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Union-Berlin-Blog: Frohe Weihnachten an der Alten Försterei – Dank Schäfer

Berlin – Eisern: TAG24 präsentiert den Union-Berlin-Blog, geschrieben von drei echten Berliner Fußball-Originalen.

Die Verfasser:

Icke (Jürgen Heinemann) ist seit den 70er-Jahren Union-Fan und seit über 30 Jahren als Betriebswirt im Vertrieb tätig. Er ist verheiratet, Vater eines erwachsenen Kindes und lebt heute in Grünheide. Er ist Initiator dieses Blogs.

Unionfux (Tobias Saalfeld) begleitet Union seit mehr als vier Jahrzehnten. Er arbeitet freiberuflich für Bühne, Rundfunk und TV, wo er ebenfalls publiziert.

Beecke (Christian Beeck), ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Cottbus), früherer Union-Manager und mit 21 Junioren-Länderspielen für die DDR, entstammt dem Union-Nachwuchs. Er ist Vater von zwei Kindern und unterstützt unseren Blog beratend.

Icke: Was für ein Schuss! Schäfers Tor in der 91. Minute per kraftvollem Direktschuss aus etwa 16 Metern brachte den 1:0-Sieg für den 1. FC Union in Köln. Die Sportsbar „Paris Rom Erkner“, in der wir das Spiel verfolgten, explodierte förmlich – etwas, das die neuen Betreiber offenbar so noch nicht erlebt hatten. Die alten Holztische verwandelten sich binnen Sekunden in Feiermeilen. Und Schäfer musste es einfach machen, vor allem als Reaktion auf die haarsträubenden Entscheidungen von Schiedsrichter Dingert und dem VAR.

Nun steht nicht nur das Weihnachtsliedersingen am 23.12.2025 für eine fröhliche Stimmung an der Alten Försterei, sondern die gesamte Festzeit inklusive Jahreswechsel.

Die erste Hälfte war zum Vergessen – fußballerisch ein Duell von Not gegen Elend. Defensiv sicher, doch wenig ansehnlich. In der zweiten Halbzeit wurde das Spiel zwar kaum besser, aber zumindest spannender. Abgesehen von Schäfers Tor gab es nur noch eine aussichtsreiche Chance: Querfelds Kopfball an den Pfosten (66. Minute). Die Kölner blieben offensiv harmlos.

Union siegte am Ende, weil sie in den letzten 20 Minuten nochmals zulegten. Wir intensivierten unsere Bemühungen, das Spiel zu gewinnen. Köln brachte noch El Mala, konnte den neuen Star aber kaum in Szene setzen – auch, weil wir aufmerksam und vorbereitet waren.

In der 82. Minute verhinderte Van den Berg per Handspiel einen Konter – eine klare rote Karte, die keiner Diskussion bedarf. Der eingewechselte Burcu brachte zudem mehr Schwung in unser Spiel und war deutlich stärker als Jeong.

In der 85. Minute hätte unsere Führung fallen müssen, doch weder Schiedsrichter Dingert noch der VAR ahndeten das Handspiel von Kaminski. Bei vergleichbaren Situationen wird fast immer gepfiffen – ein Anfängerfehler von Dingert. Noch schlimmer war die Szene drei Minuten später, als ein deutlich erkennbares Handspiel von Martel vom Oberarm zur Schulter verlegt wurde. Jeder kann sie sich selbst anschauen – ein Witz, falsch und eine Lüge. Warum passieren Schiedsrichter und Video-Schiedsrichter solche eklatanten Fehler? Hoffen wir, dass dahinter kein bewusster Betrug steckt.

Deswegen war Schäfers Tor in der Nachspielzeit so enorm wichtig. Mit 21 Punkten und noch zwei ausstehenden Begegnungen der ersten Saisonhälfte belegen wir Rang 8 und führen das Bundesliga-Mittelfeld an. Ehrlich gesagt, hätten wir dem Team in dieser Form nicht so viel zugetraut. Europa ist kein Thema – wir wünschen uns ein ruhiges Weihnachtsfest und den Klassenerhalt. Das wäre dann die siebte Saison in Folge in der Bundesliga. Frohe Weihnachten und ein kräftiges Eisern Union!

Unionfux: Das letzte Spiel dieses Jahres entscheidet wohl mit darüber, wie wir die Saison beurteilen: Gewinnen wir in Köln, stehen wir mit respektablen 21 Punkten da, haben bereits mehr als die Hälfte der „berühmten 40“ erreicht und besitzen mit zehn Punkten Vorsprung eine komfortable Distanz zum Relegationsplatz. Zudem beenden wir die Hinrunde mit Rang acht – ein gutes Bild.

Ein Unentschieden oder eine Niederlage schmälert die Bilanz zwar etwas, lässt sie aber noch akzeptabel erscheinen. Allerdings fehlt weiterhin Konstanz, wie man an den fehlenden zwei Siegen hintereinander sieht. Die Euphorie nach dem Heimsieg gegen RB Leipzig wäre ansonsten schnell verflogen.

Aljoscha Kemlein, Leopold Querfeld und Danilho Doekhi sind für den 1. FC Union unterwegs. Wir werden sehen, ob unser Sturm erneut nur ein kurzes Aufflackern ist oder ob die Angriffsspieler ihr Potenzial langfristig abrufen können. Es wird ein richtungsweisendes Spiel, zumal das RheinEnergie-Stadion als eine Art Hexenkessel gilt. Die Kölner sind allerdings nicht besonders heimstark, mit nur zwei Heimsiegen in dieser Saison. Wahrscheinlich überlassen wir ihnen das Spiel und setzen auf schnelles Umschaltspiel – eventuell mit Ilic, Ansah und Burke in der Startelf.

Wir müssen weiterhin auf Skov verzichten, ebenso auf den gelbgesperrten Haberer. Trimmel könnte deshalb wieder in die Anfangsformation rücken, vor allem wegen seiner Flanken und Standards. Keiner der anderen Spieler überzeugte auf diesem Gebiet bisher wirklich. Juranovic ist noch angeschlagen und wird vermutlich erst von der Bank kommen. Es wäre gut, wenn noch weitere Spieler ihre Fähigkeiten in diesem Bereich ausbauen würden, da Standards eine wichtige offensive Waffe sind.

Es ist erstaunlich, dass die Verantwortlichen bisher wenig darauf geachtet haben. Es könnte sein, dass die Abwehrreihe Doekhi, Querfeld und Leite zum letzten Mal gemeinsam auf dem Platz steht – obwohl Abgänge von Leite oder Doekhi schon mehrfach sicher vermeldet wurden.

Das nächste Heimspiel findet bereits am 10. Januar statt, das Transferfenster bleibt bis dahin noch drei Wochen geöffnet. Abwarten, Tee trinken und den Schwung des letzten Spiels mitnehmen! Am Samstag mit breiter Brust antreten, konzentriert bleiben und die drei Punkte vom Rhein mitbringen!

Icke: Seit Wochen kursieren Gerüchte, der ehemalige Union-Spieler Taz möchte vom Drittligisten Verl in die 2. Liga zu Bielefeld wechseln. In den vergangenen anderthalb Jahren erzielte er zahlreiche Tore und lieferte viele Vorlagen. Insgesamt sammelte er in dieser Zeit 59 Scorerpunkte (25 Tore, 34 Assists) – und mit 26 Jahren befindet er sich in der besten Fußballerphase. Zudem verbindet ihn eine Geschichte mit Union.

Ähnliche Werte erreichte der 30-jährige Cottbus-Routinier Cigerci im gleichen Zeitraum: 29 Treffer und 15 Vorlagen bedeuten 44 Scorerpunkte in anderthalb Jahren. Cigerci ist in Cottbus eine Führungspersönlichkeit und wird derzeit mit einem Wechsel nach Essen in Verbindung gebracht. Bei beiden darf man sich fragen, ob sie für Union und die Bundesliga ausreichen.

Technisch sind sie solide ausgestattet und verfügen über gute Schusstechniken. Ob sie taktisch und im Zweikampf überzeugen, ist schwer zu beurteilen, aber beides kann man lernen. Ob sie ins taktische Konzept von Baumgart passen? Wahrscheinlich ja. Cigerci hat bereits 57 Profispiele im zentralen Mittelfeld absolviert, oft auch offensiv, und dabei 50 Scorerpunkte gesammelt. Taz spielt ohnehin auch auf halboffensiven Positionen. Eine solche Lösung wäre denkbar, besonders wenn man bedenkt, wie viel Geld wir zuletzt für oft erfolglose Stürmer ausgaben.

Abgesehen davon hat sich an der „Nordkorea-Front“ wenig getan. Der Abgang von Ilic in die Premier League ist weiterhin im Gespräch, aber kaum vorstellbar. Die Engländer sind bekannt dafür, unmoralische Angebote zu unterbreiten. Seine Tore lassen momentan noch zu wünschen übrig. Außerdem kursiert ein Gerücht um Dennis aus der Türkei, ein defensiver Mittelfeldspieler. Brauchen wir das? Eher nicht. Der Tausch von Leite zu Uduokhai steht wohl bevor – wann die offizielle Bekanntgabe erfolgt, bleibt abzuwarten. Ich habe die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir noch Rückkehrer holen können. Awoniyis Wechsel nach Bremen – wie gemunkelt – wäre schwer nachvollziehbar. Lieber würden wir ihn zurückholen – auch als Leihspieler. Eisern!

Unionfux: Zugegeben, „Rasenballer“ ist ein etwas eigenwilliger Begriff – stammt vermutlich aus den kreativen Köpfen der PR-Abteilung eines österreichischen Brauseherstellers. Wir haben den Klub mittlerweile zu einem unserer Lieblingsgegner gemacht und konnten zwischenzeitlich in Serie gegen das Leipziger Konstrukt gewinnen. Diesmal sind die Voraussetzungen schwieriger: Wir schwächeln, während Leipzig zuletzt Eintracht Frankfurt mit einem halben Dutzend Tore nach Hause schickte.

Die erste Halbzeit war von Vorsicht geprägt. Offensiv gelang wenig, aber wir unterbanden weitgehend die gefährlichen Angriffe der Leipziger. Rönnow rettete zweimal stark gegen Diomande und einen Kopfball nach Ecke. So blieb es torlos zur Pause. Zufrieden, aber fragend, wie wir dieses Spiel gewinnen sollen.

Die zweite Hälfte war eine der besten dieser Saison. Wir spielten nun mutiger und offensiver. Kemlein passte auf Jeong, der Burke einsetzte. Burke ließ Lukeba stehen und traf aus 15 Metern traumhaft zum 1:0 – das erste Tor eines Stürmers seit Spieltag 4! Die Führung hielt nicht lange: Gomis, frei nach Flanke von Harder, glich aus – ein klassischer Blackout unserer Abwehr.

Doch unsere Mannschaft ließ sich nicht entmutigen. Christopher Trimmel brachte eine perfekte Flanke von rechts, und Ansah nickte aus sechs Metern zur erneuten Führung ein. Das zweite Kopfballtor seit dem siebten Spieltag – endlich mal wieder eine gute Flanke!

Auch wenn wir danach größtenteils verteidigten und kaum Chancen zuließen (Leipzig gefährlich allein durch die individuelle Klasse), setzten wir immer wieder Nadelstiche nach vorn, etwa durch Schäfer und Skarke. In der Nachspielzeit spielten Schäfer und Ilic einen schnellen Konter, und Ilic bediente Skarke, der zum 3:1 traf – drittes Stürmertor gegen RB! Die Alte Försterei tobte zurecht über den dritten Heimsieg gegen den Erzgegner. Mentalität und Einsatz haben gewonnen – ein enorm wichtiger Auswärtssieg, der für Selbstvertrauen, Tabellenabstand und Stimmung im Verein entscheidend ist. Das Ganze bitte in Köln wiederholen. Die Großen der Liga liegen uns eben mehr als andere…

Icke: Ein harter Brocken wartet: Im Ligaspiel empfängt Union die Leipziger, die einen starken Lauf haben und ihre letzten drei Pflichtspiele sicher gewonnen haben, darunter ein beeindruckendes 6:0 gegen Frankfurt. Union hingegen hat alle letzten drei Pflichtspiele verloren, darunter ein gutes Spiel gegen Bayern, aber auch schwache Leistungen gegen Heidenheim und Wolfsburg, wo die Defensive plötzlich nicht mehr standhielt.

Gott sei Dank kehrt Khedira zurück. Seine Abwesenheit hatte zuletzt deutlich negative Auswirkungen gezeigt. Ich hoffe, Trainer Baumgart lässt Experimente mit Leite bleiben. Auch dessen Fehlen wirkte sich schon negativ aus. Obwohl der Verein ihn wohl verkaufen will, sollten wir das Risiko eingehen. Andere Clubs machen das ebenfalls so. Ähnliche Diskussionen gibt es auch bei Doekhi, der sich klarer zu einem Verbleib geäußert hat. Lieber Verein, investiere das Geld, das für Ersatzspieler vorgesehen ist, besser in unsere Schlüsselspieler! Das wird nicht günstiger. Der beste Verteidiger im Kader darf auch der Topverdiener sein. Alles andere wird teurer – und bei sinkender Qualität.

Zurück zum Spiel: Wir stehen zwar noch nicht auf einem direkten Abstiegsplatz, haben aber nur vier Punkte Vorsprung auf Rang 16. Verliert Union am Freitag, ist das ein No-Go! Unsere Heimstatistik gegen Leipzig ist überraschend gut: acht Spiele, vier Siege, zwei Unentschieden, zwei Niederlagen (eine davon deutlich). Interessant: Alle vier Siege endeten 2:1. Die Marschroute ist klar: schnell in Führung gehen, Leipzig darf erst kurz vor Schluss verkürzen.

Wir erwarten folgende Aufstellung: Rönnow – Doekhi, Querfeld, Leite – Trimmel, Khedira, Rothe – Kemlein, Schäfer – Ansah, Ilic. Möglich sind Köhn für Rothe oder Haberer für Schäfer. Verletzt ist nur Skov. Juranovic hätte sich wieder einen Einsatz verdient. Drückt die Daumen! Eisern.

Unionfux: Der FSV Mainz, überraschender Tabellenletzter, hat nach einer Serie ohne Erfolg den Trainerwechsel vollzogen: Bo Henriksen musste nach zuletzt mageren Ergebnissen gehen. Neuer Coach ist Urs Fischer.

Viele Union-Fans hatten genau davor Angst: Der wohl erfolgreichste und beste Trainer unserer Vereinsgeschichte ist zurück in der Bundesliga – und das ausgerechnet bei einem Konkurrenten. Klar freut man sich für Fischer, aber insgeheim hoffte man, er würde eher bei der Nationalmannschaft oder im Ausland arbeiten und nicht bei einem Bundesliga-Mitbewerber, auch wenn er stets als Kandidat für diverse Trainerposten gehandelt wurde.

Die Rückkehr des ehemaligen Union-Coaches fühlt sich seltsam an – die einstige Liebe nun im unmittelbaren Wettbewerb, mit jemandem, den man nicht immer mochte. Eine Gewöhnung wird nötig sein, denn in dieser Saison treffen wir noch zweimal auf Mainz und werden wohl um den Klassenerhalt kämpfen.

Da einem das eigene Team näher ist als der Gegner, wünsche ich Fischer nicht wirklich viel Glück – aber auch kein Unglück. Ich werde mich darauf einstellen, ihn in Mainz-Trikot zu sehen.

Unser Trainer Steffen Baumgart sieht die letzten drei Spiele als frustrierend an: „Dritte Niederlage hintereinander, drei Spiele mit ansprechender Leistung und trotzdem keine Punkte – das ärgert.“ Das gilt besonders für das Spiel gegen Bayern, das alle ähnlich bewerten. Ob die Leistung gegen Wolfsburg und Heidenheim wirklich gut war, sei dahingestellt.

Es ist nachvollziehbar, dass er die Mannschaft verteidigt, aber wie soll sich etwas verbessern, wenn man Niederlagen nur als Pech abtut? Das irritiert. Mal sehen, wie weit wir mit diesem optimistischen „weiter so“ kommen – hoffentlich hält es.

Falls wir vor der Winterpause wieder leer ausgehen, wird es ein besorgniserregender Jahresabschluss. Schön wäre, wenn Manager Horst Heldt dann nicht die Lage genauso entspannt sähe wie im Sommer, als er keinen Ersatz für Benes im offensiven Mittelfeld für nötig hielt – das wäre ärgerlich.

Icke: Bevor es am 10. Januar 2026 weitergeht, stehen noch zwei Bundesligaspiele 2025 an: Am 12.12. empfangen wir Leipzig und vier Tage vor Heiligabend reisen wir nach Köln. Wer jetzt auf sechs Punkte hofft, träumt wohl. Unsere Leistungen schwanken stark zwischen Bundesliga und Pokal.

Warum gelingt keine Konstanz? In Wolfsburg spielten wir nicht schlecht, erzeugten Chancen, aber hatten keinen Spieler, der eine gute Gelegenheit verwandelt. Ansah (bester Torschütze mit 4 Toren) steckt in einer Krise. Die zweit- und drittbesten Torschützen sind mit Doekhi (4) ein Verteidiger und mit Khedira (3) ein defensiver Mittelfeldspieler. Burke traf dreimal, lieferte aber nur ein wirklich gutes Spiel. Ilic steht noch ohne Tor.

Das Fazit: Uns fehlt ein treffsicherer Mittelstürmer. Im Winter sollte man Ljubicic zumindest verleihen – er scheint aus dem Kader gefallen. Auch Skarke wirkt abgehängt. Für diese beiden könnte man günstig Ersatz holen, ohne große Kosten zu verursachen.

Im Mittelfeld haben sich Khedira und Kemlein als Stammspieler etabliert. Ohne Khedira fehlt die Stabilität – das sah man zuletzt deutlich in Wolfsburg. Haberer, Schäfer und Kral schaffen es auf Dauer nicht, eine Führungsrolle zu übernehmen. Benennen wir es beim Namen: Mit dem vorhandenen Personal reicht das nicht. Kemlein entwickelt sich gut, ist aber noch kein Führungsspieler. Ein bis zwei starke zentrale Mittelfeldspieler fehlen, um eine Leistungssteigerung zu ermöglichen.

Vielleicht könnte man Andrich zurückholen, bevor er bei Leverkusen endgültig untergeht. Er ist Führungspersönlichkeit, kann die Positionen „6“ und „8“ gleichzeitig spielen und könnte auch bald ein Innenverteidiger-Problem lösen. Bei uns kann er sich zudem noch ein WM-Ticket sichern. In Leverkusen hat er kein Standing mehr und wird häufig kritisiert.

Zur Innenverteidigung: Das war bisher unser Prunkstück. Nun drohen die Abgänge von Leite und Doekhi. Wahrscheinlich ist der Abschied schon fix, aber offiziell wird es noch nicht bestätigt. Ein erstes Indiz dafür war der Einsatz von Nsoki für Leite in Wolfsburg. Verein und Trainer wollten testen, ob ein Leite-Nachfolger im Kader ist – das ist nicht der Fall. Der mögliche Ersatz heißt Felix Uduokhai. Ihm traue ich das zu. Doekhi ist, abgesehen vom Wolfsburg-Spiel, unser bester Innenverteidiger. Ihn ablösefrei gehen zu lassen, wäre fatal. Einen gleichwertigen Ersatz gibt es derzeit nicht. Ein qualitativ hochwertiger Ersatz würde zweistellig Millionen kosten – das können und wollen wir nicht. Baumgart testete in der Vorbereitung mehrfach Kral als Innenverteidiger, was er solide machte. Es wäre nicht verwunderlich, wenn wir im Januar mit der Dreierkette Kral-Querfeld-Uduokhai starten – realistischer ist aber, dass Doekhi bis Sommer bleibt. Wenn Vereine im Winter aus Vertragslaufzeit-Gründen nur 2 bis 3 Millionen bieten, wäre es sicherer, ihn noch sechs Monate zu behalten.

Es wird Zeit, dass Manager Heldt zeigt, dass er Union verbessern kann. Bislang ist das nicht erkennbar. Viele Neuzugänge und Vertragsverlängerungen brachten lediglich ordentliche Mitläufer, aber keine Führungsspieler, keine besonderen Talente. Bislang waren das nur unsere Innenverteidiger und der Torwart. Wenn zwei der fünf Defensivspieler fehlen, schwimmen wir – wie gerade gesehen. Ohne neuen Stürmer und einen starken Vorbereiter wird es schwer, die zweite Saisonhälfte in der Bundesliga zu überstehen.

Man hatte wohl gehofft, dass Jeong und Burke – neben Ilic und Ansah – einschlagen würden. Das ist bisher nicht geschehen. Und wenn Ansah in einer Formkrise steckt (was ihm zugestanden werden muss) und Ilic weiterhin torlos bleibt, dann fehlt uns schlichtweg der Treffsicherheit. Horst, ich hoffe, du hast schon gut vorgearbeitet! Eisern.

Unionfux: Der erfahrene Unioner hat eine Befürchtung: Wir werden zu gerne als Aufbaugegner gesehen. So geschehen zuletzt gegen den auswärts bisher sieglosen Aufsteiger Heidenheim (der diesmal unglücklicherweise per Glückstor gegen Freiburg gewann), davor gegen Wolfsburg, die ihren letzten Heimsieg im Januar einfuhren.

Alle Statistiken sprechen für uns: Mehr Ballbesitz, mehr gewonnene Zweikämpfe, bessere Passquote, mehr Laufleistung, 21 zu 4 Torschüsse (6:3 aufs Tor) und 11:0 Ecken. Dennoch verloren wir 1:3, vor allem weil wir dreimal blitzsauber ausgekontert wurden – technisch perfekt und schnell vorgetragen. Ein viertes Tor wurde wegen knappem Abseits aberkannt.

Doekhi wurde zweimal ausgespielt: In der 10. Minute zog Wimmer von außen nach innen und schoss, dann ließ Kumbedi von links durchbrechen, passte auf Amoura ab, und erneut konnte Doekhi den Abschluss nicht verhindern. Nsoki verlor einen Ball im Mittelfeld und fiel, sodass Eriksen mit einem klugen Pass Majer bediente.

Das sah alles leicht aus, dazu kam das Abseitstor und zwei Rettungstatten von Trimmel und Rönnow in höchster Not. Von uns war bis dahin nur ein Querfeld-Kopfball an die Latte zu verzeichnen.

Erst nach dem Abseitstor wurden wir wach, legten die Passivität ab und machten Druck. Nsoki traf bei seinem Startelf-Debüt, wenn auch leicht glücklich, da ein Wolfsburger den Schuss abfälschte. Die Wolfsburger wurden nervös, wir drückten weiter, doch Torgefahr blieb aus. Ein Elfmeter wurde uns nach 80 Minuten verweigert. Kurz vor Spielende gab es dann doch einen Elfmeter: Koulierakis zog Ilic am Trikot. Querfeld trat an, schoss aber schwach und wurde vom Wolfsburger Keeper pariert. Der Elfmeterschütze wird weiter gesucht.

Die 14 Minuten Nachspielzeit brachten keinen Erfolg, Wolfsburg gewann dank hoher Effizienz. Wir kamen zu spät ins Spiel, unser Angriff war zu zufällig, präzise Flanken und Pässe fehlten, Kopfballstärke kaum vorhanden, und das nötige Glück ebenfalls. Kumbedi hätte in der ersten Halbzeit eine Rote Karte erhalten müssen. Dazu kamen Fehler von Nsoki und Querfeld. Die Niederlage ist bitter, trotz guter Statistik.

Wir sind zurück im Abstiegskampf, wenn auch noch nicht tief drin. Unsere Probleme sind ungelöst. In der Winterpause wird es viele Diskussionen geben. Am nächsten Freitag kommt Leipzig, die kürzlich Frankfurt mit sechs Toren besiegten. Unsere Heimstärke ist seit längerem schwach. Vielleicht ist das der richtige Gegner, denn der muss wohl nicht aufgebaut werden.

Unionfux: Das war ein beeindruckender Kampf gegen die Bayern. Dass sie zu fragwürdigen Mitteln greifen mussten, um knapp zu gewinnen, sagt viel aus.

Aber trotz Stolz darf man nicht vergessen: Ballgewinne bringen nichts, wenn sie sofort durch schlechte Pässe oder schwache Ballannahmen wieder verloren werden (Passquote nur 65%). Sonst hätten wir die Bayern fast geschlagen, trotz zweier extrem unglücklicher Eigentore.

Wir konnten den angeschlagenen Gegner nicht zu Boden bringen, zumal aus dem Spiel heraus wenig gelang. Ausnahmen waren Querfelds Kopfball kurz vor Schluss und die Versuche von Schäfer und Ansah, die Neuer meist parierte. Ja, es waren die Bayern – das nicht vergessen!

Die späten Einwechslungen irritierten etwas, insbesondere Juranovic oder Köhn hätten mehr Dynamik bringen können. Vielleicht wollte man den Kader schonen, da wir mit dem Meister eine kurze Regenerationszeit hatten.

Rönnow war bei beiden Gegentoren unglücklich, jedoch wurde er auch durch Fehler seiner Mitspieler belastet – Haberer verursachte durch suboptimale Rückpässe die erste Ecke, die zum Tor führte.

Unsere Passqualität muss besser werden, wenn wir in Wolfsburg bestehen wollen. Baumgart sollte solche Fragen nicht wegwischen, denn es fällt auf, wie unsauber Profis ohne Druck passen. Vor allem dürfen wir die zweite Halbzeit nicht komplett verlieren, wie gegen Hamburg oder Heidenheim. Gegen die Bayern gelang uns das, mit über 50% Ballbesitz gegen einen der stärksten Teams Europas.

Fraglich bleibt, ob Burke und Ilic wieder in die Startelf kommen, ob Ansah seine Form findet, ob Skarke noch trifft, ob Nsoki und Burcu eine Chance bekommen und wer Khedira ersetzt, der nach seiner fünften Gelben gesperrt fehlt. Wahrscheinlich wird Kral gemeinsam mit Schäfer und Kemlein das Mittelfeld bilden. Trimmel oder Juranovic? Oder beide?

Es bleibt eine harte Aufgabe. Seit dem letzten Heimspiel ist klar: In unserer momentanen Verfassung gibt es keine leichten Gegner. Trotzdem gilt: Optimismus ist Pflicht. Mit neuem Mut nach Wolfsburg!

Icke: Ein außergewöhnliches Spiel: die Bayern ziehen knapp mit 3:2 bei Union den Kürzeren. Verdient war das nicht. Union spielte gegen eine der weltbesten Mannschaften und erreichte mit begrenzten Mitteln das Maximum.

Die Eckdaten: zwei Elfmeter, zwei Eigentore und ein Bayern-Trainer, der kurz vor Schluss zwei Innenverteidiger brachte, um das Ergebnis zu sichern. Neuer erhielt zudem eine Gelbe Karte, da er Zeit schinden musste. Mehr ist kaum zu sagen.

Die erste Halbzeit war ausgeglichen, aber für Union unglücklich: Ansah machte in der 12. Minute ein Eigentor, völlig unbedrängt. Kurz darauf erhöhte Kane auf 2:0. Doch Querfeld verwandelte einen äußerst berechtigten Elfmeter zum 1:2. In der Nachspielzeit der ersten Halbzeit unterlief dem Bayern-Team ein Eigentor, als Leite ins leere Tor köpfte. Eine fast vorentscheidende Führung von 3:1 zur Pause.

Union kam mit viel Power aus der Kabine. Das Stadion wurde lauter. In der 56. Minute verwandelte Querfeld einen weiteren Elfmeter. Das Stadion kochte, die Mannschaft kämpfte mit letzter Kraft. Die Bayern wankten und Union drückte. In der 85. Minute traf Querfeld knapp neben den Pfosten. Doch der Fußballgott war diesmal nicht auf unserer Seite.

Im Endspurt parke die Bayern ihren „Bus“ vor dem Tor, brachten zwei zusätzliche Innenverteidiger und betrieben Zeitspiel. Union lieferte erneut eine großartige Leistung gegen den Rekordmeister. Nach dem Spiel jubelten die Bayern, als hätten sie die Champions League gewonnen. Wir aber verließen erhobenen Hauptes den Platz – Mentalität und Kampfgeist schlugen individuelle Klasse. Ein großer Schritt für unser Selbstbewusstsein. Nun gilt es, das beim nächsten Mal zu wiederholen. Eisern!

Icke: Die Überschrift ist natürlich scherzhaft gemeint. Aber zuletzt zeigte Union in der Bundesliga sein bestes Saisonspiel gegen die Bayern. Ein User im Union-Forum brachte dieses witzige Wortspiel. Gegen die Bayern spielte Union endlich wieder mit Kombinationen, Chancen und einer stabilen Abwehr – ein solides Fundament. Ob wir das nochmal schaffen?

Das letzte Spiel gegen Heidenheim ignoriere ich lieber. Das war ein Tiefpunkt. Es sollte aber als Weckruf dienen. Im Pokal wartet nun ein Duell gegen den größten deutschen Rivalen. Niemand erwartet etwas – das macht uns stark.

Die Bayern hatten zuvor eine beeindruckende Siegesserie, die durch Union unterbrochen wurde. In der Champions League verloren sie gegen Arsenal, das ihnen die Grenzen aufzeigte. Nun sind wir wieder im Fokus. Beide Teams haben etwas gutzumachen.

Die letzten vier Bayern-Spiele im Blick: Wir holten einen Punkt, danach besiegten sie Freiburg mit 6:0, verloren verdient gegen Arsenal und spielten gegen St. Pauli nur unentschieden. Nun kommt Union wieder – mit „Derrick“ Köhn, Namensgeber unseres Wortspiels. Mama Köhn benannte ihn nach der TV-Serie, da sie alle Folgen kannte. Ob er auch in der Startelf steht, entscheidet Baumgart, der oft zwischen Köhn und Rothe wechselt.

Keine taktischen Vorhersagen nötig – im Pokal ist alles möglich. Spieler und Mannschaften wachsen über sich hinaus, Stadien verwandeln sich in Hexenkessel, Einwechselspieler liefern denkwürdige Auftritte. Manch junger Spieler wird ins kalte Wasser geworfen (ein Wink an Steffen). Wir freuen uns darauf. Eisern!

Unionfux: Lediglich zwei Schüsse aufs Tor (einer davon drin), eine schwache Zweikampfbilanz, schlechte Passquote, wenig Ballbesitz – und in den letzten 20 Minuten total konfus – und das gegen den auswärts punktlosen Tabellenletzten zu Hause. Die Worte fehlen einem. Gegen Heidenheim holten wir nur einen Punkt aus fünf Spielen, selbst gegen die Bayern mehr. Angstgegner ist zu einfach als Erklärung.

Was hat der Trainer vor dem Spiel und zur Halbzeit gesagt? Gab es die Vorgabe, dem Gegner mehr Spielanteile zu überlassen? Oder hören die Spieler nicht mehr auf ihn? Taktisch und spielerisch wirkt die Mannschaft schnell überfordert, zäh und ideenlos. Burke wird zu selten angespielt, und wenn, scheitert er. Elf Minuten vor der Halbzeit war unsere beste Phase, als Kemlein zum Schuss kam und wir durch Khedira in Führung gingen – doch die Führung lähmte uns eher, alles wurde fahriger und ungenauer.

Der Gegner erkannte die Schwäche und kam zunehmend gefährlich vor unser Tor. Unsere Einwechslungen brachten kaum Impulse, das Team wirkte mutlos und orientierungslos. So sieht man gegen fast alle Mannschaften schlecht aus, wenn man kein Risiko geht. Der Trainer muss sich fragen lassen, ob er einen Plan hat und was er trainiert. Die Mannschaft blieb weit unter den Möglichkeiten. So endete ein frustrierendes Heimspiel, das mehr Sorgen bereitet als nur verlorene Punkte.

Unionfux: Seit Tagen wird vor dem vermeintlich leichten Heimspiel gegen den auswärts punktlosen Heidenheimer gewarnt. Bisher haben wir gegen sie nur ein Unentschieden geholt, alle anderen Spiele verloren zu null – ein klarer Angstgegner.

Die Favoritenrolle liegt uns nicht, und wir können das Spiel kaum machen. Der Trainer betont, dass wir eher defensiv spielen. Trotzdem ist ein Unentschieden zu Hause kaum ein realistisches Ziel. Der Tabellenachte trifft auf den Tabellenletzten, mit einem Punktestand von 15 zu 5. Die Wettquoten bestätigen unsere Favoritenrolle.

Unser Mittelfeld hat wenig kreative Spieler, Konterfußball wird wohl dominieren. Jeong bringt Dribbelstärke mit, was gegen tiefstehende Gegner wichtiger ist als die Geschwindigkeit von Burke, die bisher kaum zündete. Derrick Köhn sollte endlich zeigen, dass er Flanken bringen kann. Auch Skarkes erstes Tor gegen seinen Ex-Klub wäre wichtig. Haberer wartet seit anderthalb Jahren auf ein Tor aus der Distanz. Optionen wie Burcu und Bogdanov könnten von der Bank kommen – Potential ist da, es muss nur abgerufen werden. Bei erfolgreichem Auftreten sollte ein klarer Sieg gegen Heidenheim möglich sein. Auf geht’s!

Icke: Wenn Bundesligisten sich im Januar verstärken oder schwächen, beginnen die Verhandlungen meist jetzt – mindestens vier Wochen vorher. Wie geht Union mit Leite und Doekhi um? Verlieren wir beide oder nur einen? Kommt externer Ersatz oder werden Lücken intern geschlossen? Wird ein Spielmacher (8er oder 10er) verpflichtet? Läuft das Interesse an Awoniyi weiter? Fragen über Fragen.

Von außen dringt wenig an die Öffentlichkeit, Spekulationen gibt es viele. Angeblich interessiert sich Union für den österreichischen Nationalspieler Lazaro, der aber auf der rechten Außenbahn spielt. Dort sind wir aber mit Trimmel und Juranovic gut besetzt. Junioren-Nationalspieler Prosche will sich dort ab Sommer ebenfalls durchsetzen. Die Verpflichtung Lazaros würde wenig Sinn machen.

Ob Jeremiah St. Juste ein Thema ist, falls Doekhi geht? Er ist bei Sporting Lissabon außen vor, nicht einmal auf der Bank. Er ist 29 und damit schwer vorstellbar. Sein Leistungsstand ist unklar. Leite-Ersatz ist er sowieso nicht, da wir einen Linksfuß brauchen. Wahrscheinlich beobachten wir weiterhin Diamande. Er spielt zuletzt wieder in Frankreichs erster Liga. Ein vages Gerücht.

Ein neues Gerücht aus England besagt, Awoniyi sei in Bremen ein Thema. Das ruft Erinnerungen an seine erfolgreiche Zeit bei Union wach. Er ist allerdings verletzungsanfällig. Eine Leihe mit Kaufoption wäre wohl der Weg. Ist er fit, wäre er Stammspieler bei Union. Wahrscheinlich müssten wir dann einen unserer Stürmer abgeben – wohl Ljubicic.

Sonst wenig Bewegung an der Nordkorea-Front, aber ein Offensivspieler wird dringend gebraucht. Eisern.