Union-Berlin-Blog: Überraschung! Auch das letzte Testspiel gegen Olympiakos endet mit 0:1-Niederlage
Berlin – Eisern: Bei TAG24 betreibt eine Personal-Union aus drei eingefleischten Berliner Fußballfans den Union-Berlin-Blog.
Die Verfasser:
Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der 1970er Jahre Union-Fan und arbeitet als Betriebswirt seit über drei Jahrzehnten im Vertrieb. Verheiratet mit einem erwachsenen Kind, lebt er derzeit in Grünheide und ist Gründer dieses Blogs.
Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit mehr als 40 Jahren Union-Anhänger und als Freelancer in Theater, Rundfunk und Fernsehen tätig, wo er ebenfalls schreibt.
Beecke (Christian Beeck), ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Cottbus) und Ex-Union-Manager, absolvierte 21 Länderspiele für DDR-Junioren und stammt aus Unions Nachwuchs. Er hat zwei Kinder und unterstützt als Berater den Union-Blog.
Unionfux: Man kann sagen, was man will, doch eine gewisse Kontinuität ist erkennbar – auch das letzte Vorbereitungsspiel endete, wie die drei vorherigen, mit einer 0:1-Niederlage. Die Fans schienen das zu ahnen, denn obwohl es Mannschaftspräsentation und Autogrammstunde gab, war die Alte Försterei diesmal nur zu etwa zwei Dritteln gefüllt – rund 14.000 Zuschauer trotz des Gegners Olympiakos Piräus, dem aktuellen griechischen Meister, der im Vorjahr sogar die Conference League gewann.
Über 73 Minuten verlief das Spiel eintönig ohne nennenswerte Höhepunkte. Wir hatten, wie zuletzt, kaum klare Torchancen, während die Griechen zumindest eine Möglichkeit besaßen: Kurz vor der Pause scheiterte ihr Topstürmer El Kaabi an Rönnow, der von einem zu weit vorgelegten Ball profitierte.
Nach dem Seitenwechsel plätscherte das Spiel weiter vor sich hin. Hier und da gab es Ansätze, doch insgesamt reichte das noch lange nicht für ordentlichen Fußball. Sicherlich, die Temperaturen waren hoch, dennoch mangelte es an Technik und Präzision in den Pässen, von einstudierten Abläufen oder Automatismen ganz zu schweigen. Kein Spieler stach hervor, auch nicht der bisher hoch gehandelte Neuzugang Burke – alle wirkten lauffaul und unkonzentriert. Teilweise sah es so aus, als spiele eine neuformierte Mannschaft, die sich erst noch finden muss – und das hinterlässt keinen guten Eindruck.
Rund 15 Minuten vor Schluss erzielten die Gäste quasi aus dem Nichts die Führung: Chiquinho traf nach einem ruhigen Zuspiel von Mouzakitis aus 18 Metern unhaltbar ins Eck. Unser Torwart wirkte überrascht, ebenso wie Leo Querfeld, der den Schützen unbewacht ließ.
Erstaunlicherweise erwachte das Spiel nun, und wir kamen zu zwei guten Gelegenheiten durch Ljubicic (vorbereitet von Skarke und Schäfer) sowie Benes (nach Flanke von Jeong), beide gerade eingewechselt. Eigentlich hätten diese Chancen verwandelt werden müssen, doch einer scheiterte am Torwart, der andere verfehlte knapp das Ziel. Am Ende waren viele erleichtert, dass die Testspielphase für jetzt beendet ist – denn wirklich Freude bereitete sie nicht. Sicher, Vorbereitungsspiele dienen nicht in erster Linie der Unterhaltung, doch ich bezweifle, dass irgendein Mitbewerber sich in den letzten vier Begegnungen so schwach präsentierte wie wir.
Was sagt es aus, wenn kaum etwas Positives zu sehen war? Klar, zwei der Gegentore resultierten aus fragwürdigen Elfmetern, zwei weitere aus Zufallstreffern – was für die Defensive spricht. Doch abgesehen davon?
Man fragt sich unweigerlich erneut, was in den letzten Wochen mit der Mannschaft los ist, was dort trainiert wurde und warum die Jungs davon so wenig umsetzen können oder wollen. Niemand erwartet Wunder, aber das Fußball-Grundwissen sollte doch sitzen. Nach Bundesligatauglichkeit sieht das jedenfalls nicht aus, besonders in Hinblick auf die seit Längerem beklagte Offensive und das schwache Mittelfeld. Auch eine klare Handschrift des Trainers ist nicht erkennbar – oder sehe ich sie nur nicht? Geht es vor allem um Kondition und Spielpraxis? Sind wir wirklich bereit für die neue Saison, oder fehlt noch was?
Kann Trainer Steffen Baumgart die Mannschaft verbessern oder verwaltet er nur das, was er vorfand? Wer keine Zweifel hat, dem sei fast eine fast religiöse Zuversicht zu wünschen.
Die kommenden drei Wochen bis zum 1. September werden höchst unruhig sein, denn dann schließt das Transferfenster, und wir wissen endlich, wie das Team aussehen wird. Meiner Meinung nach fehlt nach wie vor ein Spielmacher, doch dieser wird – so die allgemeine Befürchtung – wohl nicht verpflichtet. Dennoch: Jedes Wunder ist willkommen, egal wie es aussieht – wir brauchen es dringend.
Zum Saisonstart treffen wir mit dem VfB Stuttgart und anschließend auswärts in Dortmund gleich auf zwei harte Brocken. Dort wird sich zeigen, was wir können und was nicht. Die Erwartungshaltung wurde jedenfalls geschickt Stück für Stück zurückgeschraubt – war das Absicht? Wenn ja, dann ist sie aufgegangen, denn im Moment hat kaum jemand größere Hoffnungen.
Nächste Woche wird es ernst – zumindest vorerst – mit dem DFB-Pokalspiel gegen den Regionalligisten FC Gütersloh, der, wie man hört, seine Generalprobe gegen Fortuna Düsseldorf II vermasselte und zuhause eine Niederlage kassierte. Doch auch dort sollte man siegen, und wir tun uns gern schwer gegen vermeintlich kleine Gegner.
Wer weiß? Vielleicht sehen wir dann endlich die Spielqualität, die uns so fehlt und Sorgen bereitet. Vielleicht muss ich dem Trainer dann sogar etwas recht geben, weil plötzlich positive Dinge sichtbar werden, die mir bislang entgangen sind. Darüber würde ich mich sehr freuen – das wäre zumindest ein Anfang.
Icke: Am Samstag um 15:30 Uhr ist Anstoß zum letzten Testspiel von Union gegen Olympiakos Piräus. Die Griechen sind qualitativ die bisher stärkste Mannschaft in unserem Testprogramm. Union verlor die letzten drei Vorbereitungsspiele – das sind keine idealen Voraussetzungen. Warum sollte also Union diesmal gewinnen? Für die Spieler ist es die letzte Chance, sich dem Trainer anzubieten.
Im Gegensatz zur Abwehr, die weitgehend stabil steht, sieht es in der Offensive anders aus: Fehlende Tore und mangelnde Aufbauarbeit werfen Fragen zur richtigen Besetzung auf. Baumgart deutete an, dass ein junger Spieler sein Profidebüt feiern könnte.
Nach den bisherigen Eindrücken kommen dafür nur Markgraf (linker Außenbahnspieler) oder Stürmer Ali in Frage. Sliskovic, der nebenbei überzeugt hat, spielt vor allem im zentralen Mittelfeld, wo der Kader ohnehin schon groß ist. Wir sind gespannt. Die wahrscheinliche Startformation gegen die Griechen lautet: Rönnow – Doekhi, Querfeld, Leite – Trimmel, Khedira, Juranovic – Schäfer, Kral – Ilic, Ansah. Burke, Jeong und Haberer sind nah an der Startelf. Dort könnten Trainingsleistungen den Ausschlag geben. Skov und Kemlein kommen von Verletzungen zurück, sind aber noch nicht fit. Benes und Tousart spielten beim letzten Duell gegen Barcelona nicht, was nicht unbedingt als Startelf-Chance gedeutet werden sollte – eher als Zeichen, dass sich Spieler und Verein (noch) trennen wollen.
Weiterhin sind Rothe, Preu, Skarke, Ljubicic, Markgraf, Nsoki, Ogbemudia und Raab nicht für die Stammelf vorgesehen. Unter ihnen ist Markgraf besonders zu erwähnen, da er aus dem eigenen Nachwuchs stammt. Burcu ist leider noch verletzt. Komplettiert wird der Kader von den Torhütern Stein und Klaus, die keine Ambitionen auf die Nummer eins haben.
Und was ist mit der Diskussion um Doekhi? Wir erinnern uns: Im letzten August gab es eine ähnliche Situation mit anderen Vereinen. Einige Medien berichten, Doekhi sei sich mit einem holländischen Klub einig, doch dieser wolle seine Ausstiegsklausel nicht ziehen und die Ablösesumme drücken. Hoffentlich lassen wir uns nicht erpressen. Die interessierten Klubs können jetzt niedrigere Angebote machen und haben zudem den Joker, am letzten Tag des Augusts die Klausel ziehen zu können. Letztes Jahr jubelten alle, als Doekhi seinen Vertrag verlängerte – allerdings nur um ein Jahr und mit einer zu lange geltenden Ausstiegsklausel. Sonst ständen wir nicht wieder in dieser unsäglichen Situation. Wenn Fußball nur noch ein Pokerspiel ist, verliert man Lust und Freude daran. Zurück zu Olympiakos.
Vom Kaderwert her stehen die Griechen Union qualitativ in nichts nach: Olympiakos hat einen Marktwert knapp unter 112 Millionen Euro, wir liegen bei 122 Millionen. Unsere stärksten und wertvollsten Spieler – Leite, Doekhi, Querfeld – spielen alle in der Abwehr. Bei den Griechen verteilt sich die Qualität wahrscheinlich besser. Hezze (12 Mio.) und Mouzakitis (12 Mio.) bilden dort ein starkes Duo im zentralen Mittelfeld. Zudem verfügt Olympiakos mit dem jungen Nationaltorwart Tsolakis (10 Mio.) über einen exzellenten Rückhalt.
Vorne müssen wir besonders auf den erfahrenen Torjäger El Kaabi achten, der letzte Saison 27 Tore erzielte und sieben weitere vorbereitete – und das in nur 44 Spielen. Das ist keine Zufallsleistung. Für Marokko hat er bereits 28 Tore in 54 Länderspielen erzielt – ein echter Vollstrecker.
Und das ist noch nicht alles an Angriffsdruck: Der Ukrainer Yaremchuk, ein 63-facher Nationalspieler mit 17 Toren, wird oft eingewechselt. Er hatte in der letzten Saison 14 Torbeteiligungen. Olympiakos spielt stets mit zwei echten Außenstürmern, die in dieser Saison sogar noch verstärkt wurden. Für den brasilianischen Rechtsaußen Strefezza zahlten sie 8 Millionen Ablöse. Die Griechen sind definitiv der stärkste Testgegner in dieser Vorbereitung. Es wird höchste Zeit für einen Sieg! Eisern.
Unionfux: Ich gebe zu, das Gefühl hat sich inzwischen getrübt. Vor der letzten Saison unter Urs Fischer, die mit der Teilnahme an der Champions League endete, hatte ich ein sehr gutes Gefühl, schließlich kamen namhafte Neuzugänge, darunter ein aktueller deutscher Nationalspieler. Unsere Ersatzbank war zu Saisonbeginn die teuerste aller Zeiten. Wie es endete, wissen wir: Der Trainer des Jahres wurde im November entlassen und der Klassenerhalt gelang buchstäblich in letzter Minute.
Vor der vergangenen Saison hatte ich erneut eine gute Prognose: Das neue Trainer-Duo Svensson-Heldt versprach eine sichere Saison. Doch schon kurz nach Weihnachten war Bo Geschichte. Zwar war der Klassenerhalt nicht mehr ganz so knapp, aber auch nicht komfortabel.
So muss man nun das eigene Gefühl hinterfragen, wenn man zweimal so danebenliegt. Natürlich ist Fußball eine größtenteils unberechenbare Sportart, was seinen Reiz ausmacht. Doch es ist menschlich, in die Zukunft blicken und Abläufe einschätzen zu wollen. Deshalb habe ich auch für die kommende Saison ein Gefühl – und es ist, trotz aller Hoffnung, nicht so gut. Ich frage mich immer mehr, ob es überhaupt einen echten Plan für die sportliche Zukunft gibt oder ob man nur reagiert, mehr Amboss als Hammer ist – auch weil man nicht zu den großen Playern gehört.
Wer geht, wer kommt – das liegt nur bedingt in unserer Hand. Großes Geld fließt nicht. Deshalb setzen wir auf Bewährtes und das ist eine starke Defensive. Doch selbst dort müssen wir uns offenbar bis zum letzten Tag der Transferperiode gedulden, ob Schlüsselspieler bleiben oder gehen – und wie sie ersetzt werden könnten. Große Überraschungen oder unentdeckte Talente? Fehlanzeige. Unsere Mittelfeldprobleme sind weiterhin ungelöst, zumal Spieler wie Benes kaum Vertrauen genießen und eher kurz vor dem Abschied stehen. Sechser sind vorhanden, Achter kaum, Zehner sieht dünn aus. Okay, im System ist der Zehner kaum vorgesehen. Aber was dann? Wer übernimmt die Rolle des Spielmachers? Warum verbirgt sich diese Fähigkeit so beharrlich?
Und weil das Mittelfeld offensiv so schwach ist, bleibt die Stärke im Sturm schwer einzuschätzen. Ein Beispiel ist Tim Skarke, der beim Absteiger Darmstadt acht Treffer erzielte, bei uns jedoch keinen einzigen. So fragt man sich weiter: Was kann Skarke wirklich? Und Ljubicic? Ist Ilic bundesligatauglich? Eines ist sicher: Keiner der drei ist ein klassischer Chancentod. So wenig Chancen wie sie bekommen, so schwach werden sie bedient. Aber wenn sich die offensive Harmlosigkeit fortsetzt, wird der Klassenerhalt noch schwerer als in den letzten zwei Jahren.
Angesichts der starken Aufsteiger sollte dennoch ein Mindestmaß an Qualität und Souveränität vorhanden sein. Ist Horst Heldt fähig, dieses Problem in den verbleibenden vier Wochen zu lösen? Und ist Steffen Baumgart der richtige Trainer, um das Optimum aus dem Kader herauszuholen? Sind die Schritte in die richtige Richtung? Gibt es überhaupt eine Idee? Das hoffen wir alle, doch Zweifel sind berechtigt, mehr denn je. Ballsicherheit (kann man das nicht trainieren?) und Spielideen sind kaum erkennbar, ebenso wenig wie eingespielte Laufwege und zielstrebige Standards – unser Spiel macht derzeit wenig Freude, wie selten zuvor.
Die Situation fühlt sich also schwierig an, nicht wirklich gut. Aber es ist eben nur ein Gefühl – und das ist bekanntlich nicht immer zuverlässig. Vielleicht wird es diesmal besser als befürchtet. Insofern ist noch alles möglich.
Unionfux: Weiter geht es auf das Saison-Opening zu. Heute spielen wir gegen den spanischen Erstligisten Espanyol Barcelona, der sich in der letzten Saison gerade so gehalten hat (und uns trotzdem Alex Kral nicht abkaufen wollte).
Rund 18.000 Zuschauer erlebten bei angenehmen Temperaturen die Vorstellung des neuen Heimtrikots: rechts-weiß quer gestreift vorne, hinten überwiegend rot – eine recht gelungene, leicht retro angehauchte Optik. Und was zeigte das Spiel? Das gleiche Bild wie bei den letzten beiden Testmatches: Wir bemühen uns, erspielen einige Chancen und verlieren am Ende mit 0:1. Das Gegentor fiel erneut per Strafstoß, diesmal nach einem vermeintlichen Foul von Leo Querfeld nach einer halben Stunde. Für mich war das eine klare Schwalbe. Doch das Gegentor war nicht so tragisch wie unsere weiterhin offensiv kaum vorhandene Durchschlagskraft, die einen fast zur Verzweiflung bringt.
Ja, es ist nur ein Vorbereitungsspiel, aber das heißt nicht, dass man keine Torgefahr ausstrahlen kann. Wir bemühen uns, doch oft fehlt die Konsequenz. Hier und da blitzt mal etwas auf, aber nie reicht es für Zählbares. Es fehlt ein Spieler, der den Unterschied macht. Alles wirkt brav und bestenfalls durchschnittlich. So sind wir ein angenehmer Gegner.
Vielleicht können wir unter der Woche noch gegen einen Verbandsligisten testen, um unseren Stürmern mehr Selbstvertrauen zu geben? Ansonsten fällt es schwer, aus den letzten drei Spielen etwas Positives mitzunehmen, außer dass wir keine hohen Niederlagen kassiert haben und defensiv nicht schlecht stehen.
So dürften uns auch in zwei Wochen gegen Gütersloh Schwierigkeiten bevorstehen. Die Westfalen gewannen am Wochenende zuhause gegen Bocholt mit 6:3 und führen nach zwei Spieltagen die Tabelle der Regionalliga West an. Sie sind gut drauf. Wir dürfen uns überraschen lassen, vielleicht wird ja alles gut.
Ich frage mich allerdings, wie man auf die Idee kommt, im Mittelfeld mit Khedira, Schäfer und Kral (der heute einer der besseren Spieler war) zu starten. Das sind fleißige Spieler, aber kaum für Offensivdrang bekannt. Benes, der wohl gehen will (und soll), blieb 90 Minuten auf der Bank. Neben ihm kam noch Jeong für etwa 20 Minuten. Ansah und Burke, die Neuzugänge, können offenbar die Qualität nicht so steigern, dass zumindest der Abgang von Hollerbach kompensiert werden kann. Stärker als letzte Saison sind wir jedenfalls (bis jetzt) nicht, auch taktisch oder bei Standards nicht. Oder übersehe ich da etwas?
Gestern erreichte mich die Dauerkarte per Post – ganz klassisch analog. Die „Weltbühne“-Werbung auf der Rückseite gefiel, der Kleber war hingegen schlecht zu entfernen. Das weckte zumindest leichte Vorfreude auf die kommende Saison. Heute überwiegen jedoch wieder die Sorgen. Ich beginne das allmächtige Atheismo zu beschwören, dass die Verantwortlichen einen genialen Plan in der Hinterhand haben, der in den nächsten Wochen Wirkung zeigt – inklusive ein oder zwei entscheidender Spieler. Also: Optimismus bewahren und an Wunder glauben, auch wenn es schwerfällt. Genauso gut müssen wir uns aber auf einiges gefasst machen – egal wie es ausgeht.
Icke: Am Samstag, 2. August 2025 um 15:30 Uhr beginnt der erste von zwei Härtetests. Espanyol Barcelona kommt zu Besuch, die bereits am Donnerstag in Berlin ankamen. Dieser Klub hat bei uns Alex Kral ausgeliehen und die Kaufoption nicht gezogen, obwohl er dort Stammspieler war. Espanyol hat einen großen Namen, aber aktuell keine besonders starke Mannschaft. Ihr Marktwert wird auf circa 73,5 Millionen Euro geschätzt. Zum Vergleich: Wir liegen bei 122 Millionen.
Dennoch sollte man vorsichtig sein: El Hilali ist einer der stärksten Rechtsverteidiger Spaniens und gehört zur marokkanischen Nationalmannschaft. Javi Puado ist Kapitän und Linksaußen, ein Antreiber mit 16 Torbeteiligungen im letzten Jahr. Dazu kommt Roberto Fernandez, Mittelstürmer mit zehn Torbeteiligungen in 2024/25. Und Tyrhys Dolan, ehemaliger englischer U20-Nationalspieler, möchte nun bei Barcelona seinen großen Durchbruch schaffen. Weitere wichtige Spieler sind Romero (Linksverteidiger), Lozano und Terrats (beide Zentrales Mittelfeld).
Trotzdem sind wir nominell Favorit, auch weil wir in der Vorbereitung bereits weiter sind als die Spanier. Die Niederlagen ohne eigenes Tor gegen zwei unterklassige Gegner sollten der Vergangenheit angehören. Wir wollen endlich sehen, wie Burke über rechts sprintet, Ansah über halblinks zaubert und Ilic in der Mitte Tore macht. Jeong soll alle Zweifler eines Besseren belehren, indem er Tore vorbereitet oder selbst erzielt. Dann wird Ruhe einkehren.
Wir freuen uns auf ein schönes Fußballspiel. Karten sind noch erhältlich, es gibt keine Meldung über Ausverkauf. Im Angriff dürften Burke, Ilic und Ansah starten. Im Tor und der Abwehr sind Rönnow, Doekhi, Querfeld und Leite gesetzt. Die Außenspieler sind Trimmel und Juranovic. Im zentralen Mittelfeld tendiere ich zu Khedira und Schäfer. Mal sehen, ob Baumgart das genauso sieht. Eisern.
Unionfux: Die gute Nachricht zuerst: Gegen den Drittliga-Aufsteiger Schweinfurt 05 erspielten wir uns deutlich mehr Chancen als gegen Fürth. Die schlechte Nachricht: Wir verloren erneut mit 0:1 – wenn auch durch einen eher fragwürdigen Elfmeter. Aber verloren ist verloren.
Natürlich war auch das nur ein Testspiel und die Schweinfurter spielen bereits am Sonntag bei Viktoria Köln um Punkte – sind also weiter im Training. Dennoch handelt es sich um einen Drittligisten, der nach Jahren in Liga 4 zurückgekehrt ist. Sie können durchaus Fußball spielen, was uns aber kein gutes Gefühl beschert.
Ich hoffte, die Mannschaft wolle sich nach der Niederlage gegen Fürth rehabilitieren. Doch die erste Hälfte war ähnlich schwach, nur Kral hatte eine Möglichkeit, die er nicht nutzte. Die Schweinfurter gestalteten das Spiel offen. Nach einer Stunde mussten unsere Keeper Yannic Stein und Christopher Trimmel bei einer doppelten Gelegenheit alles geben, um einen Rückstand zu verhindern. Zehn Minuten später vergaben wir die beste Chance, als Preu einen völlig freien Ilic übersah und lieber den Torwart anschoss. Zehn Minuten vor Schluss verursachte Doekhi einen fragwürdigen Elfmeter, der zum einzigen Tor des Tages führte. Ilic, Ansah und Doekhi kamen noch zu Möglichkeiten, aber es blieb bei der knappen Niederlage, die nicht unverdient war. Der Schweinfurter Torwart hatte einen guten Tag, musste aber keine Wunderdinge vollbringen, da unser Angriff zu harmlos war – mal wieder.
Was sollen wir daraus schließen? Die Müdigkeit kann man nicht allein verantwortlich machen. Andere Bundesligisten haben auch schwere Beine und verlieren nicht reihenweise gegen unterklassige Gegner.
Noch sind keine endgültigen Antworten nötig, doch die Fragen häufen sich: Reicht das für eine ruhige Bundesliga-Saison, taktisch und personell? Wir kennen das: Vorbereitungsspiele werden oft überbewertet und erzeugen trügerische Sicherheit, im Ernstfall versagt die Mannschaft trotzdem. Diese trügerische Sicherheit haben wir nicht. Stattdessen herrscht Ratlosigkeit, Spielfreude oder individuelle Klasse waren in den letzten drei Spielen kaum zu erkennen. Vielleicht kommt das noch – aber woher plötzlich?
Die kommenden Generalproben gegen Espanyol Barcelona und Olympiakos Piräus müssen genau beobachtet werden, ob sich wesentliche Verbesserungen zeigen, ob eine klare Handschrift des Trainers erkennbar ist. Andernfalls droht eine weitere Saison des mühsamen Gekämpfes, verbunden mit der Hoffnung, dass es andere schlechter machen. Ein echter Plan scheint derzeit nicht auszumachen oder wird noch gut versteckt. Das Transfer-Theater um Leite und Doekhi ist weiterhin ungelöst, und ein adäquater Ersatz muss sich erst noch finden und einspielen. Die Probleme wirken derzeit noch weitgehend ungelöst. Die Zeit wird knapp.
Immerhin steht fest: Die Viererkette ist – Baumgarts erklärtem Heiligtum – offiziell vom Tisch. Zudem werden zwei neue Trikotsätze kommen, einer davon garantiert in den richtigen Farben. Wenigstens das. Beim Rest müssen wir weiterhin hoffen – und darin sind wir Experten. Eisern.
Icke: Heute Nachmittag folgt das letzte Freundschaftsspiel gegen Schweinfurt, bevor die beiden Tests gegen Espanyol Barcelona und Olympiakos Piräus anstehen. Der Pflichtspielstart ist am 15. August beim FC Gütersloh im DFB-Pokal, das erste Bundesligaspiel am 23. August gegen Stuttgart zu Hause. Die Zeit läuft also.
Ist die Mannschaft schon bereit? Das darf bezweifelt werden. Das letzte Testspiel ging gegen Fürth verloren. Der Kader mit 29 Spielern ist noch zu groß. Einige Spieler haben kaum Chancen auf Einsätze, gerade im Mittelfeld und Tor sind zu viele Akteure vorhanden. Im Tor (Rönnow), der Abwehr (Doekhi, Querfeld, Leite), auf den Außenbahnen (Trimmel, Juranovic), sowie auf den Positionen „9“ (Ilic) und „6“ (Khedira) scheinen acht Spieler für die Startelf gesetzt. Für die anderen zwei vorderen Plätze kämpfen Burke, Ansah und Jeong. Die Position „8“ ist besonders umkämpft, mit Schäfer, Haberer, Tousart, Kral und Benes als Kandidaten. Sobald Kemlein wieder fit ist, wäre er der sechste Anwärter für diese Position. Es ist offensichtlich, dass der Kader um zwei bis drei Spieler zu groß ist. Glücklicherweise konnte der 16-jährige Sliskovic auf der Position überzeugen.
Im Angriff konnten Ljubicic und Preu bisher nicht überzeugen. Preu sollte wohl verliehen werden, für Ljubicic wird ein Abnehmer gesucht. Hinter Ilic, Ansah, Jeong und Burke stehen noch Skarke und Burcu, sofern dieser bald wieder fit ist. Zudem konnte der 17-jährige Ali mit seinen schnellen Dribblings bei der A-Jugend überzeugen. Sieben Profis und ein großes Talent reichen für den Angriff völlig aus.
Was die Qualität betrifft: Im Tor und in der Abwehr sind wir, zumindest in der Stammelf, exzellent besetzt. Wenn niemand geht, bleibt das so. Auf den Außenbahnen stehen Trimmel und Juranovic, dazu Skov, Rothe, Nsoki und Preu (sofern er bleibt) sowie der 19-jährige Markgraf aus der eigenen Jugend, der in den Tests stark spielte. Selbst Haberer und Schäfer konnten schon auf den Außenbahnen eingesetzt werden. In der A-Jugend wartet mit Prosche (18) ein DFB-Nationalspieler für die rechte Seite. Wir sind auf allen Positionen mehrfach besetzt. Ogbemudia ist ein junger Innenverteidiger, der auf Einsatz wartet. Neuzugang Nsoki will sich ebenfalls in der Abwehr empfehlen. Kral wurde in der Vorbereitung auch als Innenverteidiger getestet, ebenso Rothe.
Im Tor hinter Rönnow herrscht Konkurrenzkampf. Neuzugang Raab will die Nummer 1 werden. Stein und Klaus wollen zumindest die Nummer 2 sein. Aus dem Nachwuchs gehört Welsand zum erweiterten U18-Kader Deutschlands, Wisbereit hat schon zwei Länderspiele für die U18 absolviert. Wir haben also eine starke Breite, dazu einige Talente – allerdings fehlen Führungsspieler vor allem im Mittelfeld und Angriff. Im letzten Test gegen Fürth fehlte ein Spieler, der Verantwortung übernimmt, Spielzüge kreiert und den Gegner unter Druck setzt. Beispiele früherer Führungsspieler wie Andrich, Kruse, Becker, Awoniyi oder Aaronson sind weit und breit nicht in Sicht.
Union braucht dringend einen Spielmacher und einen zweiten Top-Stürmer. Man kann auf Ansah hoffen, der alle Voraussetzungen mitbringt, aber noch nicht ganz so weit ist. Oder auf Burcu und/oder Ali. Viele Talente sind vorhanden, aber das Risiko ist hoch. Jeong kann an guten Tagen alles, hat jedoch keine Konstanz. Burke ist eine Wundertüte. Ob er seine guten Spiele aus Bremen verlängert oder wieder in die mittelmäßige Form zurückfällt, bleibt abzuwarten. Ohne weitere Qualitäts-Neuzugänge geht Union ein großes Risiko ein. Wir dürfen gespannt sein, ob Heldt noch den einen oder anderen Joker aus dem Ärmel zaubert. Eisern.