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Union Berlin Blog: Spektakulärer Pokalfight bei Union

Berlin - In einer gemeinsamen Autorenschaft von drei echten Berliner Fußball-Urgesteinen betreibt TAG24 den Union-Berlin-Blog.

Die Schreiber:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der 1970er Jahre eingefleischter Union-Fan und arbeitet seit über 30 Jahren im Vertrieb als Betriebswirt. Er ist verheiratet und Vater eines erwachsenen Kindes. Heute wohnt Icke in Grünheide und schreibt hier als Gründer des Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) ist schon über vier Jahrzehnte Union-Anhänger und freiberuflich in Theater, Radio und Fernsehen tätig – auch dort als Autor.

Beecke (Christian Beeck), ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Energie Cottbus) und Ex-Manager bei Union, absolvierte 21 Länderspiele für die DDR-Junioren und stammt aus Unions Nachwuchs. Beecke hat zwei Kinder und steht unserem Blog als Berater zur Seite.

Icke: Ein solches Spiel erlebt man nicht alle Tage. Am Ende stehen die Bayern als Sieger fest. Sie siegten knapp mit 3:2 beim 1. FC Union. Ob das verdient war, ist fraglich. Die Köpenicker trafen immerhin auf eine der besten Mannschaften weltweit. Mit ihren begrenzten Mitteln erzielten sie das Optimum.

Spielhighlights: Zwei Strafstöße, zwei Eigentore und ein Bayern-Coach, dessen Lederhose kurz vor Schluss schon runtergerutscht war. Wann hat ein Trainer der Bayern München kurz vor Spielende mal zwei Innenverteidiger (Ito, Kim) eingewechselt, um das Ergebnis zu sichern? Auch Torwart Neuer bekam eine gelbe Karte, weil er Zeitspiel betrieb. Mehr braucht man kaum zu wissen!

Die erste Hälfte war ausgeglichen, für Union jedoch sehr unglücklich. Bereits in der 12. Minute verursachte Ansah ein kurioses Eigentor, indem er unbedrängt ins eigene Netz traf. Ein echter Aussetzer.

Als Kane in der 24. Minute das 2:0 erzielte, schien das Spiel entschieden. Doch weit gefehlt! In der 40. Minute verwandelte Querfeld einen absolut berechtigten Elfmeter zum 1:2. Kurz vor der Halbzeit (45.+4) unterlief Union erneut ein Eigentor – diesmal köpfte Leite den Ball ins leere Tor, nachdem Rönnow herausgestürmt war. Wir lernten als Fußballkinder: Keeper ruft „Leo!“ – doch egal, das 3:1 zur Pause schien eine Vorentscheidung.

Und wieder: Denkste! Union startete mit viel Power aus der Kabine, das Stadion wurde lauter. Trotz des Rückstands spürte man, da geht noch was. In der 56. Minute erhielt Union den nächsten Elfmeter. Querfeld verwandelte, indem er Neuer in die falsche Ecke schickte. Großartig! Nach langer Zeit hat Union einen coolen Elfmeterschützen. Das 2:3 weckte neue Hoffnung.

Das Stadion kochte erneut. Die Spieler mobilisierten ihre letzten Kräfte – genau so soll es an der Alten Försterei sein. Bayern wankten, Union drückte, rannte und kämpfte. In der 85. Minute verfehlte Querfeld mit einem Kopfball knapp den Pfosten. Die Chancen hatte Union sich erarbeitet, doch der Fußball-Gott war nicht auf ihrer Seite. Wie erwähnt, parkten die Bayern nun ihren Mannschaftsbus vor dem Tor und setzten auf zwei zusätzliche Innenverteidiger und Zeitspiel.

Innerhalb von vier Wochen lieferte der 1. FC Union erneut eine klasse Leistung gegen den Rekordmeister ab. Nach dem Spiel jubelten Kimmich & Co., als hätten sie die Champions League gewonnen. Sie wussten wohl warum. Wir verließen den Platz erhobenen Hauptes. Diese Leistung gilt es nun auszubauen. Union lebt! Eisern.

Icke: Die Überschrift ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen. Doch in der Bundesliga zeigte Union zuletzt sein bestes Saisonspiel gegen die Bayern. Ein User im Unionforum (ErfolgsFan) überraschte mit diesem witzigen Wortspiel. Gegen die Bayern in der Bundesliga … da rieben wir uns die Augen, wer da zuletzt an der Alten Försterei so auftrat. Kombinationen, Chancen und eine stabile Abwehr bildeten die Basis. Schaffen wir das nochmal?

Das letzte Bundesligaspiel gegen Heidenheim ignoriere ich bewusst. Das war ein Tiefpunkt für Union und sollte eigentlich die Mannschaft wachrütteln und motivieren. Die Profis haben ihrem Anhang einiges gutzumachen. Was eignet sich besser als ein K.O.-Pokalspiel gegen die beste deutsche Mannschaft? Niemand erwartet von uns etwas – also können wir nur gewinnen.

Die Bayern hatten zuletzt eine unglaubliche Serie hingelegt. Dann kam Union und raubte ihnen den ersten Punkt. Dabei hätten die Bayern auch verlieren können, sie hatten noch ihr Bayern-Dusel. Doch in der Champions League bei Arsenal war dieses Glück vorbei. Arsenal zeigte Grenzen auf und gewann verdient und ungefährdet. Jetzt liegt der Ball wieder bei Union. Beide Teams haben etwas gutzumachen.

Ein Blick auf die letzten vier Spiele der Bayern: Erst kamen wir und hätten fast gewonnen – ein Punkt war das Ergebnis. Dann schossen sie Freiburg mit 6:0 ab. Im vorletzten Pflichtspiel verloren sie verdient bei Arsenal. Das Bundesliga-Spiel gegen St. Pauli war schwach, die Norddeutschen hätten sich einen Punkt verdient gehabt.

Jetzt kommt wieder Union mit Derrick Köhn, dessen Namengeber auch Ursprung unserer Überschrift ist. Tatsächlich verschlang seine Mutter jede „Derrick“-Folge und gab ihm deshalb diesen Vornamen – ein bekennender Krimi-Fan. Ob er gegen die Bayern in der Startelf steht, entscheidet jedoch nicht die Mutter, sondern Trainer Baumgart, der zwischen Köhn und Rothe wechselt.

Taktische Vorhersagen sind unnötig. Es ist Pokal – alles ist möglich. Spieler und Teams übertreffen sich. Stadien verwandeln sich in Tollhäuser. Einwechselspieler spielen ihr Lebensspiel. Manche junge Spieler werden ins kalte Wasser geworfen (ein kleiner Wink an Steffen). Das wollen wir sehen – und noch viel mehr. Eisern.

Unionfux: Nur zwei Torschüsse (davon einer aufs Tor), eine schwächere Zweikampfbilanz, geringere Passgenauigkeit, weniger Ballbesitz und in den letzten 20 sowie besonders in den letzten fünf Minuten völliges Chaos – und das gegen den auswärts noch punktlosen Tabellenletzten zu Hause. Da fehlen einem die Worte, vor allem, wenn man bedenkt, dass wir aus fünf Bundesligaspielen gegen Heidenheim nur einen Punkt holten, während wir sogar gegen die Bayern mehr erreichten. Die Bezeichnung „Angstgegner“ ist zu einfach.

Vielmehr interessiert mich, was der Trainer (dem man übrigens „keinen Vorwurf machen kann“ – wie bitte?) vor dem Spiel und in der Pause gesagt hat. War es seine Anweisung, in der zweiten Hälfte dem Gegner immer mehr das Spiel zu überlassen, kaum noch vernünftige Angriffe einzuleiten und hinten zwei spielentscheidende Fehler gegen einen Gegner zu machen, der sicherlich nicht stärker ist, aber offenbar den größeren Willen zeigte? Oder hört das Team einfach nicht mehr auf ihn?

Spielerisch und taktisch ist die Mannschaft schnell überfordert, diesmal sogar mehr als sonst. Wir starten träge und ideenlos, suchen zu oft Burke mit langen Bällen, die selten ankommen. Wenn doch, scheitert unser Schotte entweder an sich oder dem Gegner. Einzig eine gute Flanke auf Köhn ist erwähnenswert, die dieser mutig aber weit am Tor vorbeisetzt. Zehn Minuten vor der Pause spielen wir ansatzweise ansehnlich, bauen etwas Druck auf: Kemlein schießt, und Khedira erzielt das 1:0 – die einzigen beiden Torschüsse. Doch wie schon in Hamburg lähmt das unsere Jungs eher, und nach und nach verliert sich das Spiel in Ungenauigkeiten und Unordnung. Der Ball ist zu schnell wieder beim Gegner, der zunehmend versteht, hier etwas mitzunehmen.

Der Gegner kommt mehrfach gefährlich vor unser Tor, wird aber in letzter Sekunde gestoppt. Die Einwechslungen bringen keine Impulse, passen sich eher unserem niedrigen Niveau an. Es scheint, als wolle man nur den knappen Vorsprung über die Zeit bringen. Gegen Bayern nachvollziehbar, aber gegen Heidenheim? Zudem hilft planloses Herausschlagen kaum, es bringt keine Ruhe oder Zeitgewinn.

Und wie gegen die Bayern reicht es auch diesmal nicht: Wir bekommen in der 90. Minute den Ausgleich und kurz darauf den Siegtreffer nach einer Ecke – das habe ich lange nicht zu Hause erlebt (ich erinnere an Spiele gegen Kiel, Fürth oder Bochum). Es ist keine Pechsträhne, sondern zeigt klar unsere Defizite auf. Nur mit „Nichtfußball“ sieht man gegen fast jeden schlecht aus, und der Gegner parkte nicht einmal einen Bus vorm Tor. In der zweiten Hälfte gab es durchaus Räume, die wir nicht nutzen können – es fehlt an Dynamik, Präzision und einstudierten Laufwegen. Technische Schwächen verhindern erfolgreiche Eins-gegen-eins-Duelle, Fernschüsse und Freistöße vor dem Strafraum sind kaum vorhanden. Nur fünf Eckbälle und keine Freistöße in der entscheidenden Zone bringen keine Gefahr durch Standards.

Unsere Harmlosigkeit ist, spätestens seit dem Heimspiel gegen Gladbach, fester Bestandteil unseres Spiels. Wir tun uns selbst gegen Zweitligisten schwer, Chancen herauszuspielen. Der Trainer hat für diesen entscheidenden Schwachpunkt noch kein Mittel gefunden. Unsere Offensive war zuletzt am vierten Spieltag gegen Frankfurt erfolgreich, seitdem herrscht Flaute. Ein Beispiel nach der Pause: Jeong hat den Ball vorm gegnerischen Strafraum, kurz darauf ist er wieder bei Rönnow, ein Angriff wird freiwillig abgebrochen – zu viele Spieler sind passiv, mutlos und orientierungslos.

Solange hier keine Fortschritte und keine Weiterentwicklung bei Mannschaft und Spielern zu erkennen sind, werden wir solche Spiele und Ergebnisse sehen. Verstanden: Wir sind weiterhin eingeschränkt in unseren Möglichkeiten und können selten feinen Fußball spielen. Doch langsam muss sich Steffen Baumgart (der in seiner Amtszeit das Stadion selten zum Kochen brachte) fragen lassen, was er mit dem Team trainiert und ob er einen konkreten Plan hat. Gerade bei einem Verein mit begrenzten Mitteln ist das unerlässlich. Im Spiel sieht man davon aber nichts – stattdessen eine zögerliche Truppe, die weit unter ihren Möglichkeiten bleibt. So bleibt eine frustrierende Heimniederlage, die mehr Sorgen bereitet als nur drei verlorene Punkte, aber zumindest keine Ausreden zulässt.

Unionfux: Seit Tagen wird gewarnt und gemutmaßt: Das vermeintlich leichte Heimspiel gegen das auswärts noch punktlose Heidenheim, das aus den letzten sechs Partien nur zwei Punkte holte, soll eine der schwersten Aufgaben sein.

Erstens haben wir aus vier Bundesligaspielen gegen die Mannschaft von der Brenz nur ein Unentschieden geholt und alle anderen Partien sogar zu null verloren – ein klassischer Angstgegner.

Zweitens liegt uns die Favoritenrolle überhaupt nicht, und das Spiel können wir ohnehin nicht dominieren. Der Trainer betont immer wieder, dass wir eben „Schweinefußball“ spielen, auch wenn mir der dahinterstehende stille Stolz nicht gefällt.

Trotzdem darf man weder zu pessimistisch sein noch sich kleinreden: Ein Unentschieden in der Alten Försterei kann kaum unser realistisches Ziel sein – bei aller Wertschätzung für den Gegner.

Hier spielt der Tabellenachte gegen den Tabellenletzten, 15 Punkte zu 5. Das sollte man für das Selbstvertrauen nutzen. Und auch wenn wir selten Favorit sind oder sein wollen, sind wir es hier nun mal – ob wir wollen oder nicht. Die Wettquoten sprechen jedenfalls eine klare Sprache.

Klar wird unser sparsames Mittelfeld Mühe haben, unsere Stürmer in Szene zu setzen, auch werden Konter seltener sein. Deshalb würde ich eher mit Jeong als mit Burke starten, auch wenn unser Südkoreaner in dieser Saison noch nicht nachvollziehbar war, warum er uns im Sommer 4 Millionen wert war. Er bringt mehr Dribbelstärke mit, die man gegen tiefstehende Teams eher braucht als Burkes Tempo.

Langer Hafer nach vorne wird auch nicht alle Probleme lösen, das hat er selten geschafft. Derrick Köhn sollte endlich zeigen, dass er brauchbare Flanken für die Sturmmitte liefern kann. Und wird es nicht langsam Zeit für Skarkes erstes Tor, zumal gegen seinen Ex-Klub? Haberer hat seit über eineinhalb Jahren keinen Treffer mehr erzielt, es wäre längst wieder Zeit für einen Fernschuss, den ein Spieler mit seiner Schusstechnik erzielen sollte.

Zusätzlich gibt es noch die Optionen Burcu und Bogdanov, zumindest als Joker von der Bank – also genügend Potenzial, das nur abgerufen werden muss. Gelingt das, sollte ein klarer und souveräner Sieg gegen Heidenheim möglich sein, und mit dann 18 Punkten könnten wir etwas entspannter in die Jahresendphase gehen. Kein Grund zur Panik, sondern Konzentration und Wille sind nun gefragt. Und wenn Doekhi am Ende noch einen Doppelpack schießt – bestens!

Auf jeden Fall holen wir am Samstag den ersten Bundesligasieg gegen Heidenheim – ohne Wenn und Aber. Auf geht’s!

Icke: Wenn Bundesligisten Anfang Januar verstärken oder schwächen wollen, müssen die Gespräche dafür mindestens vier Wochen vorher starten, denn schnelle Transfers sind selten. Wie geht Union damit um? Werden Leite und Doekhi den Verein verlassen? Nur einer der beiden? Holt man externen Ersatz oder deckt man die Lücken mit eigenen Kräften? Kommt endlich ein Spielmacher (egal ob eine „8“ oder „10“)? Was ist dran an Gerüchten, dass Awoniyi auf dem Markt ist? Die Fragen sind vielfältig.

Wie üblich dringt wenig aus dem Forsthaus nach außen, dafür kursieren Fake-News. Angeblich ist der österreichische Nationalspieler Lazaro ein Thema. Doch er spielt auf der rechten Außenbahn, die bei uns mit Trimmel und Juranovic stark besetzt ist. Auch Haberer hat dort schon erfolgreich gespielt. Außerdem will Junioren-Nationalspieler Prosche (18) sich im Sommer auf dieser Position durchsetzen. Eine Verpflichtung Lazaros würde deshalb wenig Sinn machen.

Ob Jeremiah St. Juste ein Thema ist, falls Doekhi geht? Er ist bei Sporting außen vor, sitzt nicht einmal mehr auf der Bank, ist mit 29 auch nicht mehr jung. Er wäre kein Ersatz für Leite, denn wir brauchen wahrscheinlich einen Linksfuß. Wahrscheinlich beobachten wir weiter Diamande, der zuletzt wieder in Frankreichs erster Liga spielt – ein weiterhin vages Gerücht.

Ein frisches Gerücht aus England besagt, Awoniyi sei ein Thema in Bremen. Viele erinnern sich an seine Zeit bei Union. Von der Qualität wäre das eine gute Lösung, aber er ist verletzungsanfällig. Eine Leihe mit Kaufoption wäre realistisch. Wenn Awoniyi fit ist, wäre er Stammspieler bei Union, wahrscheinlich müssten wir dafür einen unserer Stürmer abgeben – vermutlich Ljubicic, der bei Baumgart bisher keine einzige Spielminute erhielt. Ende August interessierte sich Bochum bereits für ihn. Ein guter Manager hätte das wohl längst organisiert. Die Antwort dürfte eine Leihe sein, ob mit Kaufoption, entscheidet das Paket insgesamt.

Beim Sommertransfer von Florian Neuhaus haben wir letztes Jahr versagt. Er wäre als Achter bei uns infrage gekommen, doch inzwischen hat er sich bei Gladbach durchgesetzt. Thema damit wohl abgeschlossen. Darvich wechselte günstig von Barcelona nach Stuttgart, ist aber unzufrieden und spielt keine Bundesliga-Minuten, sondern nur in der zweiten Mannschaft. Ein Spieler mit großem Talent, der eventuell eine Lösung mit Stuttgart finden könnte. So kann es nicht weitergehen.

Das zentrale Mittelfeld sowie das offensive Mittelfeld sind seine Positionen. Wie schnell sich Talente entwickeln können, sieht man gerade beim Münchner Karl, der ein Augenfest ist. Mal schauen, was Horst Heldt vorbereitet hat. 36 bis 40 Punkte in der Saison sind schwer, aber derzeit sieht es ganz gut aus. Wie es mit möglichen Abgängen in der Abwehr aussieht, bleibt unklar. Eisern.

Unionfux: Hätten wir gestern verloren, wäre der Abstand zum Relegationsplatz auf vier Punkte geschrumpft und der Vorsprung auf den FC St. Pauli nur zwei, doch durch unseren zweiten Auswärtssieg sind es jetzt jeweils komfortable acht Punkte. Das zeigt, wie wichtig der Erfolg am 11. Spieltag ist. Dennoch war das Spiel über weite Strecken enttäuschend.

In der ersten Hälfte kam der engagierte, aber limitierte Gastgeber nicht einmal auf einen Torschuss – einzig Pereira Lage köpfte nach 30 Minuten knapp links vorbei. Wir ließen uns etwas mehr Zeit, doch in den letzten zehn Minuten vor der Pause prüfte Ilic zweimal den gegnerischen Torwart. Rothe setzte eine Burke-Flanke knapp daneben. In der 44. Minute gelang uns die einzige gute Aktion: Nach einem langen Einwurf von Trimmel konnte Oppie noch klären – genau zu Khedira, der volley zum 1:0 traf. Ein nahezu perfekter Zeitpunkt für die Führung, die wir in die Pause nahmen.

In der zweiten Hälfte überließen wir dem kämpferischen, aber nicht starken FC St. Pauli weitgehend das Spiel, hatten wenig Ballbesitz und keine gefährlichen Angriffe, dafür aber eine stabil stehende Abwehr. Der Gegner kam zu einigen Chancen, die wir jedoch abblockten. Erst nach einer Stunde wurde unser Torwart Rönnow ernsthaft geprüft, konnte aber alle Versuche entschärfen. Glück hatten wir, als Pereira Lage in der 74. Minute nur den Pfosten traf und den Abpraller nicht verwerten konnte. In der 84. Minute klärte Haberer eine Ecke auf der Linie, wobei unklar ist, ob der Ball die Linie überschritt. Unsere Abwehr zeigte kaum Fehler, abgesehen von einem Klärungsversuch Skarkes, der ins eigene Tor rollte, und Trimmel, der Rönnow den Ball aus der Hand spitzelte – beide ohne Folgen. In der Nachspielzeit verpasste Skarke aus 18 Metern knapp das Tor. Das war nach der Pause unser einziger ernsthafter Torschuss. Insgesamt ein eher unspektakulärer Auftritt, aber wir waren die verdiente Sieger.

Wir setzen eine Serie fort: Fünfmal traf Matchwinner Rani Khedira in knapp viereinhalb Jahren und in all diesen Spielen gewannen wir. Sicher, wir sind kein Aufbaugegner, auch nicht für Mannschaften in der Krise wie St. Pauli, doch die spielerische Armut der zweiten Hälfte macht Sorgen. Trotz des ersten Zu-Null-Siegs der Saison fühlt sich vieles schwer an – vielleicht hilft ein Blick auf die Tabelle diese Woche.

Unionfux: Begegnungen mit dem FC St. Pauli sind immer etwas Besonderes – einerseits wegen der polarisierten Fanbasis, die dem Verein entweder verbunden ist oder ihn ablehnt. St. Pauli ist ein Abstiegskampfkonkurrent und startete furios mit sieben Punkten aus den ersten drei Spielen, ist aber seit sieben Spielen sieglos mit nur zwei Toren. Das Pokal-Comeback gegen Hoffenheim bleibt ein positives Highlight. Die Stimmung ist angespannt, der Druck groß.

Trainer Baumgart hat noch eine Rechnung offen: Im Januar gab es eine bittere Niederlage am Millerntor. Die nächsten Spiele gegen St. Pauli und Heidenheim sind richtungsweisend – sechs Punkte möglich und wichtig. Gegen kleine Teams tun wir uns traditionell schwerer als gegen die Großen, doch ein Gegenbeweis ist längst überfällig.

Am Millerntor erwarten wir wenig Ballbesitz, Umschaltsituationen und eine starke Standardstärke. Gut, dass Kapitän Trimmel nach Gelbsperre wieder dabei ist und Juranovic endlich fit ist, auch wenn er erst nach einer Stunde eingewechselt wird. Ilic könnte für Skarke starten, Haberer wird voraussichtlich für Schäfer beginnen, Köhn für Rothe. Das Wetter soll mit 17 Grad und leicht wechselhaft gut sein. Es könnte ein schöner Herbstnachmittag werden, besonders wenn wir den Sieg behalten.

Icke: Überraschend kündigte der 1. FC Union am 13. November den sofortigen Weggang von Oliver Ruhnert an – langjähriger Chefscout und Ex-Geschäftsführer Profifußball Männer. Ein derartiger Schritt mitten in der Saison deutet auf einen größeren Konflikt hin oder auf ein attraktives Angebot eines anderen Vereins. Gerüchte über eine Rückkehr von Ruhnert zum FC Schalke kursierten.

Doch diesmal ist der Grund ein anderer: Ruhnert kandidiert Anfang Dezember als Generalsekretär der noch jungen Partei BSW und wird vermutlich gewählt. Diese Partei hat überraschend knapp den Einzug in den Bundestag verpasst, ist aber stolz auf den Coup. Ruhnerts politisches Engagement ist nicht neu: Er war bereits für die Linke im Stadtrat von Iserlohn aktiv und nahm eine Auszeit, um BSW-MdB zu werden – was knapp scheiterte.

Er trennte strikt Sport und Politik. Mit seinem Abschied endet eine Ära, knapp zwei Jahre nach der überraschenden Trennung von Trainer Urs Fischer, der nach 13 Niederlagen und nur einem Unentschieden ausgelaugt sein Amt niederlegte.

Gemeinsam mit dem Schweizer Übertrainer symbolisierte Ruhnert eine fast unglaubliche Erfolgsgeschichte: Aufstieg in die Bundesliga, Qualifikation für Conference League, Europa League und erstmals Champions League nach einer Saison ohne Heimniederlage – eine steile, kaum zu fassende Entwicklung.

Dies gelang auch durch kluge Einkaufspolitik: 2017 begann Ruhnert als Chefscout, 2018 wurde er befördert. Schlüsselspieler wie Gentner, Becker, Andrich, Awoniyi, Knoche, Kruse und Hollerbach prägten die positive Entwicklung, ebenso wie aktuelle Spieler wie Khedira, Doekhi, Doekhi und Rönnow. Mitunter galt Ruhnert als unfehlbar, doch in den letzten Jahren häuften sich (teure) Fehlgriffe wie Puchacz, Möhwald, Öztunali und andere sowie Fehleinschätzungen wie bei Leweling oder Asllani.

Solche Fehler gehören zum Geschäft, doch die Glücksgriffe werden seltener. Gegen Ende seiner Amtszeit wirkte Ruhnert weniger engagiert, oft schien sein Herz nicht mehr voll dabei und der Kopf schon bei seiner politischen Karriere. Dass er freiwillig wieder Chefscout wurde, kommt nicht von ungefähr.

Ob es klug war, nach gescheitertem ersten Anlauf zurückzukehren? Schwer zu sagen. Die Trennung fällt mittlerweile leichter, beide Seiten gehen freundschaftlich auseinander. Ruhnerts Verdienste für Union sind enorm und unbestritten, sein Nachfolger muss erst noch zeigen, dass er besser ist.

Zukünftig werden kleinere Brötchen gebacken: Wir hoffen, die Klasse ohne größere Probleme zu halten. Ruhnert wird in der Politik gefordert sein – keine leichte Aufgabe. Danke, Oliver, für fast neun Jahre bei uns, und viel Erfolg bei allem, was du tust – hoffentlich erfüllt dich die neue Aufgabe ebenso wie die frühere! Auf Wiedersehen!

Icke: Endlich spielte Deutschland mal 90 Minuten konzentriert. Mit 6:0 wurden die Slowaken regelrecht dominiert. Schon nach 30 Minuten stand es 3:0, zur Halbzeit 4:0.

Die leicht angeschlagenen Schlotterbeck und Kimmich spielten und stabilisierten das Team. Torwart Baumann hatte wenig zu tun, musste aber in der 21. Minute eine starke Parade zeigen. Die Defensive mit Kimmich, Tah, Schlotterbeck und Raum agierte souverän. Im Mittelfeld starteten Goretzka und Pavlovic, vorn spielten Sane (rechts), Wirtz (links) und Gnabry (zentral). Ganz vorne überzeugte der immer besser werdende Woltemade.

Das Spiel war lebhaft, Slowakei zeigte Schwächen, die Deutschland nutzte. Sane hatte einen starken Tag, erzielte zwei Tore (das dritte und vierte) und bereitete viele Chancen vor. Woltemade eröffnete mit einem starken Kopfball zum 1:0, bei dem er überrascht war, keine Gegenspieler in der Nähe zu haben. Gnabry traf ebenfalls nach Vorlage von Goretzka. Die deutschen Spieler kombinierten zeitweise sicher und schwanden die Slowaken.

Trainer Nagelsmann wechselte zur Halbzeit Pavlovic gegen Nmecha ein, der sich nahtlos einfügte. Nach etwa einer Stunde wurden Schlotterbeck und Kimmich durch Baku und Thiaw ersetzt. Baku traf in der 67. Minute zum 5:0. Nach weiteren Wechseln erzielte Quedraogo in der 79. Minute das 6:0.

Die WM-Mannschaft wird wohl von elf Startern gebildet. Havertz und Musiala kämpfen um ihre Rückkehr. Kleindienst muss seine beste Form finden, um Konkurrenz für Woltemade zu sein. Rüdiger wird sich vermutlich reinkämpfen müssen, während Tah und Schlotterbeck sich gefunden haben. Im Tor ist Baumann eine gute Option, Ter Stegen muss noch um den Stammplatz kämpfen. Notfall: Neuer steht als Backup bereit. El Mala und Karl haben Talent für die WM, vermutlich wird einer von beiden mitreisen. Von den Ex-Unionern schafft wohl nur Schlotterbeck die WM-Teilnahme, Andrich hat aktuell kaum Chancen. Eisern.

Icke: Neben dem sportlichen Geschehen bietet der 1. FC Union vielfältige Freizeit- und Sozialaktivitäten an. Besonders beliebt sind das Weihnachtssingen und das Drachenbootrennen. Ebenso engagiert sich die vereinseigene Stiftung in sozialen Projekten in Köpenick und Berlin. Bildungs- und Lernpatenschaften sowie Feriencamps für Kinder sind Teil dieses Engagements. Falls nötig, mobilisiert die Fanbasis auch in großer Zahl – etwa für den Stadionbau oder zur Blutspende.

Ein besonderes Ereignis ist der Union-Preis-Skat, der zum 50. Mal in Folge stattfand. Eine etablierte Tradition in der Union-Kneipe „Abseitsfalle“ am Stadion. Lange war Andre Rolle, ehemaliger Stadionsprecher und Organisator, maßgeblich beteiligt. Unterstützt wird er von Ukka, Wolfgang Vallentin, Torsten Eisenbeiser, der Unionförsterin, und weiteren Teammitgliedern wie Marian (Andres Sohn) und Fabian („Huhn“).

120 Skatspieler genossen eine erstklassige Organisation bis Mitternacht. Zwei große Vierer-Runden wurden gespielt mit Pausen. In früheren Jahren nahmen auch Ex-Profis wie Wolfgang Matthies und Manfred Zapf teil. Dieses Jahr war Dirk Zingler dabei, der Spaß am Skat hatte.

Warum ist das so besonders? Der Spaß und die Kommunikation unter Unionern stehen im Vordergrund, nicht das Gewinnen. Für mich war es ein rundum gelungener Abend mit neuen Bekanntschaften und vielen alten Union-Hasen. Gute Karten gehören dazu, jeder Teilnehmer erhielt einen Preis – vom Fan-Shop bis zu attraktiven Überraschungen. Es ist schön zu sehen, dass auch der 118. Teilnehmer noch einen tollen Preis bekommt.

Das macht den 1. FC Union aus: immer ausverkaufte Pflichtspiele (knapp 75.000 Mitglieder), lautstarke Unterstützung, keine Pfiffe, und gemeinsam Spaß haben – auch beim Skat, Drachenboot oder Weihnachtssingen. Der Verein leistet einen wichtigen gesellschaftlichen Beitrag. Der Berliner Senat hat das bislang nicht erkannt – sonst sähe die Infrastruktur für die Stadionerweiterung anders aus. Eisern!

Icke: Wenn Torwart Baumann in der ersten Hälfte mehr Ballkontakte hat als zwei deutsche Stürmer zusammen, sagt das viel aus. Nach einer guten Leistung der Nationalmannschaft folgen oft schwächere Spiele – so auch diesmal. Zwar gewann Deutschland mit 2:0, doch gegen Luxemburg sollte es besser aussehen. Kimmich und Schlotterbeck wurden geschont, dafür spielten Baku und Anton.

El Mala wurde nicht eingesetzt, Adeyemi war gelb-gesperrt. Woltemade traf beide Tore – eins vorbereitet von Sane, der erneut spielte. Wirtz hatte keinen entscheidenden Einfluss. Baumann musste mehrfach glänzend parieren. Die Mannschaft wirkt noch nicht homogen.

Ein Punkt fehlt noch zum WM-Ticket. Den werden wir holen. Nächstes Jahr sollte eine Mannschaft stehen, die bei der WM in USA, Kanada und Mexiko 2026 bestehen kann. Nagelsmann wird sich trauen, die Talente zu integrieren. Neben Wirtz kämpft auch Musiala um seine Form. El Mala saß erstmals auf der Bank zum Schnuppern. Mit Lennart Karl steht ein weiteres Talent bereit, der vielleicht sogar vor Wirtz ist.

Diese vier jungen Spieler sind die Zukunft Deutschlands. Woltemade akklimatisiert sich und trifft nun auch für die Nationalmannschaft. Die älteren Sane und Gnabry sind auf dem absteigenden Ast. Nagelsmann hat Kimmich auf die rechte Verteidigerposition zurückgestellt – eine wichtige Entscheidung. Die Frage nach dem Stammtorwart ist offen: Ter Stegen wird es mangels Spielpraxis schwer haben, Neuer bleibt die Option. Das ist keine Diskussion wert – er ist eine Ausnahme im Tor, kann besondere Bälle halten, die andere nicht sehen. Das sind die entscheidenden Kleinigkeiten zum Titel. Eisern.

Unionfux: Die wichtigste Erkenntnis aus dem Spiel gegen Bayern – abgesehen davon, Harry Kane nicht völlig allein in der Nachspielzeit zu lassen – ist, dass Erfolg mit Mut einhergeht. Unsere Siege und das Unentschieden erzielten wir durch mutiges Spiel, fernab von Zögern und sinnlosen Alibipässen. Eins ist klar: In dieser Liga können wir kaum einen Gegner dominieren, da Ballbesitz fehlt, den wir unter Baumgart noch mehr meiden als den Teufel das Weihwasser. Uns fehlt individuelle Klasse, die bestenfalls vereinzelt aufblitzt, und Passsicherheit sowie einstudierte Laufwege sind nur selten zu sehen. Das könnte man trainieren, aber das Handicap schleppen wir schon zu lange mit uns. Man wüsste gern, woran das liegt, dass kaum Verbesserungen sichtbar sind.

Umso wichtiger sind Entschlossenheit, Konsequenz und Mut – Mut zum Konter, Abschluss und Mitspielen. Die letzten fünf Spiele bis zur Winterpause und die nächsten zwei sind entscheidend: Siege in Hamburg und gegen Heidenheim könnten einen großen Schritt Richtung Klassenerhalt bedeuten. Auch wenn wir gerne Gegner aufrichten, haben wir gegen Gladbach bewiesen, dass wir auch anders können – besonders in der ersten halben Stunde, als das Spiel eigentlich entschieden war. Zaudern und Abwarten bringen uns nicht weiter, aber man darf auch nicht leichtfertig sein. In Hamburg und gegen Heidenheim müssen wir mit breiter Brust auftreten, wie gegen den Meister.

Das Wintertransferkarussell dreht sich bereits leicht. Der AC Florenz zeigt erneut Interesse an Diogo Leite, Doekhi ist ebenfalls begehrt, vor allem nach starken Auftritten inklusive eigener Torgefahr. Wir sollen ein Auge auf Valentino Lazaro vom AC Turin geworfen haben, als möglichen Nachfolger von Trimmel. Lazaro ist vielen noch aus seiner Hertha-Zeit bekannt, ebenso für sein spektakuläres Tor per Scorpionkick für Gladbach gegen Leverkusen. Stand jetzt ist das nur ein Gerücht.

Ansonsten werbe ich weiterhin für einen offensiven Mittelfeldspieler („Achter“ oder „Zehner“), der uns besser in Szene setzen und idealerweise Standards beherrschen kann. Derzeit sind wir auf Trimmel, Juranovic und Skov angewiesen, von denen zwei verletzungsanfällig sind. Angesichts unserer Abhängigkeit wäre ein weiterer Spezialist keineswegs verkehrt. Leider habe ich wenig Hoffnung, denn die Verantwortlichen scheinen Spielmacher zu meiden, was auch mit dem Personalbedarf und der Überzeugungsarbeit zusammenhängt. Horst Heldt ist hier gefordert – Mut bitte!

Besonders weil unser langjähriger Chefscout Oliver Ruhnert überraschend und mit sofortiger Wirkung nach achteinhalb Jahren den Verein verlässt. Damit endet eine Ära, in der Ruhnert und Urs Fischer die erfolgreichste Zeit der Vereinsgeschichte prägten. Wir werden zu gegebener Zeit ausführlicher darauf eingehen. Bis dahin ein herzliches Dankeschön an Oliver und alles Gute für seine Zukunft!

Icke: Schon einige Wochen ist es her, seit Jochen Lesching sich verabschiedete. Ich hatte das Vergnügen, ihn kennenzulernen. Ein echter Charakterkopf, der seine Hefte noch selbst verkaufte – ein echtes Original! Eine vielseitige Persönlichkeit.

Er war ein erfolgreicher Geschäftsmann und baute eine kleine Druckerei auf, die später zu einer wichtigen Institution wurde – nicht nur für das Union-Programmheft. Er investierte frühzeitig in moderne Drucktechnik, die nicht selbstverständlich ist. Unser Kontakt blieb, auch für soziale Projekte und Werbeaktionen. Nicht immer klappte alles, aber er war stets positiv und versuchte Neues. Projekte wie der Spielplatzbau lagen ihm am Herzen, mit viel Arbeit, Organisation, Sponsorenmanagement und Behördenkram.

Zu Beginn der Union-Stiftung hatte er eine fleißige Partnerin, Tekmessa, die leider viel zu früh verstarb. Zusammen waren sie das Dreamteam für soziale Arbeit im Verein. Auch sportlich waren wir oft einer Meinung, zum Beispiel über Hypes einzelner Spieler. Diese eigene Meinung war und ist wichtig für Union – wir brauchen keine Ja-Sager, sondern kluge Köpfe.

Sein Leben steht für ein erfülltes Wirken im privaten, beruflichen und gesellschaftlichen Umfeld, das zeigt sich in seinen bleibenden Spuren. Eisern!

Unionfux: Kaum zu glauben, dass sich die Alte Försterei über ein 2:2 gegen die momentan stärkste Mannschaft Europas ärgert, denn Union war dem Sieg so nah! Dass es nicht reichte, lag nicht an den Bayern, sondern an Diaz und Kane, die mit individuellen Glanzaktionen den Rekordmeister vor der ersten Niederlage bewahrten – somit „nur“ der erste Punktverlust.

Union zeigte eine nahezu tadellose Leistung, trotz frühen aberkannter Führung durch Ansah nach Abseits. Doch das Team ließ sich davon nicht beeindrucken und ging erneut nach einer Ecke durch Haberer und Doekhi in Führung. Die Bayern waren trotz Ballbesitz und sicherem Passspiel kaum gefährlich, und Ansah hatte Chancen, scheiterte aber mehrmals – selten so viel Dominanz wie hier.

Ein Traumtor von Diaz brachte den Ausgleich mit dem ersten ernsthaften Torschuss der Münchner. Kurz vor der Pause scheiterte Kane frei vor Rönnow, ein weiteres Abseitstor wurde zurecht aberkannt.

In der zweiten Halbzeit verteidigte Union leidenschaftlich und diszipliniert, ließ kaum Chancen zu. Nach einem Rückstand erkämpfte sich das Team ein Elfmetertor durch Ilic und bot den Bayern weiter ordentlich Paroli. Erst in der Nachspielzeit gelang Kane der Ausgleich per Kopf – bitter für Union, aber ein verdienter Punkt gegen Europas besten Klub.

Union überzeugte mit Mut, Einsatz und einem geschlossenen Teamauftritt über 100 Minuten – darauf lässt sich aufbauen. Ein Sieg gegen Bayern wartet zwar noch, doch so nah waren wir noch nie. Die Revanche kommt bald!

Icke: Am 8. November spielt Union zu Hause gegen Bayern. Danach geht es am 23. November zu St. Pauli, am 29. November zu Hause gegen Heidenheim, am 2. Dezember erneut im Pokal gegen Bayern, am Nikolaustag in Wolfsburg und am 12. Dezember zu Hause gegen Leipzig. Zum Abschluss am 20. Dezember tritt Union in Köln an.

Realistisch gesehen sind gegen die beiden Bayern-Spiele keine Punkte zu erwarten. In Pauli könnte vielleicht ein Unentschieden gelingen, die beiden Heimspiele müssen wir nutzen. Leipzigs Form steigt rapide. Ich rechne mit sieben weiteren Bundesligapunkten bis Jahresende, sechs wären auch okay. Weniger wäre besorgniserregend.

Zwar sind Überraschungen nie ausgeschlossen, vielleicht gelingt eine Bayern-Überraschung – und wenn es ein Team gibt, das dazu prädestiniert ist, dann wir. Defensiv dicht, vorne hilft der liebe Gott – so klappt’s.

Die Bayern haben gerade ein kräftezehrendes Champions-League-Spiel hinter sich, aber sie verfügen über sechs Topspieler auf der Bank, darunter Karl, Guerreiro, Jackson und Boey, die wenig oder gar nicht in Paris spielten – mindestens vier werden gegen uns auflaufen. Sie werden dominant sein.

Bei uns wird sich kaum etwas ändern. Hoffentlich kommt im Winter ein kreativer Spieler. Außerdem bangen wir um Leite und Doekhi. Sollte keiner verlängern, werden sie wohl gehen – ein Verlust, den wir uns kaum leisten können. Ein Ersatz für einen der beiden soll kommen, aber beide adäquat zu ersetzen, halte ich für unmöglich. Intern gibt es Lösungen, aber mit Qualitätseinbußen. Je stärker Doekhi wird, desto größer die Gefahr, ihn zu verlieren. Die letzte Chance für Heldt, sich einen guten Namen zu machen. Bislang war die Personalpolitik mit Fragezeichen behaftet. Eisern.