Nazi-Parolen als Hintergrund: DFB-Talent tritt ohne Nachnamen im Trikot an
Ulrike John berichtet
München/Dundee – Zum ersten Mal im Länderspiel trägt Alara Şehitler (18) vom FC Bayern München lediglich ihren Vornamen auf dem Trikot.
Dieser Schritt erfolgte auf eigenen Wunsch und hat zugleich einen gesellschaftspolitischen Kontext.
Ihr Nachname zog insbesondere in den sozialen Medien stets unpassende Kommentare sowie nationalsozialistische Parolen, die mit Adolf Hitler in Verbindung standen, nach sich.
Alara kam in der 76. Minute beim 4:0-Sieg der deutschen Frauen in Schottland während der Nations League zum Einsatz.
Sowohl der Deutsche Fußball-Bund als auch der FC Bayern führen die Mittelfeldspielerin seit Jahresbeginn nur noch unter ihrem Vornamen Alara.
Bei ihrem Debüt im Länderspiel letzten November, als man in der Schweiz 6:0 gewann, prangte noch der Nachname über ihrer Rückennummer. Ihre Mutter ist Deutsche, während ihr Vater türkischer Herkunft ist. Der Familienname Şehitler bedeutet sinngemäß "die Märtyrer".
"Würde der Nationalverein das Trikot dieser Spielerin mit der Buchstabenkombination ihres Nachnamens ausstatten, könnte dies von der rechten Szene als Vorlage für ihre ideologischen Zwecke missbraucht werden", erläuterte Frank Schweizerhof von der Anlaufstelle für Gewalt- und Diskriminierungsvorfälle beim Bayrischen Fußballverband gegenüber der dpa.
"Die rechte Szene liefe Gefahr, durch den Schriftzug des Nachnamens auf dem Trikot gezielt gewisse Partien zu verdecken."
Schweizerhof bezeichnete Alaras Entscheidung, sich von jener öffentlichen Plattform fernzuhalten, als "absolut nachvollziehbar und mutig". Zugleich bedauerte er, dass ein solcher Schritt nötig sei.
Die U17-Europameisterin von 2022 und Schülerin gilt als eines der vielversprechendsten Talente im deutschen Fußball. Über den Trikotnamen hat sie bislang keine öffentliche Stellungnahme abgegeben.
Eine Sprecherin des DFB wies darauf hin, dass gemäß UEFA-Ausrüstungsreglement keine gesonderte Anmeldung erforderlich ist. Es müsse lediglich der Name, unter dem die Spielerin auftritt, in der offiziellen Spielerinnenliste vermerkt werden.
Der FC Bayern hatte beim DFB beantragt, den Trikotnamen für Einsätze in den DFB-Wettbewerben anzupassen – ein Vorschlag, der vom Verband positiv aufgenommen wurde.