkrieg gegen die kolumbianische Regierung, die mit rechtsgerichteten Paramilitärs kooperierte. Über 200.000 Menschen verloren dabei ihr Leben, viele gelten bis heute als vermisst. Im Jahr 2017 legte die FARC ihre Waffen nieder, seitdem bemüht sich das Land um Aufarbeitung der schmerzhaften Vergangenheit.