Union-Berlin-Blog: In Wolfsburg nicht den Fokus verlieren – Einsatz allein reicht nicht aus
Berlin – Eiserne Leidenschaft: Der Union-Berlin-Blog auf TAG24 wird von drei echten Berliner Fußball-Originalen betrieben.
Die Verfasser:
Icke (Jürgen Heinemann) ist seit Mitte der 70er Jahre Union-Fan und seit über 30 Jahren im Vertrieb tätig, ausgebildeter Betriebswirt, verheiratet und Vater eines erwachsenen Kindes. Er lebt mittlerweile in Grünheide und ist der Gründer dieses Blogs.
Unionfux (Tobias Saalfeld) ist seit mehr als 40 Jahren eingefleischter Union-Fan, arbeitet als freier Mitarbeiter in Theater, Rundfunk und Fernsehen und schreibt auch dort.
Beecke (Christian Beeck), ehemaliger Bundesliga-Profi (Hansa Rostock, Energie Cottbus), früherer Manager bei Union, mit 21 Länderspielen für die DDR-Junioren sowie Teil des Union-Nachwuchses. Beecke ist Vater von zwei Kindern und unterstützt unseren Blog beratend.
Unionfux: Unbestritten war das ein beeindruckender Kampf, den wir den Bayern erneut geliefert haben. Dass die Münchner letztlich auf unsaubere Mittel zurückgreifen mussten, um den knappen Erfolg über die Zeit zu retten, sagt viel aus. Dennoch darf man nicht übersehen: Alle Ballgewinne sind wertlos, wenn sie sofort oder spätestens beim nächsten Pass durch Ungenauigkeiten (mit einer erschreckend niedrigen Passquote von nur 65 %!) und schlechte Ballannahmen wieder verloren gehen. Sonst hätten wir die Bayern trotz zweier höchst unglücklicher Eigentore in die Knie gezwungen – sowas gab es wohl kaum schon mal.
Wir konnten den angeschlagenen Gegner jedoch nicht entscheidend niederstrecken. Außer dem Kopfball von Querfeld kurz vor Schluss gelangen aus dem Spiel heraus zu wenige Akzente. Die halbwegs gelungenen Versuche von Schäfer und Ansah pariert ein Weltklasse-Keeper wie Neuer normalerweise problemlos. Und ja, es waren immer noch die Bayern, das habe ich nicht vergessen. Die späten drei Wechsel wirkten auch etwas irritierend – speziell Spieler wie Juranovic oder Köhn hätten noch einmal frischen Schwung bringen können. Vielleicht wollte man den Kader etwas schonen, zumal wir zusammen mit dem Meister die kürzeste Regenerationszeit aller Pokalbundesligisten haben.
Noch eines: Rönnow wirkte bei den ersten beiden Gegentoren etwas unglücklich, doch Fakt ist auch, dass er vor dem ersten Treffer deutlich gestoßen wurde und das zweite Tor nur entstehen konnte, weil Haberer einen unnötigen Eckball verschuldete, indem er seinen Torwart mit einem schlecht getimten Rückpass unter Druck setzte.
Unsere Passqualität muss dringend verbessert werden, wenn wir am Samstag in Wolfsburg bestehen wollen – ja, wenn wir generell gut durch die Saison kommen möchten. Egal wie oft Trainer Baumgart solche Fragen abwiegelt: Genau das fällt in seinen Verantwortungsbereich. Wie einst in einer bekannten Kaffeewerbung aus den 1970ern heißt es: „Mühe allein genügt nicht.“ Konzentration und Können müssen hinzukommen. Es bleibt mir schleierhaft, wie gestandene Profis derart schlampig passen können – und ich spreche nur von Pässen ohne großen Gegnerdruck.
Vor allem dürfen wir nicht erneut die zweite Halbzeit komplett abgeben, wie zuletzt etwa in Hamburg oder gegen Heidenheim. Gegen die Bayern war das immerhin nicht der Fall, wir hatten sogar mit über 50 % seltenen Ballbesitz gegen eine der besten Mannschaften Europas teilweise die Oberhand. Oder liegt es daran, dass wir eine Führung nicht gefährden wollen – und gerade dadurch erst gefährden? Zudem stellen sich einige Fragen: Werden Burke und Ilic, die gegen die Bayern nicht im Kader standen, wieder in der Startelf auftauchen? Findet Ansah vor der Winterpause wieder zu sich? Gelingt Skarke noch ein Tor für uns? Erhalten Nsoki und Burcu endlich eine echte Chance? Und wer ersetzt Khedira, der wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt fehlen wird? Vermutlich Kral, der wohl zusammen mit Schäfer und Kemlein das Mittelfeld bilden wird. Trimmel oder Juranovic? Oder vielleicht sogar beide?
Wir stehen erneut vor einer schwierigen Aufgabe. Seit dem letzten Heimspiel ist klar: In unserer aktuellen Verfassung gibt es keine leichten Gegner. Das heißt aber nicht, dass nichts in Wolfsburg möglich ist. Im Februar 2023 erreichten wir dort immerhin ein Unentschieden – damals waren wir Tabellendritter. Also: Auch wenn es nicht einfach wird, sollten wir optimistisch bleiben. Mit neuem Mut geht’s nach Wolfsburg!
Icke: Ein solches Spiel erlebt man nicht alle Tage. Letztlich zieht der FC Bayern mit einem knappen 3:2-Erfolg beim 1. FC Union in die nächste Pokalrunde ein. Der Sieg war nur bedingt verdient. Union spielte immerhin gegen eine der besten Mannschaften der Welt. Mit unseren begrenzten Mitteln haben wir aber das Maximum herausgeholt.
Die Spielstatistik: Zwei Elfmeter, zwei Eigentore und ein Bayern-Trainer, dessen Lederhose kurz vor Schluss fast von den Knien rutschte. Wann hat ein Bayernjungentrainer zuletzt kurz vor Schluss zwei Innenverteidiger eingewechselt, um einen knappen Vorsprung zu verteidigen? Neuer bekam zudem eine gelbe Karte, weil er gegen Union Zeitspiel praktizierte. Mehr Infos braucht es kaum!
Die erste Halbzeit verlief weitgehend ausgeglichen, allerdings war sie für Union sehr unglücklich. Bereits in der 12. Minute verursachte Ansah ein Eigentor – völlig unbedrängt schoss er ins eigene Netz. Ein Fehler, der schwer zu erklären ist.
Als Kane in der 24. Minute auf 2:0 erhöhte, schien die Partie gelaufen – doch weit gefehlt! Querfeld verwandelte in der 40. Minute einen Strafstoß sicher zum 1:2 und verkürzte damit. In der Nachspielzeit der ersten Hälfte (45.+4) unterlief Leite ein weiteres Eigentor, bei dem er vor dem herausstürzenden Rönnow ins eigene leere Tor köpfte. Fußball-Kinder wissen: Wenn der Torwart „Leo“ ruft, wissen alle Bescheid. Dieses 3:1 zur Pause wirkte wie eine Vorentscheidung.
Doch wieder: Denkste! Union kam mit viel Elan aus der Kabine, das Stadion tobte. Trotz des Rückstandes spürte man, hier ist noch etwas drin. In der 56. Minute gab es einen weiteren berechtigten Elfmeter für Union. Querfeld verwandelte diesmal cool, indem er Neuer in die falsche Ecke schickte. Großartig! Nach langer Zeit haben wir wieder einen souveränen Elfmeterschützen. Das 2:3 gab neue Hoffnung.
Das Stadion erhob sich ein weiteres Mal. Unsere Spieler mobilisierten alle Kräfte. So wollen wir die Alte Försterei erleben. Die Bayern wankten merklich, doch sie stellten ihr Team gut hinten rein. Union drückte und kämpfte. In der 85. Minute lenkte Querfeld einen Kopfball knapp am Pfosten vorbei. Vereinzelt erspielten wir uns Chancen, doch das Quäntchen Glück fehlte. Wie schon erwähnt, parkten die Bayern am Ende den Mannschaftsbus und setzten auf Zeitspiel und eine solide Defensive.
Zum zweiten Mal innerhalb von vier Wochen zeigte Union gegen den Rekordmeister eine klasse Leistung. Nach dem Spiel jubelten die Bayern fast so, als hätten sie die Champions League gewonnen. Sie wussten wohl warum. Wir aber verließen den Platz erhobenen Hauptes. Diese Leistung gilt es zu bestätigen. Union lebt! Eiserne Grüße.
Icke: Die Überschrift ist natürlich mit einem Augenzwinkern zu verstehen, aber in der Bundesliga lieferte Union zuletzt sein bestes Spiel gegen die Bayern ab. Ein User im Union-Forum überraschte mit diesem amüsanten Wortspiel. Gegen die Bayern – das war zuletzt so beeindruckend, dass wir uns regelrecht verwunderten, wer da hinten An der Alten Försterei auflief. Kombinationen, Chancen und eine stabile Abwehr waren das Fundament. Schaffen wir das noch einmal?
Das letzte Bundesligaspiel gegen Heidenheim ignoriere ich mal – das war ein Tiefpunkt. Eigentlich sollte diese Niederlage die Mannschaft aufwecken und motivieren. Die Profis bei Union haben jedenfalls noch eine Rechnung offen. Was könnte besser sein als ein Pokalspiel gegen den besten deutschen Klub? Niemand erwartet etwas von uns, also können wir nur gewinnen.
Die Bayern? Sie hatten eine beeindruckende Siegesserie hingelegt, bis Union ihnen den ersten Punkt abnahm. Dabei hätten sie auch verlieren können – sie hatten ihr Bayern-Glück. In der Champions League bei Arsenal war dann Schluss mit dem Glück: Arsenal zeigte ihre Grenzen auf und gewann verdient. Nun sind wieder wir dran. Beide Teams haben noch etwas gutzumachen.
Ein Blick auf die letzten vier Spiele von Bayern: Erst kamen wir und hätten fast gewonnen – es wurde ein Meisterschaftspunkt. Danach fegten die Bayern Freiburg mit 6:0 vom Platz. Im vorletzten Pflichtspiel verloren sie verdient bei Arsenal. Und ihr Bundesliga-Heimspiel gegen St. Pauli war alles andere als überzeugend. Die Norddeutschen hätten einen Punkt verdient.
Jetzt kommt wieder Union mit Derrick Köhn, dem Namensgeber unserer Überschrift. Tatsächlich verschlang seine Mutter jede Folge von „Derrick“ und gab ihm deshalb den Namen. Ein echter Krimifan eben. Ob er gegen die Bayern in der Startelf steht, entscheidet aber nicht die Mutter, sondern Baumgart. Der wechselt flexibel zwischen Köhn und Rothe.
Wir müssen keine taktischen Vorhersagen treffen, wer spielt oder nicht. Es ist Pokal – alles ist möglich. Spieler und Teams wachsen über sich hinaus. Stadien verwandeln sich zu Hexenkesseln, Einwechselspieler liefern das Spiel ihres Lebens. Manche junge Spieler werden ins kalte Wasser geworfen (kleiner Wink an Steffen). Das wollen wir sehen und noch viel mehr. Eiserne Grüße.
Unionfux: Gerade zwei Schüsse aufs Tor (davon einer Treffer), eine schwächere Zweikampfquote, eine miserable Passquote, weniger Ballbesitz und in den letzten zwanzig und vor allem in den letzten fünf Minuten total konfus – und das gegen den bislang auswärts punktlosen Tabellenletzten zuhause. Da fehlen einem die Worte. Noch dazu, wenn man bedenkt, dass wir aus fünf Bundesligaspielen gegen Heidenheim bisher nur einen Punkt holten. Selbst gegen die Bayern waren wir erfolgreicher. Die Erklärung „Angstgegner“ ist aber zu einfach.
Ich würde gerne wissen, was der Trainer seiner Mannschaft vor dem Spiel und besonders zur Pause gesagt hat. War es seine Vorgabe, in der zweiten Hälfte das Spiel dem Gegner zu überlassen und kaum vernünftige Angriffe zu starten? Und zwei spielentscheidende Fehler in der Abwehr zuzulassen gegen einen Gegner, der nicht besser ist als wir, aber deutlich mehr wollte? Oder hört das Team nicht mehr auf ihn?
Spielerisch und taktisch scheint die Mannschaft schnell überfordert, diesmal sogar stärker als sonst. Zäh und ideenlos beginnt das Spiel, Burke wird oft gesucht, doch der Ball kommt zu selten an und wenn, scheitert unser Schotte an sich und dem Gegner. Einzige nennenswerte Szene ist eine gute Flanke auf Köhn, die er waghalsig, aber ungefährlich verpasst.
Erst zehn Minuten vor der Pause wird es etwas besser, mehr Druck entsteht, daraus resultieren Schüsse von Kemlein und später das 1:0 durch Khedira, die einzigen beiden Torschüsse des Spiels. Doch anstatt zu beflügeln, lähmt das die Mannschaft eher. Das Spiel wird immer fahriger, ungenauer und unordentlicher, Bälle landen schnell wieder beim Gegner, der langsam begreift, dass heute noch etwas zu holen ist. Mehrfach kommen sie gefährlich vor unser Tor, werden aber kurz vor der Strafraumlinie gestoppt.
Die Einwechslungen bringen keine Impulse, sondern passen sich dem niedrigen Niveau an, es geht nur darum, den knappen Vorsprung über die Zeit zu bringen. Das mag gegen Bayern nachvollziehbar sein – aber gegen Heidenheim? Das planlose Ballwegschlagen bringt keine Ruhe ins Spiel und nimmt keine Zeit von der Uhr.
Wie gegen die Bayern reicht das nicht: Erst kassieren wir in der 90. Minute den Ausgleich, dann sogar noch den Siegtreffer nach einer Ecke in der letzten Spielminute – so etwas habe ich lange nicht mehr erlebt, gerade nicht zuhause (und ja, ich erinnere mich an Spiele gegen Kiel, Fürth oder Bochum). Das hat wenig mit Pech zu tun, sondern zeigt klar unsere Defizite. Nur mit Nicht-Fußball sieht man gegen fast jeden schlecht aus, und der Gegner stellte keinen Bus vor sein Tor. Besonders in der zweiten Hälfte gab es Räume, die wir jedoch nicht nutzen konnten. Es mangelt an Dynamik, Genauigkeit, Laufwegen und technischen Fertigkeiten. Fernschüsse gab es kaum, Freistöße vor dem gegnerischen Strafraum wurden nicht erzwungen. Mit nur fünf Ecken und ohne gefährliche Standards wird es schwer, echte Chancen zu kreieren. Unsere Harmlosigkeit ist spätestens seit dem Heimspiel gegen Gladbach ein fester Bestandteil unseres Spiels. Selbst gegen Zweitligisten tun wir uns schwer, Chancen herauszuspielen, und der Trainer hat dafür noch keine Lösung gefunden. Unsere Offensive erzielte zuletzt beim vierten Spieltag gegen Frankfurt ein Tor, danach herrscht Stagnation.
Ein Beispiel: Nach der Pause hat Jeong den Ball vor dem Strafraum, der Angriff wird jedoch danach abgebrochen – viele Spieler wirken lustlos, mutlos und orientierungslos.
Solange keine Fortschritte erzielt werden und sich kaum eine Entwicklung der Mannschaft oder der einzelnen Spieler einstellt, werden wir solche Spiele und Ergebnisse erleben. Nicht falsch verstehen: Union wird auch weiterhin eher eingeschränkt bleiben und kaum feinen Fußball bieten. Aber langsam muss sich Baumgart fragen lassen, was er mit der Mannschaft trainiert und ob er einen klaren Plan hat. Gerade bei einem Club mit begrenzten Mitteln ist das zwingend notwendig. In diesem Spiel war davon nichts zu sehen – auch keine schlagkräftige und entschlossene Mannschaft, sondern eher eine zögerliche Truppe, die weit unter ihren Möglichkeiten blieb. So bleibt eine enttäuschende Heimniederlage zurück, die mehr Sorgen bereitet als nur drei verlorene Punkte, aber wenigstens keine Entschuldigungen zulässt.
Unionfux: Schon seit Tagen wird vor dem vermeintlich leichten Heimspiel gegen die auswärts noch punktlosen Heidenheimer gewarnt. Es gilt als eine der schwersten Aufgaben.
Erstens haben wir in den bisherigen vier Bundesliga-Partien gegen Heidenheim nur ein Unentschieden erreicht und alle anderen Spiele ohne eigenen Torerfolg verloren – das nennt man wohl einen Angstgegner.
Zweitens liegt uns die Favoritenrolle nicht, und wir werden das Spiel kaum dominieren. Der Trainer betont immer wieder, dass wir eher einen „Schweinefußball“ spielen, auch wenn er selbst ein wenig Stolz verspürt.
Generell sollte man die Aufgabe nicht unterschätzen oder auf einen Spaziergang hoffen, aber pessimistisch oder selbstmitleidig an diese Partie heranzugehen, ist auch falsch. Ein Unentschieden zuhause kann zwar ein realistisches Ziel sein, sollte aber nicht das Ende der Fahnenstange sein.
Tabellenachter gegen Tabellenletzten, mit 15 zu 5 Punkten – das sollte für Selbstvertrauen sorgen. Zwar nehmen wir die Favoritenrolle nicht gerne an, aber die Wettquoten sprechen eine deutliche Sprache.
Natürlich wird unser defensives Mittelfeld Mühe haben, die Stürmer in Szene zu setzen, und Konterspiel dürfte eingeschränkt sein. Ich würde deshalb eher mit Jeong als mit Burke beginnen, da der Südkoreaner die nötige Dribbelstärke mitbringt, die gegen tief stehende Mannschaften hilfreicher ist als reine Geschwindigkeit. Aber auch lange Bälle lösen nur selten etwas aus, an denen mangelt es bei uns ohnehin.
Derrick Köhn sollte endlich beweisen, dass er die Mannschaft mit brauchbaren Flanken versorgen kann. Und wird es nicht langsam Zeit für Skarkes erstes Tor, zumal gegen seinen Ex-Verein? Haberer traf zuletzt vor anderthalb Jahren – ein Tor aus der Distanz wäre längst angebracht. Zudem sollten Burcu und Bogdanov von der Bank aus mehr Einsatzzeit erhalten. Das Potenzial ist vorhanden, wir müssen es nur abrufen.
Schaffen wir das in ausreichendem Maß, wäre ein klarer Heimsieg gegen Heidenheim möglich, und wir könnten mit 18 Punkten etwas entspannter in den Jahresendspurt gehen. Angst ist fehl am Platz, Konzentration, Wille und Selbstbewusstsein sind gefragt. Und wenn Doekhi am Ende noch einen Doppelpack erzielt – umso besser!
Am Samstag holen wir den ersten Bundesligasieg gegen Heidenheim – ohne Wenn und Aber. Auf geht’s!
Icke: Wenn Bundesligisten sich im Januar verstärken oder verändern, beginnen die Verhandlungen meist jetzt – also rund vier Wochen vorher.
Was macht Union? Lässt man Leite und Doekhi ziehen? Oder nur einen? Holt man externen Ersatz oder versucht man, die Lücken mit eigenen Spielern zu schließen? Kommt endlich ein Spielmacher (egal ob „8“ oder „10“)? Greifen wir das Gerücht auf, dass Awoniyi auf dem Markt ist? Fragen über Fragen.
Wie immer hält sich das Forsthaus bedeckt, dafür gibt es Fake-News. Angeblich sind wir an dem österreichischen Nationalspieler Lazaro interessiert – aber der spielt als rechter Außenverteidiger, eine Position, die bei uns mit Trimmel und Juranovic bestens besetzt ist. Auch Haberer kann notfalls dort spielen, und Junioren-Nationalspieler Prosche will sich dort ebenfalls etablieren. Der Lazaro-Transfer würde keinen Sinn machen.
Ob Jeremiah St. Juste ein Thema ist, falls Doekhi geht? Er ist bei Sporting komplett außen vor, sitzt nicht einmal auf der Bank. Zudem ist er, wie Lazaro, schon 29 Jahre alt. Das macht einen Transfer schwer vorstellbar. Ein Ersatz für Leite ist er auf keinen Fall, da wir eher einen Linksfuß brauchen. Wahrscheinlich beobachten wir weiterhin Diamande, der zuletzt wieder in der französischen Ligue 1 spielt – ein vages Gerücht.
Ein neues Gerücht aus England besagt, dass Awoniyi bei Bremen ein Thema sein soll – viele denken dabei spontan an seine erfolgreiche Zeit bei Union. Qualitativ wäre das sicher eine gute Lösung, aber er ist verletzungsanfällig. Wahrscheinlich käme nur eine Leihe mit Kaufoption infrage. Ist Awoniyi fit, wäre er Stammspieler bei Union. Wahrscheinlich müsste dann ein Stürmer gehen – vermutlich Ljubicic, der bei Baumgart bisher keine Spielzeit erhalten hat. Bochum zeigte schon Interesse an ihm. Ein guter Manager hat solche Geschäfte meist früh abgeschlossen. Die Antwort dürfte eine Leihe sein – ob mit Kaufoption oder nicht, hängt vom Gesamtpaket ab.
Letzten Sommer haben wir bei Florian Neuhaus gepennt. Er wäre unser Spieler für die „8“ gewesen. Jetzt hat er sich in Gladbach durchgesetzt und spielt wieder. Thema abgeschlossen. Darvich wechselte günstig von Barcelona nach Stuttgart, wo er enttäuscht ist und in der zweiten Mannschaft spielt – ein Mega-Talent. Vielleicht findet man eine Lösung mit dem VfB? So jedenfalls kann es nicht weitergehen. Die zentrale Mittelfeldposition ist seine Spielposition. Wie schnell sich Talente entwickeln können, zeigen gerade die Beispiele bei Bayern wie Karl. Es macht Freude, ihm zuzusehen.
Schauen wir, was Horst Heldt für uns vorbereitet. 36 bis 40 Punkte werden auch in diesem Jahr schwer zu erreichen sein. Aktuell sieht es gut aus, aber was bei möglichen Abgängen in der Abwehr passiert, ist ungewiss. Eiserne Grüße.
Unionfux: Hätten wir gestern verloren, wäre unser Vorsprung auf den Relegationsplatz auf vier Punkte und auf St. Pauli auf nur zwei zusammengeschrumpft. Dank unseres zweiten Auswärtssiegs sind es aber auf beide komfortable acht Punkte. Das zeigt, wie wichtig der Erfolg am 11. Spieltag ist. Allerdings war das Spiel überwiegend ernüchternd.
In der ersten Hälfte kam der Gastgeber kaum zu einem Schuss aufs Tor, nur Pereira Lage setzte einen Kopfball nach einer Flanke von Hountondji knapp links vorbei. Wir brauchten etwas, konnten aber in den letzten zehn Minuten vor der Pause Ilic und Querfeld mit Distanzschüssen sowie Rothe mit einem Kopfball testen. In der 44. Minute erzielte Khedira nach einem Einwurf von Trimmel das 1:0, nachdem Oppie den Ball nur zurückköpfen konnte. Ein fast perfekter Zeitpunkt, um in Führung zu gehen, mit der wir in die Pause gingen.
In der zweiten Hälfte überließen wir St. Pauli fast komplett das Spiel, hatten wenig Ballbesitz und setzten fast ausschließlich auf lange Bälle, die meist ungenau und ungefährlich waren. Die technischen Mängel bei uns erleichterten es St. Pauli, uns vom eigenen Tor fernzuhalten. Wirkliche Tormöglichkeiten hatten sie kaum.
Rönnow musste erst nach einer Stunde zweimal eingreifen, bei einem Schuss von Fujita und einem Kopfball von Wahl. Glück hatten wir in der 74. Minute, als Pereira Lage einen Schuss an den Innenpfosten setzte und auch der Nachschuss nicht genutzt wurde. Zehn Minuten später klärte Haberer eine direkte Ecke knapp vor der Linie. Unsere Abwehr stand gut, bis auf eine unglückliche Situation, bei der Trimmel Rönnow den Ball aus den Händen spitzelte – beides blieb folgenlos. In der Nachspielzeit verpasste Skarke mit einem Schuss knapp das Tor. Insgesamt hatten wir nur einen ernsthaften Torschuss nach der Pause.
So steht am Ende ein dreckiger, aber wichtiger Sieg, der einen wenig überzeugenden und verunsicherten Gegner sowie etwas Glück brauchte. Normalerweise hätten wir mit so wenig Offensivkraft keine Punkte geholt. Das Beste sind die drei Punkte. Das setzt sich eine Serie fort: Fünfmal hat Matchwinner Rani Khedira in knapp viereinhalb Jahren für uns getroffen – und alle diese Spiele gewannen wir.
Wir sind kein Aufbaugegner für Mannschaften in Talfahrt (St. Pauli kassierte zuletzt acht Niederlagen in Folge – Vereinsrekord). Trotzdem sollten wir über die spielerische und technische Armut der zweiten Hälfte nachdenken, auch wenn wir den ersten Zu-Null-Sieg der Saison feiern konnten. Vielleicht hilft ein Blick auf die Tabelle über die Woche. Eiserne Grüße.
Unionfux: Die Begegnungen mit dem FC St. Pauli sind stets etwas Besonderes – allein wegen der polarisierenden Fangemeinschaft. Entweder man mag sie und sieht eine gewisse Nähe zu unserem Verein oder man empfindet das Verhalten der „Braun-Weißen“ als zu hysterisch und selbstgefällig.
St. Pauli ist ein Konkurrent im Abstiegskampf. Sie starteten stark mit sieben Punkten nach drei Spielen, sind aber seit sieben Spieltagen ohne Sieg und erzielten in dieser Zeit nur zwei Tore. Das Pokal-Comeback gegen Hoffenheim, als sie in letzter Sekunde ausgleichen und im Elfmeterschießen gewinnen, war ein Lichtblick. Die Lage ist angespannt, Druck und Verunsicherung sind spürbar.
Trainer Baumgart hat noch eine Rechnung offen: Im Januar gab es eine bittere Niederlage am Millerntor mit einer erschreckenden Leistung. Nun möchte man zeigen, dass es auch anders geht. Die nächsten beiden Spiele gegen St. Pauli und Heidenheim sind richtungsweisend, sechs Punkte möglich und wichtig.
Wir werden wohl weniger Ballbesitz haben und aus Kontersituationen agieren, wie so oft. Umso wichtiger ist die Rückkehr von Christopher Trimmel nach Gelbsperre und die Genesung von Josip Juranovic. Vermutlich beginnt Trimmel, danach wird Juranovic zur Pause eingewechselt. Andrej Ilic könnte für den glücklosen Skarke starten. Im Mittelfeld wird Haberer wohl Schäfer vorgezogen, und Kemlein wird gegen seine ehemalige Leihstation Heidenheim besonders motiviert sein. Livan Burcu könnte erste Einsatzminuten erhalten.
Die Wettervorhersage verspricht angenehme 17 Grad und wechselhaftes Wetter – beste Voraussetzungen für ein spannendes Herbstspiel. Die Alte Försterei soll erzittern, wenn wir von unserer besten Seite auftreten und die Serie gegen Freiburg weiter ausbauen. Auf geht’s!