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Union-Berlin-Blog: Sind Taz und Cigerci für Union zu schwach?

Berlin – Eisern: TAG24 präsentiert den Union-Berlin-Blog, gestaltet von drei echten Berliner Fußballfans mit Leidenschaft.

Die Autoren:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der 70er Jahre ein Union-Anhänger und verfügt als Betriebswirt über mehr als 30 Jahre Erfahrung im Vertrieb. Er ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Kindes und lebt heute in Grünheide. Als Gründer des Blogs schreibt er hier regelmäßig.

Unionfux (Tobias Saalfeld) trägt seit über vier Jahrzehnten die Unionfarben und arbeitet freiberuflich für Bühne, Funk und Fernsehen, wo er ebenfalls schreibt.

Beecke (Christian Beeck) ist ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Energie Cottbus), früherer Manager bei Union, absolvierte 21 Länderspiele für DDR-Junioren und stammt aus Unions eigener Jugend. Er ist Vater von zwei Kindern und unterstützt als Berater unseren Union-Blog.

Icke: Schon seit Wochen ranken sich Gerüchte um Ex-Unioner Taz, der von der 3. Liga (Verl) in die 2. Liga (Bielefeld) wechseln möchte. In der vergangenen anderthalb Jahren traf er dabei konstant und lieferte zahlreiche Vorlagen ab. Ein Beispiel: In diesem Zeitraum sammelte er beeindruckende 59 Scorerpunkte – 25 Tore und 34 Assists. Mit 26 Jahren befindet er sich zudem im besten Fußballalter und hat eine Union-Vergangenheit.

In ähnlichem Rahmen erreichte der 30-jährige Routinier Cigerci aus Cottbus im gleichen Zeitraum 44 Scorerpunkte, aufgeteilt in 29 Tore und 15 Vorlagen. Cigerci ist in Cottbus eine absolute Führungspersönlichkeit, lenkt das Spiel und steht vor einem Wechsel nach Essen. Bei beiden stellt sich daher die berechtigte Frage: Reichen sie für Union oder gar die Bundesliga?

Technisch sind sie sicher auf einem sehr soliden Niveau, inklusive guter Schusstechnik. Ob ihr taktisches Verständnis und Zweikampfverhalten ausreichen, ist schwieriger zu beurteilen, aber solche Fähigkeiten lassen sich erlernen. Passen die Spieler in das taktische Konzept von Baumgart? Das kann man durchaus bejahen: Cigerci etwa hat bereits 57 Profispiele im zentralen Mittelfeld absolviert und dabei sensationelle 50 Scorerpunkte erzielt; Taz ist noch flexibler, spielt auch halboffensive Positionen. Somit könnte eine Lösung mit ihnen nicht ausgeschlossen werden – vor allem, wenn man bedenkt, wie viel Geld in den letzten Jahren für häufig enttäuschende Stürmer ausgegeben wurde.

Außerhalb dieser Personalien hat sich an unserer „Nordkorea-Front“ wenig getan. Ein Wechsel von Ilic auf die Insel steht weiterhin im Raum – kaum vorstellbar, aber bei den Engländern weiß man nie, welche verlockenden Angebote sie machen. Seine Torquote lässt weiterhin zu wünschen übrig. Ein weiteres Gerücht betrifft Dennis aus der Türkei, ein defensiver Mittelfeldspieler – eine Position, bei der wir andere Prioritäten haben. Der Tauscht von Leite zu Uduokhai scheint wohl fix zu sein, nur die Bekanntgabe steht noch aus. Ganz persönlich habe ich die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir einen Rückkehrer verpflichten. Awoniyi, der angeblich nach Bremen wechseln soll, wäre für mich schwer nachvollziehbar – dann lieber zu uns, auch wenn es nur eine Leihe wäre. Eisern.

Unionfux: Zugegeben, die Rasenballer – gibt es diesen Begriff überhaupt oder stammt er ausschließlich aus den kreativen Köpfen der PR-Abteilung eines österreichischen Brausekonzerns? – sind für uns zu einer Art Lieblingsgegner geworden. Zwischenzeitlich konnten wir sogar eine Serie von Siegen gegen das Leipziger Konstrukt verbuchen. Doch dieses Mal sind die Vorzeichen etwas ungünstiger: Wir befinden uns nicht im Aufwind, während der Tabellenzweite am vergangenen Wochenende Eintracht Frankfurt mit einem klaren 6:1 nach Hause schickte.

Die erste Halbzeit unseres Spiels war von Vorsicht geprägt, wir waren im Angriff kaum gefährlich, schafften es aber, die Angriffe des ballstarken Gegners weitgehend zu verhindern. Eine Ausnahme bildete eine Doppelchance der Gäste nach etwa 15 Minuten: Erst parierte Rönnow stark gegen Diomande, dann gegen einen Kopfball von Baumgart nach der folgenden Ecke. Dank unserer dänischen „Katze“ blieb es torlos zur Pause. Zufrieden waren wir dennoch, auch wenn die Frage blieb: Wie soll das Spiel gewonnen werden?

Doch danach folgte eine der besten zweiten Halbzeiten dieser Saison: Wir beschränkten uns nicht nur aufs Verteidigen und waren offensiv äußerst präsent. Kemlein passte auf Jeong, dieser setzte Burke ein, der bis dahin glücklos war. Burke ließ Lukeba eiskalt stehen und erzielte aus etwa 15 Metern einen Traumtreffer ins linke Eck – das erste Tor für ihn seit dem vierten Spieltag! Leider hielt die Führung nicht lange: Gomis, gerade eingewechselt, bekam nach einer Flanke von Harder viel Zeit, den Ball anzunehmen und ungehindert ins kurze Eck zu schießen – ein klassischer Blackout in unserer Abwehr.

Unser Team zeigte sich jedoch unbeeindruckt vom Ausgleich, während der Gegner sich sicher fühlte. Minuten später schlug der eingewechselte Christopher Trimmel, der für Haberer kam, eine präzise Flanke vom rechten Halbfeld, die der Keeper nicht erreichen konnte. Ansah köpfte aus sechs Metern ein – sein zweites Kopfballtor dieser Saison und das erste seit dem siebten Spieltag. Damit gingen wir erneut in Führung. Endlich mal wieder eine richtig gute Flanke, das ging doch!

Obwohl wir anschließend meist defensiv gebunden waren und kaum Gefahr zuließen – Leipzig ist ja auch alleine durch seine individuelle Klasse immer gefährlich –, setzten wir weiterhin Nadelstiche in der Offensive. Schäfer hätte besser Ilic einsetzen sollen, anstatt selbst abzuschließen. Skarke scheiterte mit einem Schuss ins kurze Eck an Gulasci. Nachdem wir in den letzten beiden Heimspielen in der Nachspielzeit Siege verschenkt hatten, war es diesmal zum Glück anders: Kurz vor Schluss spielten Schäfer und Ilic einen schnellen Konter präzise aus, Ilic bediente den ehemaligen „Null-Tore“-Skarke, der in der Nachspielzeit ins linke Eck traf und den enttäuschten Brause-Fans endgültig den Zahn zog. Es geht doch!

Die Alte Försterei stand zu Recht Kopf, der dritte Heimsieg war verdient und wurde gebührend gefeiert. Drei Punkte, drei Tore – erstmals gegen RB Erfolge – dazu drei blitzsaubere Tore von Stürmern! So schlägt der 1. FC Union den Erzfeind und Mentalität und Leidenschaft bezwingen individueller Klasse. Das war für das Selbstbewusstsein der Mannschaft, die Sicherung des Abstands nach unten und die Stimmung im Verein enorm wichtig. Vielleicht etwas überraschend, aber völlig verdient – es geht doch! Bitte das noch einmal in Köln wiederholen! Bis dahin freuen wir uns auf eine konzentrierte Leistung im letzten Heimspiel des Jahres. Und irgendwie scheinen uns die Großen der Liga mehr zu liegen als der Rest…

Icke: Ein harter Brocken wartet. Im Ligaspiel empfängt der 1. FC Union die Rasenballler aus Leipzig-Markranstädt, die aktuell einen Lauf haben: Die letzten drei Pflichtspiele wurden allesamt souverän gewonnen – darunter ein beeindruckender 6:0-Sieg gegen Eintracht Frankfurt. Wir hingegen haben unsere letzten drei Pflichtspiele verloren. Zwar spielten wir gegen die Bayern beim 2:3 gut mit, doch gegen Heidenheim lief gar nichts, und in Wolfsburg versuchten wir, offensiv zu agieren, wurden aber oft überrumpelt. Unsere sonst so sichere Defensive funktionierte auf einmal nicht mehr.

Glücklicherweise ist Khedira wieder einsatzfähig. Die Bedeutung seiner Präsenz in der Abwehr war zuletzt deutlich zu sehen, als er fehlte. Ich hoffe, Trainer Baumgart verzichtet künftig auf Schonungsmaßnahmen bei Leite. Auch dessen Ausfall wirkte sich in Wolfsburg negativ aus. Natürlich möchte der Verein ihn verkaufen, nachdem er seinen Vertrag nicht verlängerte. Dennoch müssen wir das Risiko eingehen – andere Vereine machen das auch. Ähnlich ist es bei Doekhi, der sich klar für einen Verbleib ausspricht. Lieber Verein: Investiert doch das Geld, das eigentlich für einen Ersatzspieler vorgesehen war, besser in ihn. Es wird nicht günstiger. Und unser bester Innenverteidiger darf auch gern der Top-Verdiener sein. Sonst wird es nur teurer und die Qualität sinkt.

Momentan sieht es so aus, als könnten wir Doekhi eventuell vom Verbleib überzeugen und im Gegenzug Leite abgeben – als Ersatz steht wohl Uduokhai bereit. Wenn Heldt das hinbekommt, können wir erstmals sagen: Horst, du hast hervorragende Arbeit geleistet. Alles andere birgt ein zu großes Risiko für unseren Verbleib in der Bundesliga.

Und schon stehen wir wieder vor dem nächsten Spiel: Wir liegen noch nicht auf einem Abstiegsplatz, haben aber nur noch vier Punkte Vorsprung vor Platz 16. Deshalb gilt für Freitagabend: Verlieren verboten! Unsere Heim-Bilanz gegen RB Leipzig ist überraschend gut: Seit 2014 spielten wir achtmal gegen sie, gewannen viermal und spielten zweimal unentschieden. Nur zwei Niederlagen gab es, darunter zwei deutliche 0:3- und 0:4-Klatschen. Interessant ist, dass alle vier Siege mit 2:1 endeten. Daraus ergibt sich die Marschroute für das kommende Spiel: Schnell 2:0 in Führung gehen, den Gegner dürfen sie dann bestenfalls Sekunden vor Schluss verkürzen.

Folgende Startelf erwarten wir: Rönnow – Doekhi, Querfeld, Leite – Trimmel, Khedira, Rothe – Kemlein, Schäfer – Ansah, Ilic. Denkbar sind auch Köhn für Rothe oder Haberer statt Schäfer. Einzig Skov ist verletzt. Juranovic hätte sich mal wieder einen Einsatz verdient. Drücken wir die Daumen! Eisern.

Unionfux: Der bis dato überraschende Tabellenletzte der Bundesliga, FSV Mainz 05, hat einen neuen Trainer, nachdem ihr Wunder-Coach Bo Henriksen, der die Mannschaft vor zwei Jahren spektakulär vor dem Abstieg bewahrte und in der folgenden Saison sogar auf Platz sieben führte, nach einer schlechten Serie entlassen wurde.

Warum ist das für uns relevant? Zunächst einmal ist Mainz unser nächster Gegner an der Alten Försterei in einem Monat (hoffentlich nicht als Tabellenletzter, denn das wäre eine fast unlösbare Aufgabe). Außerdem ist der neue Trainer niemand Geringeres als Urs Fischer.

Damit ist eingetreten, was viele Union-Fans befürchtet hatten: Unser wohl erfolgreichster Trainer kehrt in die Bundesliga zurück. Das ist ein merkwürdiges Gefühl.

Natürlich freuen wir uns für ihn, dass der sympathische Schweizer nach mehr als zwei Jahren wieder unter Vertrag steht, heimlich hofften wir jedoch, dass er als Nationaltrainer der Schweiz oder bei einem englischen oder französischen Verein engagiert wird – aber nicht bei einem Bundesligakonkurrenten, auch wenn er immer mal wieder bei diversen Trainerentlassungen als Kandidat genannt wurde, von Gladbach bis Augsburg und sogar bei Bayern. Nun also Mainz.

Es fühlt sich fast an wie eine „Neuverliebtheit“ mit dem ehemaligen Lieblingsverein, ausgerechnet in der Nachbarschaft, mit jemandem, den man nie wirklich mochte – das ist schon schmerzhaft und es wird wohl ein Stück Gewöhnung erfordern. In dieser Saison werden wir uns bestimmt noch zweimal begegnen und vermutlich um den Klassenerhalt kämpfen.

Da einem das eigene Hemd näher ist als der Rock, kann ich Fischer nicht alles Gute wünschen, aber auch nichts Schlechtes. Ich seufze leise und bereite mich darauf vor, unseren Urs im Mainzer Trikot zu ertragen.

Unser Trainer Steffen Baumgart sieht die letzten drei Spiele so: „Drei Niederlagen in Folge, aber jedes Mal hat die Leistung gestimmt, trotzdem holen wir nichts.“ Beim Bayern-Spiel stimmt das wohl jeder zu, aber Wolfsburg und Heidenheim? Aha...

Es ist nachvollziehbar, dass er sich hinter seine Mannschaft stellt, doch wie soll sich etwas verbessern, wenn die Niederlagen auf Pech und Unglück zurückgeführt werden? Das wirkt irritierend.

Mal sehen, wie weit wir mit diesem optimistischen „Im Grunde weiter so!“ kommen. Vielleicht behält Baumgart Recht. Oder besser gesagt: Hoffentlich! Denn sollten die nächsten beiden Spiele vor der Winterpause wieder mit Pech enden und wir ohne Punkte bleiben, wird der Jahresabschluss voller Sorgenfalten sein.

Wäre gut, wenn Manager Horst Heldt in diesem Fall nicht genauso optimistisch bleibt, wie im Sommer, als er einen Ersatz für Benes für unnötig hielt. Das würde wirklich ärgern.

Icke: Bevor die Bundesliga am 10. Januar 2026 wieder startet, stehen 2025 noch zwei Ligaspiele an. Der 1. FC Union empfängt am 12. Dezember die RB Leipzig-Elf und reist vier Tage vor Heiligabend nach Köln. Wer jetzt noch sechs Punkte erwartet, ist ein kleiner Träumer. Unsere Leistungen schwanken zwischen Hochs und Tiefs in Liga und Pokal.

Weshalb gelingt uns keine Konstanz? In Wolfsburg spielten wir gar nicht schlecht und hatten Chancen. Doch was nützt das, wenn kein Spieler eine gute Gelegenheit verwertet? Ansah (vier Tore), unser bester Torschütze, ist seit längerem in einer Formkrise, obwohl er sensationell in die Bundesliga gestartet war. Natürlich kann ein junger Spieler nicht allein die Stürmerposition tragen. Die zweit- und drittbesten Torschützen sind Doekhi (vier Tore, Verteidiger) und Khedira (drei Tore, defensives Mittelfeld). Burke, mit drei Treffern, überzeugte bislang nur in einem Spiel. Ilic steht noch bei null Toren.

Das Fazit ist deutlich: Uns fehlt ein treffsicherer Stürmer. Die Winterpause bietet die Chance, Ljubicic zumindest zu verleihen. Er ist im Kader kaum noch präsent. Auch Skarke scheint abgehängt. Für die beiden könnte man einen Treffer holen, ohne enorme Kosten zu verursachen.

Im Mittelfeld haben sich Khedira und Kemlein als Stamm-Duo etabliert. Doch wenn Khedira ausfällt, wie zuletzt in Wolfsburg, geraten wir in Schwierigkeiten. Haberer, Schäfer und Kral schaffen es seit geraumer Zeit nicht, eine Führungsrolle einzunehmen. Man kann das beim Namen nennen: Mit dem aktuellen Personal macht es wenig Sinn weiterzumachen. Khedira ist so unverzichtbar, dass seine Abwesenheit sofort auffällt. Eigengewächs Kemlein entwickelt sich gut, ist aber noch kein Leistungsträger. Zwei sehr gute zentrale Mittelfeldspieler fehlen, um eine Leistungssteigerung zu ermöglichen.

Kann man nicht bei Neuhaus anklopfen, bevor er in Leverkusen endgültig untergeht? Er verkörpert Führungspersönlichkeit, kann sowohl 6er als auch 8er spielen und könnte ggf. auch unser Innenverteidigungsproblem lösen. Bei uns hätte er auch die Chance auf ein WM-Ticket, bei Leverkusen nicht mehr. Ständige Kritik erschwert seine Situation zusätzlich.

Apropos Innenverteidigung: Das war bislang unsere Stärke. Doch mit drohenden Abgängen von Leite und Doekhi wird es eng. Alles scheint bereits entschieden, aber offiziell noch nicht verkündet. Ein Fingerzeig war das Einsetzen von Nsoki für Leite in Wolfsburg. Man wollte testen, ob wir Leites Ersatz schon im Kader haben. Die Antwort: Nein. Gleichzeitig verdichten sich die Hinweise, dass Felix Uduokhai Leites Nachfolger wird. Ihm traue ich das zu.

Doekhi ist, abgesehen von Wolfsburg, unser bester Innenverteidiger. Ihn im Sommer ablösefrei ziehen zu lassen, wäre ein harter Schlag. Einen gleichwertigen Ersatz zu finden, scheint nahezu unmöglich. Im zweistelligen Millionenbereich wird er liegen. Das können und wollen wir nicht stemmen. In Vorbereitungsspielen hat Baumgart Kral als Innenverteidiger in der Dreierkette getestet – mit Erfolg. Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir im Januar eine neue Defensivreihe präsentieren: Kral, Querfeld, Uduokhai. Wahrscheinlicher ist aber, dass Doekhi bis zum Sommer bleibt und bei niedrigeren Angeboten gehalten wird.

Es ist an der Zeit, dass unser neuer Manager Heldt beweist, dass er Union voranbringen kann. Bislang ist das nicht passiert. Viele Verpflichtungen und Vertragsverlängerungen brachten nur durchschnittliche Mitläufer. Wir brauchen Spieler mit Führungsqualitäten und das gewisse Etwas. Bisher waren das vor allem unser Torwart und die drei Innenverteidiger. Wie wir bei Ausfällen von zwei dieser fünf defensiven Spieler schwimmen, zeigte sich zuletzt deutlich. Ohne einen starken neuen Stürmer und einen genialen Vorbereiter wird es schwer, die zweite Bundesligahälfte zu überstehen.

Wahrscheinlich haben wir gehofft, dass Jeong und Burke neben Ilic und Ansah einschlagen. Das ist nicht eingetreten. Und wenn der junge Ansah in die Formkrise fällt (was normal ist) und Ilic nicht trifft, wissen wir, was uns fehlt. Horst, ich hoffe, du hast schon gut vorgearbeitet! Eisern.

Unionfux: Der erfahrene Unioner hat längst die Befürchtung: Wir sind gerne Aufbaugegner. So geschehen letzte Woche gegen die auswärts sieglosen Heidenheimer, die diesmal durch ein spätes glückliches Tor Freiburg bezwangen. Diesmal gegen Wolfsburg, die ihren letzten Heimsieg im Januar erzielten. Alle Statistiken dieses Spiels sprechen für uns: Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, bessere Passquote, mehr Laufleistung, erstaunliche 21:4 Torschüsse (davon 6:3 aufs Tor) und unglaubliche 11:0 Ecken. Dennoch steht am Ende eine bittere 1:3-Niederlage, hauptsächlich, weil wir dreimal sauber ausgekontert werden – blitzschnell und technisch einwandfrei. Dazu wurde ein viertes Tor wegen knappem Abseits aberkannt.

Doekhi lässt sich zweimal düpieren: Nach zehn Minuten zieht Wimmer von außen nach innen und schließt ab, später kann Kumbedi von links durchbrechen, legt auf Amoura ab, und wieder kann Doekhi seinen Schuss nicht verhindern, trotz nur zwei gegnerischen Stürmern im Strafraum. Außerdem verliert Nsoki im Mittelfeld einen Ball und fällt, wodurch Eriksen mit einem klugen Pass Majer bedienen kann. Das sah alles sehr einfach aus. Dazu kommen ein Abseitstor und zwei Rettungstaten von Trimmel und Rönnow in höchster Not, während von uns bis dahin nur ein Querfeld-Kopfball die Latte traf.

Wir werden erst nach dem Abseitstreffer wacher, legen unsere Passivität ab und machen Druck. Nsoki trifft bei seinem Startelf-Debüt etwas glücklich, sein Schuss wird abgefälscht. Die Wolfsburger werden zunehmend nervös, wir drücken weiter, haben aber kaum klare Chancen. Ein möglicher Elfmeter wird uns nach über 80 Minuten verweigert. Kurz vor Schluss gibt es dann doch einen berechtigten Elfmeter für uns, als Koulierakis Ilic am Trikot zieht. Doch Querfeld scheitert schwach an Keeper Grabara, der Elfmeter-Fluch hält an.

Auch die 14-minütige Nachspielzeit bringt keine Wende. Wolfsburg gewinnt durch Effizienz, weil wir zu spät ins Spiel finden, unser Angriffsspiel zu sehr vom Zufall abhängt, präzise Flanken und Pässe selten sind, unsere Kopfballstärke kaum zum Tragen kommt und das Glück nicht auf unserer Seite ist. Kumbedi hätte in Hälfte eins eigentlich Gelb-Rot sehen müssen. Hinzu kommen Patzer von Nsoki bis Querfeld – fertig ist die Niederlage, trotz guter Statistik.

So sind wir zurück im Abstiegskampf, wenn auch noch nicht tief drin. Unsere Probleme bleiben ungelöst. In der Winterpause wird es viele Überlegungen geben. Nächsten Freitag kommt Leipzig, die gerade Frankfurt mit sechs Toren nach Hause schickten. Unsere Heimstärke ist längst dahin, aber vielleicht ist das genau der richtige Gegner, denn den muss man nicht erst aufbauen…

Unionfux: Klar, das war ein beeindruckender Kampf gegen Bayern München. Dass die Münchner zu fragwürdigen Mitteln greifen mussten, um das knappe 3:2 über die Zeit zu retten, sagt einiges. Aber trotz Stolz darf man nicht vergessen: Alle Ballgewinne nutzen nichts, wenn man sie im nächsten oder übernächsten Moment durch ungenaue Pässe (nur 65 % Passquote) und schlechte Ballannahmen verschenkt – sonst hätten wir die Bayern wohl besiegt, trotz zwei höchst unglücklichen Eigentoren, die es so kaum gab.

Wir waren aber nicht in der Lage, den angeschlagenen Gegner endgültig zu Boden zu bringen. Zu wenig gelang aus dem Spiel heraus, Querfeld hatte kurz vor Schluss einen Kopfball, Schäfer und Ansah hatten auch Chancen, doch für einen Keeper wie Neuer sind die meist sichere Beute. Bayern waren eben auch stark. Die späten drei Einwechslungen irritierten etwas, besonders Juranovic und Köhn hätten Dynamik reinbringen können, vielleicht wollte man den Kader schonen, immerhin haben wir mit dem Meister die kürzeste Regenerationszeit aller Pokalklubs.

Rönnow wirkte bei den ersten beiden Toren unglücklich, doch er wurde vor dem ersten Tor deutlich gestoßen, und das zweite Tor entstand, weil Haberer einen unnötigen Eckball verursachte, indem er seinen Keeper mit einem schlechten Rückpass unter Druck setzte. Unsere Passqualität muss besser werden, wenn wir in Wolfsburg bestehen wollen – oder überhaupt eine gute Saison spielen möchten. Baumgart kann Fragen noch so unwirsch abtun, es fällt in seinen Zuständigkeitsbereich. Wie kann man als gestandener Profi so ungenau passen, auch ohne großen Gegnerdruck?

Vor allem dürfen wir die zweite Halbzeit nicht komplett abgeben, wie in Hamburg oder gegen Heidenheim. Gegen Bayern gelang uns das zumindest nicht. Wir hatten sogar über 50 % Ballbesitz gegen einen der stärksten Clubs Europas. Liegt das daran, dass wir die Führung nicht gefährden wollten und so gefährdeten wir sie doch? Es gibt viele Fragen: Werden Burke und Ilic, die gegen Bayern nicht im Kader standen, zurückkehren? Findet Ansah wieder zur Form? Schießt Skarke noch ein Tor? Bekommen Nsoki und Burcu eine echte Chance? Wer ersetzt Khedira, der nach Gelbsperre fehlt? Vielleicht Kral, zusammen mit Schäfer und Kemlein im Mittelfeld? Und wer spielt auf der rechten Seite, Trimmel oder Juranovic? Oder beide?

Wir stehen wieder vor einer schweren Aufgabe. Seit dem letzten Heimspiel ist klar: In unserer Verfassung gibt es keine leichten Gegner, doch es ist noch möglich, in Wolfsburg zu punkten – immerhin gelang uns dort im Februar 2023 ein Unentschieden, als wir Tabellendritter waren. Trotz aller Schwierigkeiten heißt es: Optimismus bewahren, Mut fassen und auf nach Wolfsburg!

Icke: So ein Spiel sieht man selten: Bayern München siegt knapp mit 3:2 beim 1. FC Union – nicht unbedingt verdient. Wir spielten gegen eine der besten Mannschaften weltweit und erreichten mit begrenzten Mitteln das Maximum.

Das Spiel hatte einige Besonderheiten: Zwei Elfmeter, zwei Eigentore und ein Bayern-Trainer, dessen Lederhose kurz vor Schluss schon in den Knien hing. Wann hat jemals ein Bayern-Trainer kurz vor Schluss zwei Innenverteidiger eingewechselt, um den Sieg über die Zeit zu bringen? Neuer fing sich zudem eine Gelbe ein, weil er auf Zeit spielte. Mehr muss man kaum sagen!

Die erste Hälfte war ausgeglichen, doch für Union unglücklich. Bereits in der 12. Minute unterlief Ansah ein Eigentor – komplett unbedrängt schoss er ins eigene Tor. Dann erhöhte Kane in der 24. Minute auf 2:0, und viele glaubten, das Spiel sei entschieden.

Doch dann hämmerte Querfeld in der 40. Minute einen Elfmeter zum Anschlusstreffer ins Bayern-Tor. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit (45.+4) passierte das nächste Eigentor, diesmal von Leite, der vor dem herausstürzenden Rönnow ins leere Tor köpfte. Wir lernten als Kinder: Ruft der Keeper „Leo“, wissen alle Bescheid. Dieses 3:1 zur Halbzeit war die Vorentscheidung.

Doch wieder kam die Wende: Union kam mit viel Power aus der Kabine, das Stadion tobte. In der 56. Minute gab es erneut einen Elfmeter für uns, Querfeld versenkte ihn cool. 2:3, Hoffnung keimte auf.

Das Stadion war elektrisiert, die Spieler mobilisierten ihre letzten Kräfte und drückten auf den Ausgleich. Die Bayern wankten, Union kämpfte und rannte. In der 85. Minute setzte Querfeld seinen Kopfball knapp neben den Pfosten. Die Chancen hätten wir uns verdient. Doch der Fußballgott spielte nicht mit. Die Bayern stellten auf Zeitspiel um und verteidigten mit zwei Innenverteidigern. So blieb es bei der dramatischen Niederlage.

Zum zweiten Mal in vier Wochen zeigte Union eine herausragende Leistung gegen den Rekordmeister. Nach dem Spiel feierten Kimmich und Co. als hätten sie die Champions League gewonnen. Sie wussten warum. Wir gingen erhobenen Hauptes vom Platz – Union lebt! Eisern.

Icke: Der Titel ist natürlich mit Augenzwinkern gemeint, doch Union zeigte zuletzt in der Bundesliga gegen Bayern sein bestes Saisonspiel. Ein Nutzer im Unionforum (ErfolgsFan) überraschte mit diesem Wortspiel. Kombinationen, Chancen und eine stabile Abwehr waren unser Fundament. Schaffen wir das nochmal?

Das letzte Bundesligaspiel gegen Heidenheim ignoriere ich einfach. Es war ein Tiefpunkt und sollte das Team wachrütteln. Unsere Profis haben bei ihren Fans etwas gutzumachen. Was wäre besser als ein Pokalspiel gegen die beste deutsche Mannschaft? Niemand erwartet viel von uns, also können wir nur gewinnen.

Die Bayern hatten eine unglaubliche Serie hingelegt, dann kam Union und holte den ersten Punkt. Dabei hätten sie auch verlieren können, hatten aber ihr Bayern-Dusel. In der Champions League zeigte Arsenal ihnen ihre Grenzen.

Jetzt ist wieder Union dran. Beide Teams haben etwas gutzumachen.

Die letzten vier Spiele von Bayern: Wir holten einen Punkt, dann siegten die Bayern gegen Freiburg mit 6:0, verloren verdient bei Arsenal und spielten zuhause gegen St. Pauli unentschieden. Nun kommt wieder Union mit „Derrick“ Köhn, Namensgeber unserer Überschrift. Seine Mutter verschlang jede Derrick-Folge und gab ihm deshalb diesen Namen. Ein echter Krimifan also. Ob er gegen Bayern in der Startelf steht, entscheidet der Trainer, der ständig zwischen Köhn und Rothe wechselt.

Wir brauchen keine taktischen Prognosen. Es ist Pokal – alles ist möglich. Spieler und Teams wachsen über sich hinaus. Stadien verwandeln sich in Hexenkessel, Einwechselspieler liefern Karriere-Spiele ab. Junge Spieler werden ins kalte Wasser geworfen (ein Wink an Steffen). Das wollen wir sehen – und noch mehr. Eisern.

Unionfux: Nur zwei Schüsse aufs Tor (einer davon drin), eine deutlich schlechtere Zweikampfquote, schwächere Passquote und weniger Ballbesitz – dazu in den letzten zwanzig und den letzten fünf Minuten des Spiels völlige Verwirrung – und das gegen den auswärts punktlosen Tabellenletzten zuhause. Da fehlen einem die Worte. Gegen Heidenheim holten wir aus fünf Bundesliga-Begegnungen nur einen Punkt, selbst gegen Bayern waren wir erfolgreicher, doch die Bezeichnung „Angstgegner“ ist zu billig.

Vielmehr würde ich gern wissen, was der Trainer der Mannschaft vor dem Spiel und in der Pause gesagt hat – denn das würde klären, ob die zweite Halbzeit wirklich seine Vorgabe war, dem Gegner mehr Spielraum zu geben, kaum noch Angriffe zu initiieren und hinten zwei spielentscheidende Fehler in der ansonsten stabilen Abwehr zuzulassen, gegen einen Gegner, der sicher nicht stärker ist, aber mehr wollte. Oder hört das Team einfach nicht mehr auf ihn?

Spielerisch und taktisch ist die Mannschaft überfordert, diesmal mehr als sonst. Wir starteten zäh, mit wenig Ideen, suchten viel zu oft Burke, der selten bedient wurde und wenn, dann an sich und den Gegner scheiterte, mit Ausnahme einer guten Flanke auf Köhn, die dieser leider weit am Tor vorbeisetzte. Erst zehn Minuten vor der Pause wurde es etwas besser, mehr Druck führte zu zwei Schüssen und der Pausenführung durch Khedira – doch diese scheint eher zu lähmen. Nach der Pause wurde das Spiel noch fahriger und ungenauer, die Ordnung ging verloren, der Ball zu schnell beim Gegner, der zunehmend mehr Spielanteile bekam und gefährlich vor unser Tor kam.

Die Einwechslungen passten sich dem schwachen Niveau an, es wirkte so, als wolle man nur den knappen Vorsprung über die Zeit bringen. Das mag gegen Bayern verständlich sein, aber gegen Heidenheim? Zudem bringt planloses Rausspielen wenig Ruhe und nimmt kaum Zeit von der Uhr.

Ähnlich wie gegen Bayern reicht es erneut nicht: Wir kassieren den Ausgleich in der 90. Minute und in der Schlusssekunde das entscheidende Gegentor nach Ecke – so etwas habe ich lange nicht mehr zuhause erlebt. Es hat nichts mit Pech zu tun, sondern zeigt klar unsere vielen Schwächen. Nur Nichtfußball bringt uns gegen fast jeden Gegner in Schwierigkeiten. Der Gegner stellte keinen Bus vor sein Tor, besonders in der zweiten Hälfte gab es Räume, die wir aber nicht nutzen konnten. Dynamik, Präzision, Laufwege, technische Fehler und fehlende Fernschüsse prägen unser Offensivspiel. Nur fünf Ecken und keine Freistöße im Strafraum sind zu wenig, um gefährliche Standards zu kreieren. Unsere Harmlosigkeit ist spätestens seit dem Gladbach-Heimspiel fester Bestandteil unserer Spielweise. Wir tun uns schwer, auch gegen Zweitligisten Chancen zu erspielen. Und Baumgart scheint keine Lösung für dieses Grundproblem zu haben. Unsere Offensive war zuletzt am vierten Spieltag gegen Frankfurt erfolgreich, seitdem herrscht Dunkelheit. Ein Beispiel: Nach der Pause hatte Jeong den Ball vorm gegnerischen Strafraum, doch kurz danach war der Ball wieder bei Rönnow – Angriff abgebrochen. Viele Spieler sind im Alibi-Modus, mutlos, ratlos, orientierungslos.

Solange sich hier keine Fortschritte zeigen und sich auch das Team generell nicht weiterentwickelt, werden wir solche Spiele und Ergebnisse sehen. Natürlich wird Union weiterhin kein Hurra-Fußball spielen, doch der aktuelle Zustand fordert dringend eine klare Entwicklung. Baumgart muss sich fragen lassen, ob und was er trainiert. Bei einem Verein mit begrenzten Mitteln ist ein Plan unabdingbar. Dieses Spiel zeigt erneut: Es gibt keinen – und die Mannschaft wirkt zögerlich und zaudernd, weit unter ihren Möglichkeiten. Das Ergebnis ist eine ernüchternde Heimniederlage, die größere Sorgen bereitet als nur verlorene Punkte – aber zumindest keine Ausreden zulässt.

Unionfux: Seit Tagen wird vor dem vermeintlich leichten Heimspiel gegen die auswärts noch punktlosen Heidenheimer gewarnt – die aus den letzten sechs Spielen nur zwei Punkte mitnahmen.

Zum einen haben wir gegen die Mannschaft von der Brenz in bisherigen vier Bundesligaspielen nur ein Unentschieden geholt, alle anderen Begegnungen wurden zu null verloren – ein echter Angstgegner.

Zum anderen liegt uns die Favoritenrolle nicht, was der Trainer immer wieder betont, auch wenn er das mit einem leisen Stolz verbindet.

Generell kann man das Spiel nicht unterschätzen, doch es ist auch kein Spaziergang. Hier trifft der Tabellenachte auf den Tabellenletzten, 15 Punkte stehen dem Gegner 5 gegenüber. Das sollte Motivation genug sein, auch wenn wir selten die Favoritenrolle einnehmen.

Unser meist sparsames Mittelfeld wird Schwierigkeiten haben, unsere Stürmer in Szene zu setzen, und der große Konterfußball wird wahrscheinlich kaum zum Tragen kommen. Deshalb ist Jeong als Starter wahrscheinlicher als Burke, denn er bringt die Dribbelstärke mit, die man gegen tiefstehende Gegner eher benötigt als Burkes Geschwindigkeit.

Langer Ball nach vorne wird vermutlich auch nicht genügen, zumal Jeong das selten gelingt. Derrick Köhn sollte zeigen, dass er mit brauchbaren Flanken für die Sturmmitte sorgen kann. Skarke wartet noch auf sein erstes Tor, besonders gegen seinen Ex-Klub wäre das schön. Haberer traf zuletzt vor über eineinhalb Jahren, da wäre wieder ein Fernschusstor angebracht – einer mit seiner Schusstechnik sollte das schaffen.

Burcu und Bogdanov könnten zumindest von der Bank noch Impulse geben – Potential ist vorhanden, es gilt es abzurufen. Gelingt das ausreichend, wäre ein souveräner Sieg gegen Heidenheim möglich, um mit 18 Punkten etwas entspannter in die Jahresendphase zu gehen. Kopf hoch, Konzentration und Entschlossenheit sind gefragt – nicht Zaudern und Zögern. Und wenn Doekhi am Ende einen Doppelpack macht, wäre das ebenfalls klasse! Auf geht’s zum ersten Bundesliga-Sieg gegen Heidenheim – ohne Wenn und Aber.

Icke: Wenn Bundesligisten zu Beginn des Januars Verstärkungen oder Abgänge planen, beginnen die Gespräche meist mindestens vier Wochen zuvor. Union steht vor Fragen: Lässt man Leite und Doekhi ziehen? Oder nur einen? Holt man Ersatz von außen oder setzt man auf eigene Spieler? Kommt endlich ein Spielmacher (egal ob Achter oder Zehner)? Wird Awoniyi wieder Thema?

Nach außen dringt wenig, dafür kursieren Fake-News. Angeblich sind wir am österreichischen Nationalspieler Lazaro interessiert, der auf rechts spielt. Dort sind aber Trimmel (Frischverlängerung) und Juranovic (ebenfalls Qualitätsspieler) gesetzt. Haberer kann auch dort spielen, und Junioren-Nationalspieler Prosche möchte sich nächstes Jahr auf dieser Position beweisen. Eine Verpflichtung Lazaros wäre daher wenig sinnvoll.

Ob Jeremiah St. Juste ein Thema wird, sollte Doekhi gehen? Der ist bei Sporting außen vor, sitzt meist auf der Bank, ist 29 Jahre alt und sein Leistungsstand unklar. Für Leite wäre er ohnehin kein Ersatz, da wir einen Linksfuß benötigen. Wir beobachten vermutlich weiter Diamande, der zuletzt wieder in der französischen Ligue 1 spielt – ein eher vages Gerücht.

Ein aktuelles Gerücht aus England besagt, Awoniyi sei in Bremen ein Thema. Viele denken spontan an seine erfolgreiche Zeit bei Union. Qualitativ wäre das eine gute Idee, aber seine Verletzungsanfälligkeit spricht dagegen. Kommt er, dann wohl nur auf Leihbasis mit Kaufoption. Ist Awoniyi fit, wäre er Stammspieler bei Union, was aber einen Abgang eines Stürmers bedeuten würde – vermutlich Ljubicic, der kaum noch berücksichtigt wird. Bochum zeigte Interesse an ihm schon im August. Ein guter Manager hat vermutlich bereits alles vorbereitet, die Antwort wird wohl eine Leihe sein, eventuell mit Kaufoption.

Letzten Sommer schliefen wir bei Florian Neuhaus: Er war bei Gladbach verfügbar, hat sich jedoch durchgesetzt und spielt wieder. Das Thema dürfte somit erledigt sein. Darvich wechselte für wenig Geld von Barcelona nach Stuttgart, ist dort aber unzufrieden und spielt kaum. Ein großes Talent, das sich vielleicht mit dem VfB einigen kann, denn so kann es nicht weitergehen. Karl zeigt aktuell, wie schnell sich ein Talent entwickeln kann. Es ist eine Freude, ihm zuzusehen.

Mal schauen, was Horst Heldt für uns vorbereitet hat. 36 bis 40 Punkte sind auch dieses Jahr wieder schwer zu erreichen. Derzeit sieht es gut aus, doch wie sich mögliche Abgänge in der Abwehr auswirken, bleibt offen. Eisern.

Unionfux: Wären wir am Sonntag in Leverkusen gescheitert, wären wir bis auf vier Punkte an den Relegationsplatz und bis auf zwei Punkte an St. Pauli herangerückt. Dank eines Auswärtssiegs sind die Abstände mit je acht Punkten aber komfortabel. Das unterstreicht die Bedeutung unseres Erfolgs am 11. Spieltag. Allerdings war das „Wie“ ernüchternd.

In der ersten Halbzeit kam der engagierte, aber limitierte Gastgeber nicht einmal zum Torschuss, ein Kopfball von Pereira Lage nach 30 Minuten war der einzige gefährliche Abschluss, ging aber knapp am Tor vorbei.

Wir brauchten länger, um ins Spiel zu finden, doch in den letzten zehn Minuten vor der Pause prüften Ilic zweimal den Torwart, Rothe setzte eine Burke-Flanke knapp daneben, und in der 44. Minute fiel das einzige Highlight: Nach einem langen Einwurf von Trimmel kann Oppie den Ball nicht klären, Khedira schießt zweimal, beim zweiten Versuch volley unhaltbar ins linke Eck. Ein glücklicher aber wichtiger Führungstreffer zur Pause.

Erstaunlicherweise überließen wir anschließend dem kämpferischen FC St. Pauli größtenteils das Spiel, hatten kaum längere Ballbesitzphasen, unsere Offensivbemühungen beschränkten sich auf ungenaue lange Bälle, und technische Fehler machten es dem Gegner leicht, uns vom Tor fernzuhalten. Trotzdem blieb unsere Defensive stabil, auch wenn der Gegner viel Ballbesitz hatte.

Erst nach einer Stunde musste Rönnow ernsthaft eingreifen, hielt Schüsse von Fujita und Wahl. In der 74. Minute hatte Pereira Lage aus spitzem Winkel Pech mit einem Pfostenschuss, zehn Minuten später klärte Haberer eine direkte Ecke knapp vor der Linie, ob der Ball im Tor war, blieb unklar. Es gab keine großen Abwehrfehler, abgesehen von einem unglücklichen Klärungsversuch von Skarke ins eigene Tor und einem Ballverlust von Trimmel, die aber folgenlos blieben.

In der Nachspielzeit scheiterte der eingewechselte Skarke mit einem Schuss knapp links. Das war unser einziger ernsthafter Versuch nach der Pause. Insgesamt gewannen wir zwar nicht hoch, aber verdient und erkämpften den ersten Zu-Null-Sieg der Saison. Damit führen wir im unteren Tabellenmittelfeld und können am kommenden Samstag gegen Heidenheim aufbauen, wobei dann auch mehr kommen muss, denn das Niveau des bisherigen Spiels war für Bundesliga-Verhältnisse gering – bei beiden Teams. Der Sieg war letztlich dem späten Treffer von Khedira zu verdanken, der auch in der Kicker-Elf des Spieltags stand.