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Wechsel-Chaos in der 3. Liga: Wie es zum Zerwürfnis mit Energie Cottbus kam

Cottbus – Diese Nachricht sorgte für Aufsehen: Maximilian Krauß (28), einer der Leistungsträger von Energie, verlässt den Verein und wird künftig für Hansa Rostock auflaufen. Doch welche Gründe stecken hinter dem überraschenden Abgang des Publikumslieblings, der erst seit weniger als anderthalb Jahren im Trikot der Lausitzer spielte? TAG24 ist den Hintergründen nachgegangen.

Die Lage ist alles andere als einfach, die Stimmung angespannt. Krauss’ Wechsel an die Ostseeküste erzeugt nicht nur in Cottbus Emotionen.

Zahlreiche Anhänger und auch Verantwortliche bedauern den Verlust des quirligen Dribblers, der in der Rückrunde der vergangenen Saison maßgeblich dazu beitrug, dass Energie aus der Regionalliga in den Profifußball aufstieg.

Doch hinter den Kulissen hatten sich die Fronten bereits verhärtet. Krauß soll mit seiner Rolle als wiederholter Joker unzufrieden gewesen sein. Trainer Wollitz (59) versuchte, mit Lob zu besänftigen und nannte ihn den „besten Einwechselspieler der 3. Liga“.

Allerdings fühlte sich Krauß nach Berichten nicht in vollem Maße anerkannt, obwohl er in der 3. Liga seine beste Saison absolvierte. Stattdessen kam es immer wieder zu Kritik von Wollitz, sowohl öffentlich als auch intern.

Auch das im Winter vorgelegte Vertragsangebot, das laut Wollitz „über den Verhältnissen“ von Cottbus lag, erfüllte nicht Krauss’ Vorstellungen. Zugleich entstand der Eindruck: Ihr wollt mich nicht um jeden Preis halten.

Die Situation eskalierte weiter, als Energie im März die Vertragsverhandlungen einfrieren ließ und keinen Schritt zur Wiederaufnahme unternahm. Nicht nur Krauß begann, sich anderweitig umzusehen.

Zudem verlor er zunehmend seinen Platz in der Startelf und konnte nicht mehr an seine starke Form aus Herbst und Winter anknüpfen. Wollitz kritisierte, dass Krauß bei Sprints nicht mehr sein Maximum abrief.

Ende April unternahm Krauss’ Seite einen neuen Anlauf in den Verhandlungen. Laut seinem Berater Danny Bachmann entsprach der „Wunsch“ im Wesentlichen dem bisherigen Angebot von Energie – mit Ausnahme des Grundgehalts.

Bachmann sprach von einer branchenüblichen Differenz von 25 Prozent. Der Verein widersprach dieser Darstellung und signalisierte der Spieler-Seite, dass man dieses Gehalt nicht zahlen werde und bis zum Saisonende abwarten wolle.

Das war für den Spieler zu langwierig, zumal ihm aus Rostock ein befristetes Vertragsangebot vorlag, das gewiss das attraktivste seiner Karriere war.

Problematisch oder einfach unglücklich: Das direkte Duell am 37. Spieltag gegen Hansa, während beide Teams noch Chancen auf den Aufstieg haben. Dennoch unterschrieb Krauß vor dem wegweisenden Spiel beim Rivalen.

Damit war das Vertrauensverhältnis endgültig zerstört. Wollitz bezeichnete den Wechselwunsch zwar als „legitim“, kritisierte aber die Unterschrift kurz vor dem Derby als „respektlos“ – und suspendierte Krauß am Mittwoch vor der Videoanalyse.

Beim Ostderby gegen Hansa sowie im Spiel gegen Ingolstadt wird der Offensivspieler keine Rolle spielen. Nach rund 15 Monaten, 56 Pflichtspielen, 17 Toren und dem Aufstieg aus der Regionalliga verlässt Krauß den Verein.

Nicht jeder kann den Zeitpunkt des Wechsels nachvollziehen. Manche werfen Krauß vor, er habe sich in der Schlussphase gegen Mannheim absichtlich eine Gelb-Rote Karte einfangen wollen, um dem inneren Konflikt zu entgehen. Glücklicherweise blieb es nur bei Gelb.

Der einstige Publikumsliebling hat vorsorglich seinen Instagram-Account deaktiviert. Ein stillerer Abschied des lange gefeierten Aufstiegshelden wäre wohl von allen Seiten bevorzugt worden.